Absolutes Feuerverbot in LiestalSogar der Kantonshauptort geht weiter als der Kanton
Immer mehr Gemeinden im Kanton Baselland verbieten wegen der anhaltenden Trockenheit am 1. August das Abbrennen von Feuerwerk. Trauen sie etwa der Einschätzung des Krisenstabs nicht?

Das Oberbaselbiet wird mehr und mehr zur feuerfreien Zone. Nachdem Anfang Woche bereits einzelne Gemeinden ein absolutes Feuerverbot ausgesprochen hatten, zog am Mittwoch die Region Liestal nach. Währenddessen erlaubt der Kanton Baselland Feuerwerk, solange man eine Mindestdistanz von 200 Metern zum Waldrand einhält.
«Wir sind vergangene Woche auf den Kanton zugegangen mit dem Wunsch, dass er ein allgemeines Feuerverbot ausspricht», sagt die Liestaler Stadträtin Pascale Meschberger. Der Krisenstab hat jedoch an seinem Entscheid festgehalten und Liestal geraten, die Bevölkerung zur Vorsicht zu ermahnen. «Das ging uns nicht weit genug.»
Misstraut man in Liestal den Experten beim kantonalen Krisenstab? Meschberger verneint. «Wir trauen dem Kanton. Es ist nur einfach so, dass er bei seinen Entscheiden eine Gratwanderung zwischen den Interessen der Oberbaselbieter Gemeinden und der Agglomeration absolvieren muss, da die Gefahrenlage unterschiedlich ist.»
Wird das Unterbaselbiet vom Kanton bevorzugt?
Dazu kommt, dass manche ländlichen Gemeinden an die Kantone Aargau und Solothurn grenzen, wo ein absolutes Feuerwerksverbot herrscht. Die Agglo indes ist näher an Basel-Stadt, wo man sogar am grossen 1.- August-Feuerwerk über dem Rhein festhält. Priorisiert der Kanton Baselland also das Unterbaselbiet, wenn er seinen Entscheid lieber mit Basel-Stadt als mit dem Aargau und Solothurn koordiniert?
«Im Unterbaselbiet leben mehr Menschen als im Oberbaselbiet», sagt Ueli Meier, Leiter des Amts für Wald beider Basel. Von einer Bevorzugung der Agglomerationsgemeinden möchte er aber nicht sprechen. Gerade weil man sich bewusst sei, dass je nach Lage ein absolutes Verbot sinnvoll oder eben nicht nötig sei, überlasse man diese Entscheidung den Gemeinden. «Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt ausserdem, dass die Leute vorsichtig mit Feuerwerkskörpern umgehen. Nur selten kam es deshalb zu Bränden.»
Meier vermutet, dass die Gemeinden bei ihrem Entscheid auch die Stimmung in der Bevölkerung berücksichtigen – etwa «den erwarteten Entrüstungssturm der Feuerwerksgegner».
«Es ist nicht gut, wenn die Leute sich nur noch an den Verboten des Kantons orientieren.»
Damit liegt er richtig. Die Stimmung in der Bevölkerung habe sicher auch zur Entscheidung in Liestal beigetragen, sagt Meschberger. Als sie die 200-Meter-Abstand-zum-Wald-Regel mit Einwohnern erörtert habe, hätten diese nur abgewinkt. «Nai, chum, höred uf.» Lieber solle man es gleich ganz verbieten.
Meschberger weiss, dass das private Feuerwerk eine ganze Reihe von Gegnern hat – von Tierhalterinnen über Umweltschützer bis hin zu Personen, die mit der Knallerei einfach nichts anfangen können. Es ist ihr jedoch wichtig, zu betonen, dass «wir das Feuerwerk nicht aus politischen Gründen verbieten. Dafür bräuchte es zuerst einen demokratischen Entscheid.» Ausschlaggebend sei der Sicherheitsaspekt gewesen. «Wir möchten möglichst kein Risiko eingehen.» Ein absolutes Verbot lasse sich auch leichter durchsetzen als ein teilweises.
Ueli Meier vom Amt für Wald beider Basel nimmt eine andere Perspektive ein. «Es ist nicht gut, wenn die Leute sich nur noch an den Verboten des Kantons orientieren und nicht mehr selbst auf die Idee kommen, dass es unklug ist, neben trockenen Ästen einen Feuerwerkskörper zu zünden.» Er setze auch ein Stück weit auf die Eigenverantwortung und die Vernunft der Leute.
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