Covid-Kontrollpflicht missachtetBehörden schliessen Traditionsbeiz Cheesmeyer in Sissach
Nach mehreren Polizeikontrollen hat die Gesundheitsdirektion die Betriebsschliessung des historischen Bistro-Cafés beschlossen. Die Wirtin will nun einlenken.

«Heute geschlossen» steht an der Eingangstür des Cheesmeyer in Sissach.
Ungeachtet der seit Mitte September von den Behörden verordneten Kontrollpflicht des Covid-Zertifikats waren im Sissacher Bistro-Café Cheesmeyer «alle Menschen willkommen». Pächterin Susanne Schaffner kommunizierte ihren Widerstand gegen die Pandemieverordnungen offen. Man wolle einer Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften entgegenwirken; im Lokal im geschichtsträchtigen ehemaligen Warenhaus in Sissach seien deshalb weiterhin alle Gäste willkommen, hiess es an der Tür. Und bald auch im Regionalblatt «Volksstimme».
Der Druck aus der Bevölkerung stieg, beim Chessmeyer die Einhaltung der Covid-Verordnungen durchzusetzen. Das rief unweigerlich die Behörden auf den Plan. Immer wieder kontrollierte die Polizei im Lokal, fand ungeimpfte Gäste vor und versuchte die Wirtin zum Einlenken zu bewegen. Vergeblich. Am Freitagmorgen kommunizierte die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) dann die «vorübergehende Betriebsschliessung wegen Missachtung der Covid-19-Zertifikatspflicht»: Das kantonale Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) habe zusammen mit der Polizei den Betrieb dichtgemacht. Die Wirtin dürfte erst wieder öffnen, wenn ein ausreichendes Schutzkonzept vorliege, das vollständig umgesetzt wird.
Anders als beim Restaurant Walliserkanne in Zermatt (VS) wurden beim Cheesmeyer in Sissach keine Siegel an die Türen geklebt und ebenso wenig Betonklötze vor dem Lokal deponiert. «Der Wirtin ist eine Verfügung überreicht worden, worauf die Türen geschlossen blieben», sagt VGD-Sprecher Rolf Wirz.
Wirtin mag nicht mehr
Schon im Oktober zeichnete sich ab, dass die Wirtin Susanne Schaffner dem Druck und der wirtschaftlichen Situation nicht mehr gewachsen ist. Nach mehr als 15 Jahren Pacht kommunizierte sie, sie wolle das Bistro-Café im kommenden März aufgeben. Sie könne die Zertifikatspflicht nicht mit ihren Werten vereinbaren, argumentierte sie und reichte die Kündigung ein.
Zu einer Stellungnahme war die Wirtin aber nicht zu bewegen. Ihr Umfeld wies aber schon früher darauf hin, dass sich die Beizerin auf den Artikel 27 der Bundesverfassung stütze, wonach die Wirtschaftsfreiheit gewährleistet sei, sowie auf das Diskriminierungsverbot. Dafür nehme man auch einen Umsatzrückgang oder Probleme mit der Behörde in Kauf, liess man in der «Volksstimme» verlauten.
Indessen ist der Haupteigentümer des Areals Cheesmeyer, Robert Häfelfinger, bereits mit einigen «ernsthaften Interessenten und Nachfolgern» im Gespräch, wie er sagt. Die historische Ambiance des Bistros und das idyllische Gartenrestaurant seien für die künftigen Nutzer attraktiv – auch nach der geplanten Überbauung zum Bahnhof hin. Als erstes Warenhaus im Baselbiet, als neu geschaffener Typ eines kleinstädtischen Warenhauses, ist das Cheesmeyer bis heute ohne grössere Eingriffe erhalten geblieben. Wand- und Bodenbeläge wie Parkettböden, Linoleumböden und gedruckte Tapeten sowie mehrheitlich die Raumausstattung befinden sich im Originalzustand.
Einlenkungs-Signale vorhanden
Von der am Freitag verfügten Betriebsschliessung zeigte sich Häfelfinger überrascht und suchte das Lokal gleich noch vor dem Mittag auf. An der Eingangstüre aufgeklebt, stoppte ihn ein A4-Blatt: «Heute geschlossen», stand in Hand darauf geschrieben. Im Raum dahinter traf Häfelfinger seine Pächterin an, die mit ihrer Anwältin daran gewesen sei, ein Schutzkonzept zu entwickeln, das den staatlichen Bedingungen zur Pandemiebekämpfung genügt. Offenbar will sie jetzt einlenken und den Betrieb nicht vorzeitig aufgeben.
Gemäss Rolf Wirz ist das durchaus möglich. Das Lokal könne wieder öffnen, sobald bestätigt sei, dass ein entsprechendes Schutzkonzept umgesetzt wird.
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Daniel Wahl ist Redaktor und Reporter bei der Basler Zeitung seit 2013. Schwerpunkte seiner Berichterstattung sind die Bereiche Justiz, Kesb, Verkehr und Bildung. Der frühere Lehrer ist verantwortlich für die Ausbildung von Praktikanten.
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