Bernanke-Rede drückt Börsen ins Minus
Die europäischen Börsen sind erneut gesunken - nicht zuletzt wegen einer Rede des amerikanischen Notenbankchefs.
Der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke verunsicherte die Märkte mit seiner Stellungnahme vor dem Kongress. Trotz des milliardenschweren Rettungspakets sieht er die Finanzmärkte immer noch in extremen Turbulenzen und rief den Kongress dazu auf, das geplante Kreditpaket rasch voranzutreiben, um die Situation zu stabilisieren und «sehr ernsthafte Folgen» zu verhindern.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,2 Prozent tiefer mit 6805,53 Punkten. Das Tagestief wurde bei 6769,06 Zählern erreicht. Der breite Swiss Performance Index (SPI) sank 1,24 Prozent auf 5723,05 Punkte.
Volatiler Kursverlauf der Bankaktien
Einen sehr volatilen Kursverlauf verzeichneten einmal mehr die Aktien der Grossbank UBS. Zeitweise büssten sie über 12 Prozent ein und lagen zuletzt noch 7,9 Prozent im Minus bei 19.15 Franken.
Etwas weniger stark waren die Schwankungen bei den Aktien von Credit Suisse, die nach einem Minus von vorübergehend rund 5 Prozent zuletzt noch 0,9 Prozent tiefer notierten. Julius Bär sanken 4,3 Prozent.
Swiss Re schwächten sich 1,4 Prozent ab. Der Rückversicherer schätzt die Schadenbelastung durch die beiden Wirbelstürme Gustav und Ike auf rund 300 Mio. Dollar. Die Naturkatastrophen und die Finanzmarktkrise dürften nach Ansicht von Swiss Re allerdings auch den Preisdruck auf die Rückversicherungsprämien beenden. Die Aktien des Versicherungskonzerns Zurich gaben 2,7 Prozent nach.
Grosse Schwankungen bei Schwergewichten
Die Schwäche des Finanzsektors kam einmal mehr den als defensiv eingestuften Titeln der Pharmakonzerne Novartis und Roche zugute. Novartis legten drei Prozent zu und Roche stiegen 0,2 Prozent. Händler sprachen von inzwischen fast zur Regel gewordenen grossen Kursbewegungen auch bei grossen Standardwerten.
Im Sog der Kurseinbussen der Banken schwächten sich Temenos sieben Prozent ab. Temenos stellt Bankensoftware her. Übernahmespekulationen belasteten die Aktien des Nahrungsmittelherstellers Nestlé, die 2,3 Prozent auf 47.64 Fr. fielen.
Der «Daily Telegraph» hatte geschrieben, Nestlé strebe am US- Schokoladehersteller Hershey zunächst eine Beteiligung von 25 Prozent an. Vor einigen Jahren hatte Nestlé versucht, Hershey zu übernehmen, sich dann aber wegen des politischen Widerstands zurückgezogen.
Die Aktien des Zementkonzerns Holcim setzten ihre Korrektur fort und sackten weitere 4,3 Prozent auf 86.15 Fr. ab. Nach dem Einstieg der russischen Eurocement sei die Katze aus dem Sack, sagte ein Händler.
Abgaben in ganz Europa
Europas Börsen haben am Dienstag deutliche Abschläge verzeichnet. Die Kurse fielen auf breiter Front. Die Aktien von Bergbaukonzernen und Ölgesellschaften verloren überdurchschnittlich und gaben die Kursgewinne vom Vortag wieder ab. Die Notierungen für Öl, Kupfer, Nickel, Blei, Gold und Platin fielen allesamt. Anleger befürchten, der von US-Finanzminister Henry Paulson initiierte Rettungsplan für die US-Banken könnte eine weltweite Rezession nicht verhindern. In den USA lagen die Indizes dagegen leicht im Plus.
Sehr schwach zeigten sich erneut die Finanzwerte. Unter auffällig hohen Abgabedruck gerieten Irlands Bankenwerte. Die Titel von Anglo Irish Bank, Irlands drittgrösster Bank, verzeichneten den grössten Kurssturz in 21 Jahren und brachen in der Spitze mehr als 19 Prozent ein. Die Aktien schlossen 13,8 Prozent leichter. Der Aktienkurs von Bank of Ireland, der grössten irischen Bank, fiel 12,2 Prozent. Anleger reagierten mit Verkäufen auf Sorgen über Kreditausfälle und fallende Immobilienpreise. Europas Detailhandelskonzerne gerieten unter Druck, nachdem Deutsche Bank die Empfehlung für die britische Kaufhauskette Marks & Spencer von Kaufen auf Halten und das Kursziel von 380 Pence auf 260 gesenkt hatte. Auch beim schwedischen Kleiderhändler Hennes & Mauritz senkte die Deutsche Bank das Kursziel. Der Aktienkurs von Marks & Spencer fiel in London 1,9 Prozent, H&M gaben in Stockholm 1,5 Prozent nach.
Der europäische Leitindex Dow Jones Stoxx 50 gab 1,3 Prozent nach auf 2710,11 Punkte. Der marktbreite Stoxx 600 verlor 1,9 Prozent auf 267,31 Zähler. Für den Euroraum-Index Euro Stoxx 50 ging es 1,3 Prozent abwärts auf 3139,83 Punkte.
sda/bloomberg/vin
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