Bekennerschreiben zu Briefbombe gefunden
Der vereitelte Anschlag auf Deutsche-Bank-Chef Ackermann geht wohl auf italienische Anarchisten zurück. Die Ermittler gehen davon aus, dass zwei weitere Sprengsätze im Umlauf sind.

Italienische Anarchisten haben sich zu einem versuchten Briefbomben-Attentat gegen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bekannt. Das Landeskriminalamt (LKA) des Bundeslandes Hessen befürchtet, dass noch zwei weitere Sprengsätze im Umlauf sind. Für die Briefsendung mit explosivem Inhalt, die Sicherheitsleute in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank gestern Mittwoch entdeckt hatten, übernahm eine Gruppe «Federazione Anarchica Informale» die Urheberschaft. Im Bekennerschreiben sprechen die Täter allerdings von drei Explosionen, die sich gegen Banken richteten.
Demnach müsse davon ausgegangen werden, dass zwei weitere Briefbomben verschickt worden seien, warnte das LKA am Donnerstagabend. Ein Polizeisprecher hatte zuvor gesagt, es deute nichts auf einen «gewerblichen oder militärischen Sprengstoff hin», sondern auf «Eigenbau», etwa aus Feuerwerkskörpern. Die Bombe sei «sehr gefährlich» gewesen, sagten die deutschen Behörden. Der Sprengsatz sei entschärft worden.
Mehr Schutz für Ackermann
Ackermann hielt sich zum Zeitpunkt, als die Sendung entdeckt wurde, nicht in der Bank auf. Der Schock ist dennoch gross: «Einen solchen Anschlagsversuch auf Ackermann gab es noch nie», sagte ein Banker des Finanzhauses. In letzter Zeit habe die Zahl der Drohungen gegen Ackermann massiv zugenommen – vor allem auch im Internet.
Ackermann, der den Chefsessel der Bank im kommenden Jahr verlässt, gilt für viele in Deutschland als das Gesicht des Kapitalismus. Auch als Vorsitzender der internationalen Bankenvereinigung IIF ist der frühere Credit-Suisse-Mann in der Euro-Schuldenkrise in den Medien stark präsent. Sein Einsatz für die Belange der Finanzbranche macht ihn immer wieder zur Zielscheibe von Kritik.
Bankengegner distanzieren sich
Künftig werde der Top-Banker voraussichtlich stärker und offensichtlicher als bisher von Leibwächtern beschützt, betonte der von der Nachrichtenagentur Reuters kontaktierte Insider. Ackermann werde sich nicht zurückziehen und weiter öffentlich auftreten.
Vom Anschlagsversuch auf den Top-Banker distanzierte sich heute Donnerstag die bankenkritische Bewegung Occupy. «Wir verurteilen jegliche Aktionen, die irgendwie mit Gewalt zu tun haben», hiess es bei der Organisation, die seit dem 15. Oktober in einer Grünanlage im Frankfurter Bankenviertel ein Protestcamp errichtet hat. Auch die Globalisierungskritiker von Attac wollen mit Anschlägen nichts zu tun haben. «Es gibt bei uns einen ganz klaren Konsens: Von uns geht keine Gewalt aus», sagte eine Attac-Sprecherin.
Die Deutsche Bank als grösstes deutsches Geldhaus war zuletzt zu Zeiten der Roten Armee Fraktion (RAF) Ziel von Anschlägen. Der frühere Bankchef Alfred Herrhausen wurde im November 1989 von der RAF im Auto nahe seines Hauses in der Umgebung von Frankfurt getötet. Die Gruppe hatte eine Bombe am Strassenrand platziert.
SDA/ami
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch