Berlusconi kauft sich Villa auf Lampedusa
Während sich hunderte Flüchtlinge auf der Insel Zelte als Schlafplätze teilen, richtet sich der italienische Ministerpräsident eine neue Villa ein. Und verspricht, dass die Fremden die Insel bald verlassen würden.
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat heute im Rahmen seines Kurzbesuchs auf Lampedusa die zweistöckige Villa mit Meerblick besichtigt, die er dieser Tage erworben hat.
«Villa Zwei Palmen» heisst das Haus mit Garten direkt am Meer, das im Internet für einen Kaufpreis von 1,5 Millionen Euro (1,9 Millionen Franken) angeboten wurde. Die weisse Villa mit grossen Palmen im Garten liegt nicht weit vom Flughafen der Insel entfernt.
Zahlreiche Luxusvillen
«Da muss man alles neu machen», kommentierte der Premier bei der kurzen Besichtigung seines neuen Domizils. Die Villa, die im Besitz eines sizilianischen Adeligen war, hatte vor zwei Jahren nach heftigen Unwettern erhebliche Schäden erlitten.
Der 74-jährige Medienmogul ist für seine prunkvollen Villen in Italien und im Ausland bekannt. Zu den Prachtstücken im Immobilienportfolio des TV-Zaren zählt die Luxusresidenz «Villa Certosa» an der Costa Smeralda auf Sardinien.
«Nur noch Einheimische»
In den letzten Tagen sind derweil auf der kleinen Mittelmeerinsel rund 6000 Flüchtlinge aus Nordafrika gestrandet. Bei seinem Besuch heute versprach Berlucsoni Zuhörern, sie alle würden bis am Samstag auf das Festland gebracht.
Die Lage vor Ort ist derweil dramatisch. Für rund 2000 Immigranten fehlt das Essen; unzählige Menschen müssen die Nächte im Freien verbringen. Nach wochenlangem Notstand sind die Insulaner auf den Barrikaden in Angst vor Gesundheitsgefahren und in Sorge um ihre Haupteinkommensquelle neben der Fischerei, den Tourismus.
«Lampedusa wird wieder zum Paradies werden», erklärte Berlusconi und versprach Steuervergünstigungen und einen «Piano Verde» zur Begrünung des felsigen Eilands. Ausserdem werde er die Insel für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Darum habe er sich auch selbst schon ein Haus gekauft, erklärte der mediengewandte Premier ganz in der Rolle des Landesvaters.
In die Heimat zurückbringen
Sechs grosse Schiffe sollten bis Mittwochabend auf Lampedusa eingetroffen sein, um die meisten der 6000 Immigranten von dort aufzunehmen. Die Flüchtlinge werden wahrscheinlich einige Tage auf den Schiffen verbringen, bis die Aufnahmelager auf Sizilien sowie in der Toskana und anderen Regionen bereit sind.
«Die Last des Immigrationsnotstands muss auf alle Regionen verteilt werden», sagte Berlusconi. Über das weitere Vorgehen seiner Regierung soll am Donnerstag das Kabinett in Rom entscheiden.
Berlusconis Regierung verhandelt nach einem Bericht des «Corriere della Sera» zudem mit der neuen tunesischen Führung, um bis zum Wochenende bis zu 1000 Tunesier in die Heimat zurückzubringen. Eines der Schiffe könnte also direkt Kurs auf Tunesien nehmen. Italien hatte betont, bei den Immigranten aus Tunesien handle es sich nicht um politische Flüchtlinge. Auch die EU-Kommission befürwortet die Rückführung tunesischer Flüchtlinge in ihre Heimat.
EU-Kommissare in Tunesien
«Während die EU den Schutzbedürftigen internationalen Schutz anbietet, müssen wir auch sicherstellen, dass diejenigen, die keinen solchen Schutz benötigen und kein Aufenthaltsrecht in der EU haben, zurückgeführt werden», erklärten die zuständigen EU-Kommissare Cecilia Malmström und Stefan Füle.
EU-Innenkommissarin Malmström und Füle, Kommissar für EU- Nachbarschaftspolitik, halten sich bis Donnerstag in Tunesien auf. Die EU werde dem Land weiter bei der Betreuung der Flüchtlinge aus Libyen helfen, sagte Malmström vor der Abreise.
Tunis sicherte seinerseits bereits zu, an den Küsten die Kontrollen zu verstärken, um den Flüchtlingsstrom nach Europa zu bremsen. Seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine Al-Abidine Ben Ali am 14. Januar kamen rund 18'000 Migranten aus Tunesien auf dem rund 20 Quadratkilometer grossen Lampedusa an, das etwa 4500 Einwohner zählt.
SDA/oku
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