Actelion-Gründer ausgezeichnetBerührende Würdigung eines Erfolgs-Teams
Martine und Jean-Paul Clozel sowie Walter Fischli erhalten für ihre Verdienste den Anerkennungspreis für eine starke Region Basel/Nordwestschweiz.

Felix Wettstein und Karin Kälin Neuner-Jehle, Co-Präsidium Vereinigung für eine starke Region Basel/Nordwestschweiz (l.), und Vizepräsident Luca Urgese (r.).
«Die Geschichte der Preisträgerin und der Preisträger ist eine Geschichte, die zeigt, was Grosses und Beeindruckendes entstehen kann, wenn jemand eine Idee, eine Vision mit Leidenschaft, Forschungs- und Unternehmergeist und Beharrlichkeit verfolgt», sagte der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber bei der Verleihung des Anerkennungspreises für eine starke Region Basel an die Actelion-Gründer Walter Fischli sowie Martine und Jean-Paul Clozel am Dienstagabend in Allschwil. Dabei müsse man aber auch bereit sein, Rückschläge in Kauf zu nehmen, ergänzte er und zitierte in diesem Zusammenhang Jean-Paul Clozel, der einmal gesagt hat: «Es liegt immer eine besondere Magie in der Entwicklung neuer Arzneimittel – einer Pille, die jemandes Leben verlängern kann.»
«Auch der zweite Neuanfang ist gelungen.»
Der Werdegang Laubers und jener der Clozels und von Fischli ist eng gekoppelt. Actelions Gründung erfolgte 1997, ein Jahr nach seiner Wahl in den Gemeinderat von Allschwil. Später als Gemeindepräsident habe er die steile Entwicklung des Unternehmens, aber auch des ganzen Gebiets Bachgraben hautnah verfolgen können. «Ich bin stolz darauf, was hier in Allschwil und der Region in den letzten 20 Jahren entstanden ist», sagte Lauber sichtlich bewegt. Er freue sich auf die nächsten Entwicklungsschritte und sei gerne bereit, diese so gut wie möglich zu unterstützen.
«Tracleer war geboren»
Das absolut Geniale an der Geschichte von Actelion sei, dass die heutigen Preisträger quasi mit der einen Hand Forschung auf Spitzenniveau betrieben und gleichzeitig mit der anderen Hand innert weniger Jahre Europas führenden Biotech-Konzern aufgebaut hätten. Das Ehepaar Clozel, Fischli und der bereits verstorbene Thomas Widmann hätten sich in den Achtzigerjahren bei Roche kennen gelernt und dort zwei Substanzen gegen Herzinsuffizienz entwickelt. Wegen möglicher Nebenwirkungen stoppte Roche die klinische Entwicklung. Clozels, Fischli und Widmann machten sich mit Actelion selbstständig, erlebten Hochs und Tiefs und wiesen schliesslich nach, dass der Wirkstoff Bosentan sehr wirksam gegen Lungenbluthochdruck ist. «Es konnte also doch noch ein Medikament entwickelt werden, das zum hochrentablen Blockbuster wurde», sagte Lauber. «Tracleer war geboren.»
In seiner Blütezeit beschäftigte Actelion 2500 Mitarbeitende, davon 1000 in Allschwil. Nach 20 Jahren kam die Zerschlagung des Unternehmens. Der Forschungs- und Entwicklungsbereich wurde unter dem neuen Namen Idorsia ausgegliedert. Das neue Unternehmen blieb Allschwil treu. Johnson & Johnson kaufte den Rest für 30 Milliarden Dollar. «Es war ein mutiger und mit Risiko behafteter Schritt», sagte Lauber in seiner Laudatio. «Auch der zweite Neuanfang ist gelungen.» Dies lässt sich auch an den jüngsten Quartalszahlen von Idorsia ablesen. Das Unternehmen beschäftigt gegenwärtig über 1000 Fachkräfte, die Liquidität liegt bei rund 1,4 Milliarden Franken. «Auf dem Weg zu einem führenden biopharmazeutischen Unternehmen kommen wir kontinuierlich voran», kommentiert Clozel den aktuellen Geschäftsverlauf.
Grossräumig denken
Mit ihrer Forschung und Medikamenten hätten die Preisträger das Leben vieler Menschen verbessert, aber auch das Bild und die Entwicklung von Allschwil sowie der ganzen Region nachhaltig geprägt, sagte der Baselbieter Finanzdirektor an der Preisübergabe. Der Bachgraben sei «ein beeindruckendes dynamisches Areal der Innovation, das inzwischen weitere Unternehmen und Institutionen anzieht».
Diese Dynamik sei mit ein Grund, weshalb die Vereinigung für eine starke Region Basel/Nordwestschweiz die drei Forscher mit ihrem Anerkennungspreis auszeichne. Mit ihm würden Personen und Organisationen geehrt, die sich in der Nordwestschweiz um die Beseitigung von Hindernissen in der Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinaus verdient gemacht oder Projekte von überregionaler Bedeutung realisiert hätten. «Es ist dringend nötig, dass wir langfristig und grossräumig denken und entsprechend handeln», betonte Lauber.
Jean-Paul Clozel, der selbst im schwarzen Mercedes zur Übergabe des Preises mit seiner Frau vorgefahren war, wegen Rückenschmerzen aber auf einen Rollator angewiesen, überliess die Dankesrede seiner Frau und Fischli. Beide erinnerten an die Gründungszeit von Actelion und der betriebseigenen Kultur, viel zu arbeiten und viel zu geben. Sie brachten ganz bewusst einige Dutzend Actelion-Mitarbeitende der ersten Stunde an die Feier mit und baten sie aufzustehen. Ein Zeichen, dass nur Teamwork die milliardenschwere Geschichte von Actelion möglich gemacht hatte. «Wir alle sassen an alten Bürotischen in einem gemieteten Büro», erinnerte sich Martine Clozel. «Nur weil wir alles so einfach wie möglich hielten, war überhaupt so viel Innovation möglich», sagte sie.
Kurt Tschan ist bei der Basler Zeitung als Redaktor für den Bereich Wirtschaft tätig.
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