Feurige 1.-August-RedeBeat Jans fordert Basler zum Velofahren und Impfen auf
Auch in diesem Jahr richten die Regierungspräsidenten der beiden Basel Worte an die Bürger. Thomas Weber ist dabei einiges zurückhaltender als sein Kollege aus der Stadt.

Die Kulisse ist wunderbar inszeniert. Beat Jans thront auf dem Dach des Kasernenbaus nahe der Mittleren Brücke, hinter ihm fliesst der Rhein durch die Stadt. Von hier oben adressiert der Regierungsratspräsident, gefilmt von Telebasel, die Baslerinnen und Basler – teilt seine zurechtgelegten Worte mit ihnen, wie dies am 1. August Brauch ist (die Reden von Beat Jans und Thomas Weber können Sie bei Telebasel in voller Länge nachschauen).
So spricht er zunächst von Dankbarkeit, in der Schweiz leben zu dürfen, von prächtiger Landschaft und vielfältiger Kultur. Die Demokratie im Land wird gepriesen.
Mit den blumigen Worten ist es aber bald vorbei. Denn die direkte Demokratie, die so schön sei, sei auch herausfordernd, sagt Jans. Vor allem für die Menschen in Basel. «Wir stimmen häufig anders ab als die Mehrheit in unserem Land.» Die Baslerinnen und Basler würden sich den europäischen Nachbarn stärker verbunden fühlen und sich mehr um den Klimaschutz bemühen. Dabei scheint Jans auch auf die Stimmbürger aus dem Baselbiet abzuzielen. «Ich stelle mit Sorge fest, dass der Stadt-Land-Graben tiefer wird», so der Regierungspräsident.
Weber mit milder Ansprache
Mit seiner Kritik zieht Jans umgehend weiter Richtung Bern: «Wir erwarten, dass der Bund unsere Sorgen ernst nimmt.» Die Beziehung zur EU, der Klimaschutz, die Pandemiebewältigung – hier brauche es nun Lösungen. Basel müsse seinen Anliegen in Bern Gehör verschaffen, «und das bei jeder Gelegenheit». Beim Stürmen soll es aber nicht bleiben: Der Kanton wolle selbst Lösungen beitragen und «zeigen, wie das geht».
Vor allem das Klima möchte Jans schützen: ÖV ausbauen, Stadt begrünen – die Ansätze werden im Schnelldurchlauf Richtung Kamera abgefeuert. Dabei wird auch der Einzelne vom Regierungsrat in die Pflicht genommen: «Jeder kann sich engagieren. Aufs Velo umsteigen, die Ölheizung ersetzen oder aufs Fliegen verzichten.» Jans schliesst sein Plädoyer mit einem Appell zur Corona-Impfung. «Lassen Sie sich impfen und überzeugen Sie andere auch davon.»

Gegenüber dieser feurigen Rede wirkt diejenige des Baselbieter Regierungspräsidenten Thomas Weber ziemlich mild und unpersönlich. Einer historischen Aufbereitung der Entstehung des Nationalfeiertags folgt eine Besprechung der Begriffe Eidgenossenschaft, direkte Demokratie und Feier, «über die es sich lohnt, nachzudenken», wie Weber meint. Es folgt eine Lobeshymne auf das politische System der Schweiz.
Als Weber zum Schluss den Begriff der Feier aufgreift, blickt er auf das Eidgenössische Schwingfest voraus, das im Sommer 2022 in Pratteln stattfinden wird. Genau auf dem Gelände, auf dem sich Weber für den Videodreh platziert hat. Er freue sich auf den Event und denke, dass es die Situation dann zulassen werde, wieder in grösserem Rahmen zu feiern. Oder wie Weber sagt: «Zämme sy und s luschtig ha!»
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Robin Rickenbacher ist Redaktor der Basler Zeitung. 2017 im Sportressort gestartet, ist er seit 2020 Teil des Onlineteams. Dort widmet er sich allen Themen rund um die Region Basel.
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