Baselbieter Bevölkerungsschutz-Leiter würdig verabschiedet
Sein Nachfolger müsse sich insbesondere auch mit jüngeren Gefahren wie der Cyber-Problematik auseinandersetzen, so der abtretende Marcus Müller.

An der Spitze des Baselbieter Amts für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) löst Patrik Reiniger per 1. März Marcus Müller ab. Der langjährige Leiter Müller wurde am Montag mit einem Medienanlass in die Pension verabschiedet.
Der Kanton Baselland sei in Sachen Bevölkerungsschutz gut aufgestellt und fit für den Einsatz, bilanzierte Marcus Müller vor den Medien im Kommandoposten Gitterli in Liestal - dem Einrückort des Kantonalen Krisenstabs (KKS). Etwas mehr als 21 Jahre lang leitete Müller den KKS und war auch Leiter des AMB.
Auf gegen 600 Einsätze des KKS zwischen 1997 und 2017 blickt Müller jetzt zurück. Die kantonalen Krisenorganisationen speziell gefordert habe etwa das Hochwasser der Birs 2007 in Laufen: Damals stand in der Altstadt das Wasser teilweise einen Meter hoch. Im Einsatz stand der KKS auch 2012 bei einer Gasexplosion eines Wohnblocks in Pratteln oder bei der Pandemie-Vorsorge für die Schweinegrippe 2009. Zur Routine gehörten inzwischen Warnungen, Feuerverbote und teils Wasserrationierungen in den Sommermonaten. Solche Warnungen hätten in den letzten Jahren stetig zugenommen, sagte er.
Mit Übungen zum Ziel
Nachhaltige Wirkung auf die Arbeit des Krisenstabs habe nach der Chemiekatastrophe von Schweizerhalle 1986 eine Übung im Eggfluehtunnel gehabt, sagte Müller: Letztere sei 1999 ungenügend verlaufen und die Schadenplatzorganisation «chaotisch» gewesen. In der Folge habe er Schwerpunkte definiert, um die nötige Leistung auf Anhieb erbringen zu können - etwa mit aufgabenbezogenen Führungsstäben. Regelmässige Übungen gehörten auch dazu. Manchmal habe er das Gefühl gehabt, die Horror-Fantasien von Marcus Müller würden keine Grenzen kennen, sagte Sicherheitsdirektor Isaac Reber, der Müllers Arbeit würdigte. Dank der Übungen gehöre das Baselbiet jedoch heute in Sachen Katastrophen- und Krisenvorsorge zu den besten Kantonen der Schweiz.
Von den rund 600 KKS-Einsätzen machten gemäss Müller Warnungen mit Führungstätigkeiten 35 Prozent aus - also Lagebeurteilungen etwa bei Wetterwarnungen sowie nationalen oder internationalen Ereignissen. Dazu zählten beispielsweise Gewässerverschmutzungen im Rhein oberhalb der Kantonsgrenze oder Ereignismeldungen aus den Kernkraftwerken Fessenheim in Frankreich sowie Leibstadt AG und Gösgen SO.
Spardruck spürbar
28 Prozent der Einsätze entfielen auf das kantonale Careteam, 11 Prozent auf eine Bewältigung von Naturereignissen. Die übrigen Einsätze betrafen Grossereignisse etwa im Bereich Strasse, Schiene, Wasser und Luft sowie gesellschaftliche oder technische Ereignisse und Unterstützungseinsätze. 25 mögliche Gefahrenlagen hat der Kanton Basel-Landschaft definiert. Für jede sollen Bewältigungsstrategien und Einsatzkonzepte entstehen, sagt Müller. Der Erfüllungsgrad dieser Absicht sei derzeit indes erst «genügend». Müller führte dies auf den im Kanton herrschenden Spardruck zurück. Aus Ressourcengründen habe man bei der Erarbeitung der Konzepte priorisieren müssen.
Sein Nachfolger müsse sich insbesondere auch mit jüngeren Gefahren wie der Cyber-Problematik auseinandersetzen, sagte Müller weiter. Hier sei eine Strategie etwa zum Schutz der kritischen Infrastruktur in der Region auf Ebene Krisenstab erst in Arbeit.
Armeereformen mit Einfluss auf Kanton
Sorgen mache ihm die immer stärker sinkende Bereitschaft von Unternehmen, für den Bevölkerungsschutz Personen freizustellen, warnte Müller: Dies erschwere die Arbeit von Militär, Zivilschutz oder Feuerwehr. Positiven Einfluss auf den Krisenstab habe hingegen das Umdenken beim Militär vom Kriegs- zum Katastrophenschutz gehabt. Spuren im Amt für Militär und Bevölkerungsschutz hinterlassen haben gemäss Müller ausserdem diverse Weiterentwicklungen bei der Armee. 2006 etwa wurde aufgrund der sinkenden Zahl der Armeeangehörigen das Zeughaus in Liestal geschlossen. Zwei Jahre zuvor war hingegen die sanierte und erweiterte Kaserne Liestal wiedereröffnet worden, für deren Erhalt sich Müller gemäss Reber mehrfach eingesetzt habe.
Nachfolger von Marcus Müller wird per 1. März Patrik Reiniger. Die Regierung hatte den im Baselbiet aufgewachsenen Berufsoffizier im vergangenen Frühjahr ernannt.
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