BFM-Chef: Blancho hat eine Chance vergeben
Nach einem Treffen mit dem umstrittenen Islamischen Zentralrat hat sich der Direktor des Bundesamtes für Migration, Alard du Bois-Reymond, zum Inhalt der Gespräche geäussert. Er zeigt sich enttäuscht.

Der Islamische Zentralrat (IZRS) muss draussen bleiben, wenn sich Muslime mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf zum Dialog treffen. Das hat das Bundesamt für Migration (BFM) am Dienstag nach einem Treffen mit führenden Exponenten des Zentralrats klar gemacht.
Fundamentalistische Stellungnahmen brachten den IZRS in den letzten Wochen in die Schlagzeilen. So hatte Zentralratspräsident Nicolas Blancho in Interviews erklärt, die Steinigung von Frauen sei «ein Bestandteil, ein Wert meiner Religion».
Das Bundesamt für Migration lud Blancho und IZRS-Sprecher Quasim Illi deshalb zu einer rund einstündigen Aussprache nach Bern ein. Dabei stellte BFM-Chef Alard du Bois-Reymond klar, dass die hiesige Rechtsordnung für alle in der Schweiz lebenden Menschen gelte.
Den Islamischen Zentralrat forderte er auf, sich explizit von der Steinigung von Frauen zu distanzieren. Ferner machte der BFM- Direktor deutlich, dass bestimmte Werte wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht vernhandelbar seien.
Auch die Einführung eines Fatwa-Rats komme nicht in Frage; die Bildung von Parallelgesellschaften müsse verhindert werden. Doch «es ist schwierig, an diese Leute heranzukommmen», sagte du Bois-Reymond nach dem Treffen gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
«Chance vergeben»
Blancho habe es abgelehnt, sich ohne Wenn und Aber von der Steinigung zu distanzieren. Damit habe der IZRS-Chef eine Chance vergeben: «Als Schweizer, der zum Islam konvertiert ist, wäre er doch ein idealer Brückenbauer.»
Dass sich der Zentralrat durch den Ausschluss vom Muslim-Dialog radikalisieren könnte, sei nicht auszuschliessen, räumte du Bois- Reymond ein. Die Antwort der Bundesbehörden bestehe darin, dass man den Dialog mit den gemässigten, integrationswilligen Muslimen verstärken wolle.
Die regelmässigen Treffen hatte Justizminister Christoph Blocher eingeführt. Seine Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf will nun «Nägel mit Köpfen» machen, wie du Bois-Reymond sagte. Nach einer Serie informeller Gespräche solle es ab dem nächsten Treffen am 19. Mai konkreter werden.
«Wir wollen nun die Spielregeln des Zusammenlebens aushandeln», sagte du Bois-Reymond. Nach Angaben seines Amts leben heute rund 350'000 Muslime in der Schweiz; die überwiegende Mehrheit sei gut integriert oder integrationswillig.
IZRS beharrt auf seiner Position
Rund 1000 Muslime seien nunmehr Mitglied im Islamischen Zentralrat, stellte dessen Sprecher Illi gegenüber der SDA fest. Damit spiele seine Organisation in der muslimischen Gesellschaft eine «gewisse Rolle». Langfristig wäre es laut Illi deshalb «falsch und kontraproduktiv», den IZRS vom Muslim-Dialog fernzuhalten.
Beim Gespräch im Bundesamt für Migration habe sich der Zentralrat übrigens nochmals ausdrücklich zum hiesigen Recht und zur Schweizer Gesellschaftsordnung bekannt, betonte Illi. Zugleich habe man darauf hingewiesen, dass die grundsätzlichen Werte einer Gesellschaft «stets im Fluss» seien und sich verändern könnten.
Als erfreulich bezeichnete es Illi, dass die «Türen für den Dialog mit dem Bund» weiterhin offen seien. Das stellte auch BFM- Chef du Bois-Reymond fest: Ein Dialog sei grundsätzlich immer denkbar.
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