Bei diesen Firmen ist die Lohnschere am grössten
Zum achten Mal in Folge hat Travailsuisse die Löhne der Topmanager in 27 Schweizer Unternehmen untersucht. Sorgen bereitet dem Verband die Entwicklung der Lohnunterschiede in den mittelgrossen Unternehmen.
2011 sind einige «galaktische Auswüchse» bei den Managerlöhnen zwar korrigiert worden. Dennoch legten die Saläre auf den Teppichetagen innert zehn Jahren um 56 Prozent zu. Die Reallöhne stiegen im selben Zeitraum nur um 5 Prozent.
Das konstatiert der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse in seinem heute veröffentlichten Bericht zu den Managerlöhnen 2011. Im Berichtsjahr schlossen sich die Lohnscheren in einigen Unternehmen leicht. Als Gründe nennt Travailsuisse den schlechten Geschäftsgang, neue Vorschriften der Finma bei den Banken für mehr Ausgewogenheit von Erfolg und Boni sowie personelle Änderungen.
Bei den Firmen, welche 2002 die grössten Unterschiede zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Lohn aufwiesen, blieb indessen alles beim alten. Bei Novartis, UBS, Roche, Nestlé und Credit Suisse stellte Travailsuisse geringe Änderungen fest. Wo sich die Lohnschere leicht schloss, arbeiteten neue Manager offenbar günstiger.
41 Topmanager im «Lohnkartell»
Das von Travailsuisse beobachtete «Lohnkartell 2011» umfasste 41 Manager und Verwaltungsräte. Diese Chefs verdienen in einem Jahr mindestens soviel, wie ihr am schlechtesten bezahlter Untergebener in hundert Jahren.
Erster auf dieser Liste war Novartis-Chef Joe Jimenez, der 266 mal mehr verdiente als jemand, der im Konzern etwa Putzdienste erbringt. Den zweiten Platz belegt Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli mit 230 mal mehr Lohn als die Schlechtbezahltesten im Schokoladekonzern.
Banken schwingen nach wie vor oben aus
Auf ihn folgen Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella (Verhältnis 1:229), Nestlé-Chef Paul Bulcke (1:215), Roche-Chef Severin Schwan (1:213) und ABB-Chef Joe Hogan (1:208). Auf Platz 7 findet sich mit Robert McCann (1:184) der erste Banker. Er leitet das UBS-Amerikageschäft. Neben ihm stehen elf weitere UBS-Spitzenleute auf der Liste. Die CS stellt 13 Vertreter im «Lohnkartell».
Was Travailsuisse besonders beunruhigt, ist die Lohnschere-Entwicklung im Mittelfeld. In Firmen wie Georg Fischer, Implenia, Lonza, Kuoni oder Bâloise, die weder zur Finanzbranche gehören noch absolute Global Players sind, verdoppelten oder verdreifachten sich die Lohnunterschiede zwischen «unten» und «oben» in den letzten zehn Jahren.
Anstiege nicht zu begründen
Diese Anstiege lassen sich gemäss Travailsuisse-Präsident Martin Flügel nicht mit Leistung begründen, sie seien «reine Nachahmereffekte». Die Entwicklung bei den mittleren Konzernen drückte den Median der Lohnschere – unter Ausschluss der Ausreisser – nach oben. Lag dieser Wert 2002 noch beim Verhältnis 1 zu 18, stieg er bis 2011 auf 1 zu 36.
Mit Ausnahme des bundeseigenen Rüstungs- und Technologiekonzerns RUAG erfüllte im vergangenen Jahr keiner der untersuchten 27 Konzerne die Anforderungen der 1:12-Initiative der JUSO, wie Susanne Blank, Leiterin Wirtschaftspolitik bei Travailsuisse erklärte. RUAG hatte allerdings keinen Konzernchef.
Keine allzu krassen Ausreisser
Immerhin blieben 2011 die krassen Ausreisser früherer Jahre aus. 2009 etwa hatte CS-Chef Brady Dougan 1812 mal mehr verdient als die Tieflohnempfänger der Bank. 2011 hätten diese CS-Angestellten aber immer noch 116 Jahre arbeiten müssen, um auf den Jahreslohn ihres Chefs zu kommen.
Die politischen Forderungen aus diesen Befunden sind für Travailsuisse klar, wie Flügel sagte. Dass unten der Lohndruck steige und oben die Saläre, sei inakzeptabel. Der Unmut darüber drücke sich bereits in tiefen Zustimmungswerten zur Personenfreizügigkeit aus.
Darum sollten die Aktionäre grundsätzlich über Verwaltungsrats- und Managersaläre entscheiden können. Im Verwaltungsrat müsse eine Arbeitnehmervertretung Einzug halten, und die flankierenden Massnahmen zum Schutz der Löhne seien zu stärken.
Travailsuisse untersuchte für die Lohnschere-Erhebung 27 Schweizer Unternehmen aufgrund ihrer Geschäftsberichte. Sechs Firmen stammten aus der Maschinenindustrie, vier aus Pharma und Chemie, darunter Novartis und Roche. Zur Stichprobe gehörten weiter vier Versicherer, die Grossbanken UBS und CS, drei ehemalige Staatsbetriebe, drei Detailhändler, zwei Konzerne der Nahrungmittelindustrie sowie je ein Bau-, Reise- und Uhrenkonzern.
SDA/rbi
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