Besucher-Plus an der Frankfurter Buchmesse
Für die Literaturbranche geht die anstrengendste Woche des Jahres zu Ende. Die Frankfurter Buchmesse hatte weniger Fachbesucher, aber mehr Lesepublikum. Zuversicht war trotzdem nicht zu spüren.

Die Frankfurter Buchmesse schliesst ihre Tore. Das Fazit: Internet-Handel und E-Books treiben die Branche vor sich her. Ein Ausweg vielleicht: Bücher, die so schön sind, dass man sie nicht aus der Hand legen mag.
Die Buchmesse kann ein kleines Besucher-Plus verbuchen – dank der privaten Bücherfans. Insgesamt kamen mit knapp 282'000 Menschen 0,6 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, wie die Organisatoren der weltgrössten Bücherschau heute mitteilte.
Schwerpunkte verschoben
Während es 1,6 Prozent weniger Fachbesucher waren, machte es der Ansturm des allgemeinen Publikums wieder wett: 2000 (3 Prozent) private Bücherfans mehr wurden gezählt. Im vergangenen Jahr hatten 280'000 Menschen die Bücherschau besucht. Insgesamt waren etwa 7300 Anbieter aus rund 100 Ländern vertreten.
Die Schwerpunkte der Messe haben sich verschoben, sagte Buchmesse- Sprecherin Katja Böhne. «Wir haben die Messe in den vergangenen Jahren sanft aber nachdrücklich in die richtige Richtung geschoben.» Der Rechtehandel werde immer wichtiger, die Messe werde immer internationaler. Fachveranstaltungen, zum Beispiel über Social-Media- Kampagnen, würden stark nachgefragt.
«Dadurch, dass der Handel als Zwischenvermittler immer häufiger aussen vor bleibt, müssen sich die Verlage direkt an den Leser wenden», sagte Böhne. Die Verkaufszahlen liegen bislang unter dem Vorjahr. «Es ist ein schwierigeres Jahr als 2011», sagte der Sprecher der Verlagsgruppe S. Fischer, Martin Spieles.
Trend zu hochwertigen Büchern
Trotzdem sind die Verlage für den Jahresendspurt optimistisch - viele haben für das wichtige Weihnachtsgeschäft bestsellerverdächtige Autoren im Programm. «Es ist eine Tragödie, dass es wahnsinnig viele gute Bücher gibt, aber die Leserschaft nicht weiter wächst», stellte Hanser-Verleger Michael Krüger fest.
Es zeichnet sich ein Trend zu hochwertig gestalteten Büchern ab, um gegen den E-Book-Trend oder den Internetversand zu bestehen. Einige Verlage planen, mit besonderer Typographie und Umschlaggestaltung das «haptische Erlebnis» des gedruckten Buchs spürbar zu machen.
Zu den meistumlagerten Gästen der Messe zählten wie üblich nicht unbedingt die besten, sondern die prominentesten Autoren: Arnold Schwarzenegger, Erotikbuch-Star E.L. James, das Ehepaar Kachelmann.
Neuseeland «buntestes Gastland»
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck unterhielt sich mit Stephan Thome, der für den Deutschen Buchpreis nominiert war - unter anderem über China, in Frankfurt dieses Jahr ein grosses Thema. Die Messe debattierte über Literaturnobelpreisträgers Mo Yan, einer seiner Kritiker, Liao Yiwu, erhielt den Friedenspreis.
Ehrengast Neuseeland war zufrieden. «Not bad», bilanzierte Organisatorin Tanea Heke in landestypischem Understatement. 80 Autoren waren nach Deutschland gekommen, 100 Bücher neu ins Deutsche übersetzt worden.
Buchmessen-Direktor Juergen Boos lobte «das bunteste Gastland, das wir jemals hatten - und das nasseste.» Die Gestalter des neuseeländischen Pavillons hatten die Messehalle mit Wasser geflutet und es regnen lassen. 2013 ist Brasilien dran.
SDA/wid
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