Leimentaler Open Air: Sonnentanz im Dauerregen
Über 1600 Besucher feierten am Wochenende in Oberwil eine feuchtfröhliche Party.

«Eine Gewitterzelle naht», sagt Simon Häner am frühen Samstagabend und blickt besorgt zum Himmel. Bei Blitz und Donner müsste der OK-Präsident das Gelände räumen. Ein Platzregen prasselt auf die Hartgesottenen, die sich aus dem Schutz des Sarasani-Zeltes wagen.
Unter dem Zelthimmel liefert die Partyband Raymon eine mitreissende Performance, die Besucher sind in Feierlaune. Und dieser kann auch ein wenig Regen nichts anhaben, ist sich Sänger Roy sicher. Er steigt kurzerhand von der Bühne, versucht die Menge in Richtung Hauptbühne zu bewegen und ruft ihr zu:«Ritschi hat es verdient.» Als der Berner Oberländer wenig später seine neue Single «Nume für ei Nacht» performt, ist der Regen zur feuchtfröhlichen Kulisse geworden. Ritschi zieht sich kurz entschlossen einen Regenschutz über und nimmt ein Bad in der Menge. Besucherin Tanja Bücheli bewegt sich selbstvergessen zum mitreissenden Sound. «Ich bin tropfnass», sagt die 50-Jährige und strahlt.
«Sie hat danach ein Ritschi-Shirt gekauft», erinnert sich der 40-jährige Musiker Andreas Ritschard, der im März sein viertes Soloalbum «Patina» herausgegeben hat, als wir ihn Backstage treffen. «Ich ziehe ein intimeres Festival wie dieses einem grösseren vor», betont er. Das Ambiente sei oft liebevoller, erzählt Ritschi und beisst in ein Stück Kinderschokolade. «Regenkonzerte sind schwierig», räumt er ein. Man habe noch kurz vor acht einen Blitzschutz montiert. Eine Band auf solch professionellem Niveau wie sie müsse jedoch auch dann funktionieren. Umso wichtiger sei es, sich mit dem Publikum zu verbünden, sagt Ritschi, der ernster geworden sei. «Vatersein hat meine Prioritäten verschoben», betont er, der seither erst recht alles gebe. Vollen Einsatz zeigen auch diverse Oberwiler Jungbürger, die am Festival arbeiten und auf die gleichzeitig stattfindende Jungbürgerfeier verzichten.
Rutschiger Tanzrausch
Sie setze sich gern für die Gemeinschaft ein, sagt die 18-jährige Lea, die beim Catering bedient. «Die Jugendlichen stellen hier etwas Wertvolles auf die Beine», betont die Leiterin der Oberwiler Jugendarbeit, Véronique Alessio, die dreissig Tickets vergünstigt an ihre Schützlinge abgegeben hat.
Auf der Bühne sorgen die charmanten Herren von Klischee mit ihren Hüftbewegungen und ihrem unvergleichlichen Electro-Swing für kreischende Fans. Die Berner begeistern am Leimentaler Open Air bereits zum zweiten Mal mit ihrer kreativen Musikalität. «Wir kommen jedes Jahr», sagen drei Freundinnnen in bunten Regenpelerinen.
Unter der bebenden Bühne wandelt sich der matschige Wiesenboden in eine Rutschpartie. Kurz nach elf berät sich das OK kurz, und wenig später ist der Boden mit Stroh bedeckt.
Backstage bereitet sich das österreichische Kollektiv Klangkarussell sichtlich entspannt auf seinen Auftritt vor. «Das Adrenalin durchströmt uns erst, wenn wir auf der Bühne stehen», sagt der Salzburger Produzent Adrian Held, der vom Format dieses Naturfestivals begeistert ist.Und wetterfest seien die beiden auch – Konzerte im Regen seien die besten, sagt Held und fügt an: «Jene, die dann vor der Bühne ausharren, feiern unsere Musik so richtig.» Für die Produktion ihrer Songs brauche es auch einen freien Kopf. «Das pure Leben inspiriert uns», sagt Mitproduzent Tobias Rieser. Mit geschlossenen Augen schwelgen einige der Zuschauer später in ebendiesen lebensnahen Klangwelten.
Und als das Duo nach Mitternacht ihren Hit «Sonnentanz» spielt, hört der Regen auf.
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