Bei JP Morgan rollen die Köpfe
Das Milliarden-Fiasko der US-Bank hat Folgen: Investmentbank-Chefin Ina Drew verlässt das Unternehmen. Und auch der mysteriöse Händler mit dem Spitznamen «Wal» soll Berichten zufolge gehen.

Die US-Grossbank JPMorgan zieht personelle Konsequenzen aus ihrem Milliardenverlust: Die für die verzockten zwei Milliarden Dollar verantwortliche Leiterin der Investmentsparte, Ina Drew, verlässt die Bank nach mehr als 30 Jahren, wie JPMorgan am Montag mitteilte. Die US-Regierung bekräftigte derweil, die Steuerzahler müssten vom Staat vor Fehlspekulationen an der Börse geschützt werden.
Die 55-jährige Drew hatte nach Bekanntwerden des Verlustes in der vergangenen Woche laut Informationen der Nachrichtenagentur AP mehrmals ihren Rücktritt angeboten. Am Montag wollte sie sich zunächst nicht zu ihrem Rücktritt äussern. Auch JPMorgan-Sprecherin Kristin Lemkau lehnte eine Stellungnahme ab. JPMorgan-Chef Jamie Dimon sagte, Drews langjährige Arbeit für die Bank solle nicht durch die jüngsten Ereignisse überschattet werden.
Medien: Topmanager aus Londoner Büro muss gehen
Mit einem Jahreseinkommen von 15,5 Millionen Dollar ist Drew eine der bestbezahlten Managerinnen an der Wall Street. Ihren Platz soll nun Matt Zames einnehmen, der zuvor in einer führenden Position für JPMorgans Investmentbank tätig war.
Mindestens zwei weitere Führungskräfte sollen nach Informationen eines Gewährsmanns ebenfalls dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass die Bank durch den Handel mit komplexen Finanzprodukten in den vergangenen sechs Wochen zwei Milliarden Dollar verloren hat. Laut einem Bericht des «Wall Street Journals» soll zusätzlich zu den drei Topmanagern auch ein Händler des Londoner Büros gehen, der wegen der Höhe der von ihm platzierten Wetten den Spitznamen «Londoner Wal» habe. Es sei aber noch nicht klar, wann er zurücktreten werde, schrieb die Zeitung.
Auch Präsident Barack Obama reagierte auf den Milliardenverlust der grössten US-Bank. Sein Sprecher Jay Carney sagte, der Fall zeige, warum die 2008 eingeführten Kontrollen des Finanzsektors notwendig seien. Die Regierung könne zwar nicht verhindern, dass «schlechte Entscheidungen an der Wall Street» getroffen würden, doch könne sie den Steuerzahler vor Rettungsaktionen mit Steuergeld schützen.
«Es gibt fast keine Entschuldigung.»
Dimon räumte indessen eine komplette Fehleinschätzung der Lage ein. In einem am Sonntag vom US-Fernsehsender NBC ausgestrahlten Interview sagte der Vorstandsvorsitzende, er habe «total falsch» gelegen, als er Bedenken im April bezüglich des Portfolios der Bank als «Sturm im Wasserglas» weggewischt habe. Damals habe er das Ausmass des Problems nicht gekannt. «Wir haben einen furchtbaren, ungeheuerlichen Fehler begangen», sagte Dimon. «Es gibt fast keine Entschuldigung dafür.»
Nach Dimons Eingeständnis der Milliardenverluste am Donnerstag hatten US-Abgeordnete und Kritiker der Finanzbranche strengere Richtlinien für die Wall Street gefordert. Dimon, einer der erfolgreichsten Risikomanager, lehnt dies ab.
dapd/kl/kpn
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