«Umwelterziehung» gefordertBasel soll bereits 2030 emissionsfrei sein
Der Kanton müsse verpflichtet werden, dass die globale Erwärmung 1,5 Grad nicht übersteige, fordert eine neue Initiative. Wie kann das gehen?

Nur den Klimanotstand auszurufen, ist ihnen nicht genug: Gut ein Jahr, nachdem der Grosse Rat dieser viel diskutierten Resolution zugestimmt hatte, wollen sie mehr – denn gesehen haben sie von der Politik noch nicht viel, auf jeden Fall viel zu wenig. Sagen sie.
Für ein «klimagerechtes» Basel soll sich nun auch das Volk einsetzen, darum lanciert der Verein für Klimagerechtigkeit Basel 2030 eine kantonale Klimagerechtigkeitsinitiative. Das Initiativkomitee ist gespickt mit bekannten Namen; Nationalrätin Sibel Arslan (Basta) etwa ist dabei oder auch die Architektin Barbara Buser – und unterstützt wird das Begehren von Bischof Felix Gmür.
Die Forderungen haben es in sich: Der Kanton soll verpflichtet werden, dass die globale Erwärmung – gegenüber dem vorindustriellen Niveau – 1,5 Grad nicht übersteigt und dass die Treibhausgasemissionen bis 2030 auf netto null reduziert werden.
Das ist ganz schön viel Forderung, ganz schön viel Selbstbewusstsein auch. Wie kann das gehen? Diese Frage stellt sich immer wieder, wenn ein Kanton die ganze Welt retten soll. Und das in zehn Jahren – und nicht, wie der Bund vorsieht, bis 2050? Und was heisst das überhaupt, Klimagerechtigkeit?
Mediensprecherin Zoë Roth sagt auf Anfrage, dass diese Initiative mehr sei als nur ein symbolisches Zeichen: «Wir schreiben eine konkrete Zielsetzung in die Verfassung.» Konkret bedeute dies eine gesellschaftsverträgliche Umstellung der Lebensweise. Roth sagt: «Fünf Kurztrips mit dem Flugzeug etwa sind nicht mehr zeitgemäss. Hier kann der Kanton mit seinem Einfluss auf den Euro-Airport konkret Abhilfe schaffen.» Die Zeit dränge, mehr als zehn Jahre reichten nicht – sonst sei es für künftige Generationen zu spät.
Für Roth ist die Betonung wichtig, dass es sich dabei nicht nur um Verbote handeln muss. Wenn Silvia Henke, Professorin für Kulturtheorie und ebenfalls im Initiativkomitee sitzend, aber von «Umwelterziehung» spricht, wirkt das nicht wie ein übermässig solidarisches Wording. Roth spricht lieber von «Umweltbildung»; es müsse mehr kommuniziert werden – wie bei Corona nun gesehen.
Unklar bleibt, wie dem Menschen eine oktroyierte Verhaltensänderung schmackhaft gemacht werden soll – da ist der Einfluss der Behörden relativ gering. Wenn der Mitinitiant und Umweltwissenschaftler Benjamin Plüss mal wieder den oft gehörten Satz «Die Politik verspielt unsere Zukunft» zitiert: Reicht das, ist das genug? Roth hofft, dass wegen der Virus-Pandemie das Bewusstsein auch fürs Klima steigt und die Solidarität erhalten bleibt: «Die Klimakrise ist noch viel grösser als die Virus-Krise.»
Darum sei jetzt auch ein guter Moment für die Lancierung – Angst, dass die Menschen krisenmüde sind, hat sie nicht. Schon bald soll es losgehen mit dem Unterschriftensammeln. Roth sagt: «Wir haben das Signal, dass dies bereits am 3. Juni wieder erlaubt sein wird. Wir wollen dann sofort starten.» 3000 Unterschriften sind nötig, dass es zur Abstimmung kommt.
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Eine kleine Grenzstadt, eine kleine Kernstadt, mitte in ihrer weitläufigen Agglo wünscht einen sektarischen, dogmatischen, strengen, grünen Weg wagen...Und es wird scheitern. Warum? Nicht nur weil, Basel besuchen wesentlich umständlich wäre, sondern, weil die Allermeisten gar keine Lust hätten, die vielen verbohrten Ökoeigenbrötlern zu begegnen und noch weniger sie wirtschaftlich zu unterstützen.