Verkehrsunfälle in BaselBetrunkene E-Bike-Fahrer als zunehmendes Problem
Mit der Zunahme der E-Bikes kommt es auch vermehrt zu Unfällen im Verkehr. Nicht die Autofahrer sind bei ihrem Alkoholkonsum unverantwortlich, sondern die Velofahrer.

Die Fahrt endete abrupt. Dann begannen die Schmerzen. Ein 48-jähriger Velofahrer wurde in Riehen am vergangenen Sonntag von zwei parkierten Autos gestoppt. Genauer: Der Velofahrer rammte in seinem Suff die beiden Fahrzeuge. Dabei verletzte er sich im Gesicht. Das Messgerät hielt später 0,9 Promille Alkohol im Blut fest.
Das ist kein Einzelfall, wie die am Montag von Basel-Stadt vorgelegte jährliche Bilanz über die Verkehrsunfälle auf Kantonsgebiet zeigt. Bei 65 von 143 Verkehrsunfällen, in denen ein Fahrrad beteiligt war, galten die Fahrerinnen und Fahrer von Velos oder E-Bikes als Hauptverursacher. In 16 dieser 65 Fälle war Alkohol als Hauptursache für den Unfall im Spiel.
Die nüchternen Autofahrer
Bei den Autofahrern scheint der Alkohol hingegen mittlerweile kaum noch ein Problem zu sein. In 161 von 418 Zusammenstössen mit Autobeteiligung war die Fahrerin oder der Fahrer Hauptverursacher. Die Gründe dafür sind unter anderem Missachten des Vortrittssignals (22), Nichtgewähren des Vortritts bei Fussgängerstreifen (21) oder beispielsweise unvorsichtiges Öffnen der Wagentür (7). Alkohol taucht als Unfallursache in dieser Statistik nicht auf.
Die Kampagnen zur Sensibilisierung von Autofahrerinnen und Autofahrern scheinen somit Wirkung zu zeigen – anders als bei den Zweiradfahrern. «Offenbar sind sich viele Velofahrende nicht bewusst, dass die 0,5-Promille-Grenze auch für sie gilt», sagt dazu Adrian Plachesi, Sprecher der Basler Kantonspolizei.
Er verweist aber darauf, dass die Zahl der Velo- und E-Bike-Fahrer, die alkoholisiert einen Unfall verursachen, innert Jahresfrist leicht zurückgegangen sei. Allerdings ist die Zahl der Verkehrsunfälle auch insgesamt zurückgegangen. Rund 5 Prozent beträgt der Rückgang der Unfallzahlen gegenüber dem Vorjahr. Deutlicher ist der Unterschied hingegen mit dem Jahr 2019. Damals, noch vor Corona, verzeichneten die Behörden 747 Unfälle. Im letzten Jahr waren es 577.
Todesfälle
Bei fünf Unfällen musste ein Todesopfer beklagt werden. Bei weiteren 95 gab es Schwerverletzte. Drei der fünf Todesopfer kamen bei einem Schleuder- oder Selbstunfall respektive bei einem Fahrstreifenwechsel oder Überholunfall ums Leben. Sämtliche Todesopfer sind jedoch Fussgänger (2), E-Bike-Fahrer (2) oder Velofahrer.
Wenig überraschend: Unfälle, bei denen Alkohol eine Hauptrolle spielt, finden vor allem nachts statt. 21 von 29 Unfällen, bei denen Personen wegen eines Betrunkenen zu Schaden kamen, fanden zwischen 21 Uhr und 6 Uhr morgens statt. Vermutlich ebenfalls wenig überraschend: Der weitaus grösste Teil der alkoholisierten Unfallverursacher ist männlich und zwischen 25 und 44 Jahre alt.
Detail am Rande: Bei knapp der Hälfte aller Unfälle mit Personenschaden ist keine Kollision vorausgegangen. Das sind zum Beispiel Velofahrer oder E-Bike-Fahrerinnen, die die Kontrolle über ihr Zweirad verloren haben.
Macht die Basler Polizei künftig mehr Velokontrollen mit Fokus auf Alkohol? Polizeisprecher Plachesi nennt solche zusätzlichen Schwerpunktkontrollen «eine mögliche Massnahme». Er mahnt aber auch an den Verstand aller Verkehrsteilnehmer: «Wer trinkt, fährt nicht.»
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