Verdichtungsplan in MünchensteinBewohner befürchten Leerkündigungen
Im Quartier Zollweiden soll eine Änderung des Quartierplans die Aufstockung von Mehrfamilienhäusern ermöglichen. Rund 200 Einwohner haben Angst vor einer Mietzinserhöhung.

Bewohnerinnen und Bewohner im Quartier Zollweiden sind in Sorge: Die Gemeinde plant, den bestehenden Quartierplan zu überarbeiten. Der neue Plan soll Besitzerinnen und Besitzern von Mehrfamilienhäusern erlauben, die Liegenschaft um ein Vollgeschoss aufzustocken. Ziel der Überarbeitung ist laut Gemeinde eine «sanfte Verdichtung der bestehenden Wohnnutzung, sodass der Charakter der Siedlung nicht markant verändert wird».
Das Entwicklungsgebiet Zollweiden mit einer Grösse von rund 84’500 Quadratmetern liegt grösstenteils östlich der Baselstrasse und reicht bis an die Birs. Es umfasst die Sondernutzungsplanung «QP Zollweiden» vom 18. März 1980. Das Areal Zollweiden wird in mehrere Entwicklungsbereiche aufgeteilt. Die Reiheneinfamilienhäuser werden einer Wohnzone zugeordnet und sind somit künftig nicht mehr Teil der Quartierplanung.
Dadurch erhalten die Eigentümerinnen und Eigentümer mehr Optionen zur baulichen Erweiterung. Die Mehrfamilienhäuser werden in die neue Quartierplanung eingeführt. Die möglichen Aufstockungen sollen zusätzlichen Wohnraum für rund 200 Personen schaffen, wie das «Wochenblatt» schreibt.
Bewohner könnten ihr Zuhause verlieren
Die IG Zollweiden, zu der mittlerweile rund 200 Mitglieder zählen, wehrt sich gegen die Pläne der Gemeinde. Konkret befürchten die Anwohnerinnen und Anwohner die mit einer Sanierung verbundenen Mietzinserhöhungen, Leerkündigungen und jahrelange Baustellen. «Durch den neuen Quartierplan sind über 300 günstige Wohnungen bedroht, und im Extremfall könnten etwa 700 bis 750 Bewohnerinnen und Bewohner ihr Zuhause verlieren», schreibt die Interessengemeinschaft auf ihrer Website. In einem ersten Gespräch mit der Gemeinde hätten die Befürchtungen leider nicht entkräftet werden können, so die IG.
Auch der zuständige Gemeinderat Daniel Altermatt (GLP) wohnt im Quartier Zollweiden. «Ich merke, dass der Sanierungsbedarf gross ist: Alle Leitungen, Fenster und Flachdächer sind in schlechtem Zustand, Küchen und Bäder sind verbraucht.» Die ursprünglich eher teuren Wohnräume in der Siedlung seien nur so günstig, weil seit 40 Jahren nicht renoviert worden sei.
Jetzt folgen nächste Schritte
Saniert werden müsse auf jeden Fall – mit oder ohne neuen Quartierplan. Ohne neuen Quartierplan könne jeder Liegenschaftsbesitzer im Rahmen des gültigen Rechts sanieren oder neu bauen, wie es sich für ihn rechne. Mit dem neuen Quartierplan könne die Gemeinde immerhin einen gewissen Einfluss auf Umfang und Abläufe nehmen, auch im Sinne einer Entlastung der Mieterschaft.
Der Quartierplan, der bisher nur in Entwürfen steht, hat die erste Kontrolle beim Kanton bestanden. Jetzt müsse man Verträge mit den Eigentümerinnen und Eigentümern aushandeln, so Altermatt. Der Plan kann seit Dienstag während der Schalterstunden bei der Bauverwaltung eingesehen werden.
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