NachrufBernhard «Beery» Batschelet
Der Musiker, Komponist und Fasnächtler übte sich zeitlebens im Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Wer ihn kannte und ihn vor drei Monaten am Nicht-Fasnachtsmontag im Restaurant Löwenzorn sah, begegnete einem Menschen, dessen Stimme plötzlich leiser war – und der irgendwie zerbrechlicher aussah. Doch seine Neugier und sein Strahlen im Gesicht waren an jenem Abend ungebrochen. Bernhard «Beery» Batschelet war für die Fasnacht – wie er das in den letzten Jahren immer tat – extra aus seinem zur ersten Heimat gewordenen Bali nach Basel gekommen. Doch diesmal sollte es für ihn nichts werden mit Kostüm, Gässle und Piccolospiel. Mehr noch – es sollte für ihn auch kein Zurück nach Indonesien geben. Kürzlich ist er in Basel gestorben.
Geboren 1951 – mit familiären Wurzeln, die mütterlicherseits in den Basler Daig und väterlicherseits in ein altes Bauerngeschlecht aus dem Bieler Seeland reichen –, drängte es ihn schnell auf den künstlerischen Lebensweg. Nach der Matur schloss er seine musikalische Ausbildung mit dem Solistendiplom als Flötist bei Peter Lukas Graf ab. Dann zog er nach Amerika, wo er an der University of California in San Diego einen Doktortitel erwarb, unterrichtete und konzertierte.
In seinem Leben hat Batschelet vieles gemacht – er war Umweltaktivist und sass als Mitglied der POB im Grossen Rat, er entdeckte Indonesien und widmete sich dort viele Jahre Musik-Tanz-Theater-Projekten, er gestaltete sozialkritische Performances, malte Bilder und schuf für das Antikenmuseum im Jahr 1997 den «Gipsweg». Doch seine Energie steckte er vor allem in die Musik – und hier in das Komponieren. Aus der Tradition zu schöpfen und Neues zu schaffen, darin lag seine Kreativität. Zu reden gab beispielsweise seine von der Basler Münsterkantorei uraufgeführte «Passion 2000» – vor allem weil sie von einem Agnostiker stammte.
Batschelets eigentliches Wirkungsfeld war die Fasnachtsmusik. Schon als Dreijähriger hatte er mit kleinen Holzschlegeln auf einer Läggerli-Trommel herumgeschlagen. Später lernte er das Basler Trommeln in der Märtplatz-Clique, aus der er rausgeschmissen wurde – weil er auch noch pfeifen lernen wollte, wie er einmal in einem Interview sagte. Von da an war er ein «wilder» Fasnächtler, der sein Ziel darin sah, die sogenannte traditionelle Fasnachtsmusik mit neuen Tönen und Rhythmen zu bereichern und weiterzuentwickeln. Es geschah dies mit seinen Kompositionen wie «Bonaparte», «dr Summervogel» und «Zigünerin», mit «Lumpesammler», «Gazpacho»oder «Sodeli».
«Die wilden Gruppen machen die Pionierarbeit», sagte Batschelet einmal. «Fast alle neuen Tendenzen kamen im Musikalischen wie im Kostümwesen von der wilden Fasnacht und kaum von den Stammvereinen.» Und doch wusste er genau, dass in diesem Volksbrauch Neues nur in der Reibung und im Zusammenspiel mit Tradition spannend sein konnte. Als Plattform für seine Kompositionen dienten ihm deshalb das Museumskonzärtli ebenso wie die achtmal von ihm durchgeführte und immer wieder von Neuem überraschende Vorfasnachtsveranstaltung «dr Ufftaggt» im Foyer des Theaters Basel. Aber auch vom Drummeli, der grössten Vorfasnachtsveranstaltung, konnte er profitieren. So studierte er dort als «Composer of the Week» im Europäischen Musikmonat 2001 die Komposition «dr Spagat» ein. Es war ein Stück für Gambe, Piccolo und Basler Trommel, das Renaissance-Musik mit fasnächtlichen Tönen verband – interpretiert von Mitgliedern der traditionsbewussten Schola Cantorum Basiliensis und den VKB, der ältesten Basler Fasnachtsclique.
Der Spagat: Er war irgendwie Batschelets Lebenskonstante – bis zum Schluss.
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