Öffnung der Restaurant-TerrassenBasel-Stadt will weitere Party-Nächte in der Steinenvorstadt verhindern
In der Steinenvorstadt gelten ab Montag strengere Corona-Regeln, als der Bund verordnet hat. Grund dafür sind Vorfälle im letzten Jahr. Auch weitere Orte, wie beispielsweise die Rheingasse, könnten in Zukunft unter das strengere Regime fallen.

Die Bilder sorgten schweizweit für Aufsehen. Während für Restaurants, Bars und auch Treffen unter Privatpersonen strenge Corona-Auflagen galten, feierten in Basel mehrere Hundert Nachtschwärmer vor den Bars in der Steinenvorstadt. Nun, da der Bundesrat die Öffnung der Aussenbereiche von Restaurants und Bars ab Montag wieder erlaubt, möchten die Basler Behörden eine Wiederholung solcher Szenen vermeiden. Neu kann der Kantonsarzt deshalb an sogenannten Hotspots zusätzliche Schutzmassnahmen verfügen. Am Mittwoch hat der Regierungsrat dafür in der kantonalen Covid-19-Verordnung die Grundlage geschaffen.
Es erstaunt deshalb nicht, dass der erste vom Kanton ernannte Hotspot die Steinenvorstadt ist: «Damals waren so viele Menschen in der Steinenvorstadt unterwegs, dass die Einhaltung der Regeln nicht mehr gelang. Wir wollen nun bei diesen Lockerungsschritten, auf die sich viele Menschen freuen, ein unkontrolliertes Ansteigen der lokalen Infektionszahlen vermeiden», sagt Anne Tschudin, Sprecherin des Basler Gesundheitsdepartementes.
Am Hotspot gilt eine generelle Maskenpflicht, und es darf auf der Allmend ausserhalb der gekennzeichneten Bar- und Restaurantbereiche nichts konsumiert werden. Das gilt auch für Mitgebrachtes, wie etwa Büchsenbier: «Damit soll verhindert werden, dass sich Menschenansammlungen bilden und die Abstandsregeln nicht eingehalten werden», so Tschudin. Ein weiterer denkbarer Hotspot sei beispielsweise die Rheingasse. Die Lage werde täglich überprüft.

In den letzten Wochen haben sich bei schönem Wetter auch sehr viele Menschen am Kleinbasler Rheinufer aufgehalten. Buvetten, Glace-, Kaffee- und Wurststände lockten dort mit Angeboten. Trotzdem wird das Rheinbord noch nicht zum Hotspot erklärt. Dies hat laut Regierungssprecher Marco Greiner ebenfalls mit den Erfahrungen im letzten Jahr zu tun. Man habe hingegen damals gemerkt, dass es in der Steinenvorstadt ohne zusätzliche Regelungen kaum gehe: «Darum ist vorgesehen, dass der Kantonsarzt dort gleich von Anfang an besondere Schutzmassnahmen verfügt. Wenn die Bevölkerung am Rheinbord und an anderen Hotspots mitmacht, Masken trägt und Abstände einhält, wird solches wohl nicht notwendig sein.»
Wie die Behörden am Rheinbord die eingeschränkte Konsumation auf der Allmend durchsetzen würden, ist sowieso fraglich. Die Polizei müsste jede einzelne Person, die ausserhalb der Restaurationszonen am Rheinbord grilliert, ein Bierchen trinkt oder eine Packung Chips isst, sanktionieren.
Wer sorgt für Ordnung?
Doch wer muss an den Hotspots für die geforderte Ordnung sorgen? «Die Betriebe sind gemäss Covid-19- Verordnung besondere Lage verantwortlich, dass sich vor ihren Lokalen keine Menschenansammlungen bilden, wenn alle Sitzplätze besetzt sind», sagt Anne Tschudin. Für die Einhaltung der Massnahmen auf der Allmend sei die Kantonspolizei verantwortlich.
«Die Gastronomen sind schnell überfordert, wenn sie auch noch eine Polizeifunktion übernehmen müssen», sagt Maurus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbandes. Eventuell komme die Regelung den Betrieben jedoch entgegen, weil eine Ansammlung angeheiterter Menschen mit Dosenbier in der Hand so gar nicht erst entstehe. Er hofft, dass die betroffenen Wirtinnen und Wirte durch die zusätzlichen Massnahmen keinen wirtschaftlichen Schaden erleiden.
Laura Herbella, Inhaberin der Soho Bar in der Steinen, geht momentan über die Bücher, um zu sehen, ob sie überhaupt öffnen werden. Grundsätzlich vertraue sie darauf, dass sich die Behörden bei den Massnahmen etwas gedacht haben: «Aber wenn so entschieden wird, dann sollten wirklich alle Hotspots in Basel berücksichtigt werden – denn es gibt weit mehr Brennpunkte als nur die Steinenvorstadt.»
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