Bauarbeiten an Herzog-&-de-Meuron-Bau teilweise eingestellt
Der Baukonzern behauptet, dass das Saaldach nicht gebaut werden könne, wenn die Planungen nicht modifiziert würden.

Die Fertigstellung der Hamburger Elbphilharmonie nach dem Entwurf des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron könnte sich weiter verzögern. Wegen ungeklärter technischer Fragen sind die Bauarbeiten derzeit erheblich eingeschränkt, sagte Bernd Pütter vom Baukonzern Hochtief. Derzeit werde in vier Bereichen nicht weitergebaut. Betroffen seien die Fassade des Kaispeichers, das Tragwerk des Dachs, die gebogenen Rolltreppe «Tube» sowie die Haustechnik.
Das Problem seien die Schnittstellen zwischen den einzelnen Planungen des Architekten und des Bauunternehmens Hochtief sowie fehlende Entscheidungen des Bauherren, sagte Pütter. Er betonte, dass im Hotel weitergebaut werde, wo Hochtief die Planung selbst verantworte. Pütter sprach sich für eine grundlegende Neuorganisation aus.
Der Sprecher der Elbphilharmonie, Karl Olaf Petters, sieht die Ursachen für den teilweisen Baustopp vor allem bei Hochtief. Der Baukonzern behaupte, dass das Saaldach nicht gebaut werden könne, wenn die Planungen nicht modifiziert würden, erklärte Petters. Dabei sei die Statik sowohl von einem unabhängigen Prüfstatiker als auch von der Bauaufsichtsbehörde geprüft und bestätigt worden.
Streit um Statik des Saaldachs
Hochtief beklagt indes, dass der Bauherr die Herausgabe statischer Berechnungen verweigere. Es sei ein Gutachten eingeholt worden, das Bedenken an der Statik des Saaldachs aufzeige, sagte Pütter. Das Dach müsse eine Last tragen, die dem Gewicht von 14 Airbus A380 entspreche. Es sei nicht zu vergleichen mit einem normalen Satteldach. Hochtief befürchtet, dass einzelne Bauteile versagen könnten. Am 10. November sollen sich Petters zufolge Experten von Hochtief und der Stadt zu einem Gespräch über die Statik treffen.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Rolltreppe. Dabei habe der Bauherr bereits Ende 2009 auf die Rissbildung hingewiesen. Pütter berichtete hingegen, dass die vorgeschlagenen Bindungsfugen zur Beseitigung der Risse von der Stadt abgelehnt worden seien. Die Stadt befürchte dadurch massive optische Beeinträchtigungen, sagte Petters. «Die Stadt wird nicht von der eingekauften hohen Qualität abweichen, nur weil Hochtief beim Bau auf Probleme stösst», sagte der Sprecher der Elbphilharmonie.
«Wir wollen grundsätzlich reden»
Petters räumte indes ein, dass es auf städtischer Seite Modifikationen der Planungen gegeben habe. Diese seien aber so gering, dass sie in die Ausführungsplanung eingearbeitet werden könnten, ohne zu Bauverzögerungen zu führen.
Beide Seiten sind indes an einer Lösung interessiert. «Wir wollen grundsätzlich reden, um die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zu regeln», sagte Pütter.
Auch Petters sagte: «Wir wollen eine Lösung!» Allerdings sei die Situation kompliziert. Ziel sei es, die Elbphilharmonie so schnell wie möglich, in der geforderten Qualität und zu einem günstigen Preis fertigzustellen. Derzeit würden intensive Gespräche über die verschiedenen Lösungswege geführt.
Die Elbphilharmonie ist seit Jahren Streitobjekt in Hamburg. Ursprünglich war für die Stadt ein Kostenanteil von 77 Millionen Euro veranschlagt worden. Mittlerweile ist die Belastung für den Steuerzahler auf 323,5 Millionen Euro gestiegen. Der Abschlussbericht des früheren Untersuchungsausschusses der Bürgerschaft beziffert die Kosten sogar auf 351,3 Millionen Euro.
Auch der Eröffnungstermin wurde seit der Grundsteinlegung im April 2007 stets verschoben. Zuletzt hatte Hochtief die Übergabe des Konzerthauses für April 2014 angekündigt.
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