«Es spricht eigentlich alles gegen uns»
Die Region Basel stellte noch fast nie einen Bundesrat. Eine prominent besetzte Podiumsdiskussion lieferte vorsorgliche Ausreden, wieso die Basler auch in Zukunft scheitern.

Nicht wenige Baslerinnen und Basler fragen sich, weshalb in Bern seit langer Zeit kein Bundesrat mehr aus der Region gewählt wurde. Immerhin handelt es sich hierbei um die zweitstärkste Wirtschaftsregion der Schweiz, die, so könnte man meinen, zumindest hin und wieder an die politische Spitze gehört.
Die letzte Anwärterin auf einen Sitz im Siebener-Gremium war CVP-Politikerin Elisabeth Schneider-Schneiter. Hätte sie reüssiert, wäre sie als erste Frau aus der Region gewählt worden – nebst den bisherigen freisinnigen Bundesräten Emil Frey (1890-1897) und Ernst Brenner (1897-1911), sowie dem Sozialdemokraten Hanspeter Tschudi, der vor sechzig Jahren als letzter Bundesrat aus der Region Basel gewählt wurde.
In der Tat eine lausige Quote: Zwanzig Prozent der bisherigen Bundesräte kommen aus Zürich, 16 Prozent aus dem Waadtland. Ganze drei Bundesräte aus Baselland und Basel-Stadt in über hundert Jahren. Weshalb dem so ist, darüber diskutierten die gescheiterte Bundesratskandidatin Elisabeth Schneider-Schneiter, SP-Nationalrätin Samira Marti, sowie die beiden Regierungsräte Conradin Cramer und Anton Lauber anlässlich des Frühjahrsapéros 2019 im Schützenhaus – ein jährlich ausgerichteter Anlass der Angestelltenvereinigung Region Basel und des Schweizerischen Bankpersonalverbands der Region Basel.
«Valable Kandidaten»
Sicherlich gäbe es auch in der Region fähige Leute für dieses Amt, ist sich Gesprächsleiter Hans Furer sicher, um sogleich die beiden Regierungsräte am Tisch als «valable Kandidaten» zu bezeichnen. Blicke man nach Genf, merke man, dass da manchmal «mehr Schein als Sein» vorhanden sei. Cramer und Lauber, sicherlich etwas geschmeichelt, machten den Fehler nicht, sich zu entsprechenden Bekenntnissen hinreissen zu lassen. Denn die Absicht, Bundesrat zu werden, lasse sich nicht steuern, so Lauber. Das wäre ein «absoluter Anfängerfehler».
Ob jemand Bundesrätin wird, hängt laut Elisabeth Schneider-Schneiter davon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Es müsse auch nicht immer ein Ziel sein, in der Exekutive eine nächste Stufe anzustreben, ergänzte Lauber. Wichtig sei es, einen guten Job zu machen. Cramer wiederum ist sich bewusst, dass er als Mitglied der liberaldemokratischen Partei, die es nur noch im Kanton Basel-Stadt gibt, keine Chance hätte. Deshalb stehe dieses Ansinnen nicht auf seiner Wunschliste.
Samira Marti betonte, dass auch im Parlament für den Kanton wichtige Arbeit geleistet werden könne. Darüber hinaus gebe es in der Region einige gute Anwärterinnen, etwa Eva Herzog, die «sicherlich eine gute Bundesrätin» wäre. Alleine schon die Zahl an Nationalrätinnen und Nationalräten aus dem Kanton Zürich bewirke, «dass wir uns in einer schlechten Ausgangslage befinden», sagt Schneider-Schneiter. Zürich sei sowieso dominant in diesem Land, ergänzte Marti, «nicht nur, wenn es um Bundesratswahlen geht, auch in der Medienlandschaft». Dazu komme, «dass wir uns in der Nordwestschweiz bei vielen Fragen auch nicht immer einig sind».
Getrennt durch den Jura
Vielleicht müsste man mehr „als Nordwestschweiz“ denken, so Marti. Das wäre eine «stärkere Kraft». Und: Diese wäre mit der kürzlich abgetretenen Doris Leuthart bis vor kurzem vertreten gewesen. Identität über die Kantonsgrenzen hinweg. Eine Vorstellung, der Lauber durchaus etwas abgewinnen kann.
Bundesräte nach Bern zu schicken sei für die Region deshalb so schwer, weil es ennet des Juras nur Basel, keine zwei Kantone gibt, so der Finanzchef. Diese staunen dann plötzlich, dass es da in Basel eine Fusionsabstimmung gibt. Ausserdem habe man auf der anderen Seite des Juras das Gefühl, dass es den Baslern gute gehe, unter dem Motto: «Sie haben ja schon alles, was wollen sie denn noch mehr.» Das stimme ein Stück weit auch.
Cramer verwies auf die Parteien in der Region, die eher klein sind. «Die einzige Partei, die gross ist, ist die SP», wobei die SP in Zürich und Bern noch grösser sei. «Es spricht eigentlich alles gegen uns». Deshalb brauche es so mutige Leute wie Elisabeth Schneider-Schneiter, die «den Hut in den Ring werfen» und sich der Herausforderung stellen. Es brauche mehrere Anläufe. Irgendwann «kommen wir schon zum Zuge». Wir dürfen gespannt sein, wer es alles Nächstes probiert.
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