Baselland ruft den Notstand aus
Ab Montag bleiben wegen dem Coronavirus nicht nur die Schulen geschlossen, sondern auch Läden, Restaurants und Fitnesscenter. Auch Ansammlungen von Menschen sind verboten.

Nachdem der Bundesrat am Freitagnachmittag die schärferen Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus verkündet hatte, war Baselland in der Nordwestschweiz der letzte Kanton, der mitteilte, wie er diese umsetzen wolle. Um 19.30 Uhr meldete sich der Regierungsrat per Medienmitteilung, kurz und knapp. Nur 48 Stunden später ruft er den Notstand aus.
«Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig, und wir machen es jetzt», sagt Regierungspräsident Isaac Reber. Zusammen mit seinen vier Kolleginnen und Kollegen tritt er am Sonntagnachmittag im Landratssaal in Liestal vor die Medien. Mit ihrem Gesamtauftritt unterstreicht die Regierung den Ernst der aktuellen Lage. «Nur durch frühe und einschneidende Massnahmen können wir die Verbreitung des Virus verlangsamen», sagt Reber.
Deshalb bleiben ab Montagmorgen im ganzen Kanton nicht nur die Schulen geschlossen. Auch Restaurants, Hotels, sämtliche Unterhaltungsstätten wie Konzertsäle, Kinos, Theater, Museen, Jugend-, Sport, Wellness- und Fitnesscenter, Schwimmbäder, Discos, Musikbars, Nacht- und Erotikclubs müssen ihren Betrieb einstellen.
Coiffeur noch offen
Zudem sind alle öffentlichen, privaten und religiösen Anlässe wie auch Veranstaltungen oder Versammlungen mit mehr als 50 Personen verboten. Beerdigungen im kleinen Rahmen sollen jedoch weiterhin möglich sein. Alle Vereine und Organisationen dürfen ihre Aktivitäten nicht mehr weiterführen – keine Trainings, keine Proben.
Nur Läden, die der Grundversorgung dienen, wie Lebensmittelgeschäfte, Tiernahrungsshops, Apotheken, Drogerien oder Tankstellen sind weiterhin geöffnet, alle anderen werden geschlossen. «Die Grundversorgung ist sichergestellt», sagt Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer und bittet die Leute, Hamsterkäufe zu unterlassen. «Wer solidarisch ist, kauft nur für ein paar Tage ein.» Dienstleistungserbringer sind vom Verbot ausgenommen: Wer sich in den nächsten Tagen die Haare schneiden lassen will oder das Auto reparieren muss, kann dies noch tun. Die Massnahmen gelten vorerst bis zum 30. April.
Im Gegensatz zum Kanton Basel-Stadt bleiben die Kitas im Baselbiet offen. Das sei vor allem wichtig für Eltern, die in Pflegeberufen arbeiten, sagt Bildungsdirektorin Monica Gschwind.
Der Leiter des Kantonalen Krisenstabs, Patrik Reiniger, vergleicht die Anstiegskurve der erkrankten Personen im Kanton Baselland mit derjenigen in Italien, dem Land, das nach China am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Mit anderen Worten: Die Situation sei dieselbe, einfach zeitversetzt. Am 28. Februar, als der Krisenstab einberufen wurde, gab es einen bestätigten Covid-19-Fall. Sieben Tage später waren es bereits sieben, nochmal eine Woche später 26, und nur einen Tag danach stieg die Zahl auf 42. Am Sonntag waren es 54 bestätigte Fälle.
Corona-Spital Bruderholz
Die wesentliche Rolle komme in dieser Krisensituation den Spitälern zu, sagt Gesundheitsdirektor Thomas Weber. Der Standort Bruderholz des Kantonsspitals Baselland (KSBL) wird neu zum Referenzspital: Coronafälle werden ausschliesslich dort behandelt. Ab Mitte nächster Woche werden zur Entlastung von Arztpraxen und Notfallstationen zwei Abklärungszentren für Corona-Tests eingerichtet, eines in der Kuspo in Münchenstein und eines in der Mehrzweckhalle in Lausen. Für alle Spitäler gilt ab sofort ein Aufnahmestopp für alle planbaren Eingriffe. Derzeit befinden sich 17 Corona-Patienten im Krankenhaus; das KSBL ist zu 80 Prozent ausgelastet.
Der Besuch in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen und ähnlichen Institutionen, die Personen aus Risikogruppen betreuen, ist untersagt. Ausnahmen wie Besuche für Eltern von Kindern, Partner von Gebärenden oder nahe Angehörige von sterbenden Menschen seien möglich, sagt Weber. Der Entscheid liege aber jeweils bei der Institution.
Der Kanton will die betroffenen Baselbieter KMU unterstützen. Mit welchem Betrag, will Finanzdirektor Anton Lauber allerdings nicht verraten. Schon bald wird eine Arbeitsgruppe gebildet. Die wirtschaftliche Situation sei schlecht und werde sich noch weiter verschlechtern. Schon heute komme es zu Umsatzeinbussen von bis zu 80 Prozent. Die Gesuche für Kurzarbeit nähmen rasant zu.
Anton Lauber ist trotz allem zuversichtlich, dass der Kanton diese Herausforderung packen wird, und verweist auf den guten Abschluss 2019, die guten Steuerprognosen für das laufende Jahr und die in Aussicht stehenden Zuwendungen der Nationalbank.
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