Streik angekündigt«Basel-Mulhouse wird wie ein zweitrangiger Flughafen behandelt»
Französische Gewerkschaften befürchten wegen einer geplanten Umstrukturierung Sicherheitsmängel und Verspätungen. Am kommenden Dienstag wird gestreikt.

Am kommenden Dienstag, 8. November, wird am Euro-Airport gestreikt. Die Gewerkschaften Unsa und Usac-CGT rufen die Fluglotsen und Elektrotechniker des Flughafens dazu auf, wie die Usac-CGT in einer Mitteilung schreibt. Grund ist eine geplante Umstrukturierung des technischen Wartungsdienstes im Flugkontrollzentrum.
«Basel-Mulhouse wird wie ein zweitrangiger Flughafen behandelt», heisst es in der Kritik der Gewerkschaften. Sie bemängeln an der beanstandeten Umstrukturierung, dass die Elektrotechniker des technischen Wartungsdienstes von Basel-Mulhouse künftig hierarchisch dem technischen Dienst in Strassburg unterstehen sollen.
«Die Gewerkschaften beanstanden einen derartigen Rückzug des französischen Staates am Standort eines Flughafens dieser Grössenordnung», heisst es im Schreiben. «Nach Ansicht der Gewerkschaften ist dieses Organisationsmodell inakzeptabel, zumal sich der Euro-Airport mit neun Millionen Passagieren pro Jahr zu einem der dynamischsten Flughäfen in Frankreich und der Schweiz entwickelt.» Ein Flughafen dieser Grössenordnung benötige einen autonomen, reaktionsschnellen technischen Wartungsdienst, der zu 100 Prozent vor Ort ansässig ist.
Bereits zweiter Streiktag
Am 7. Oktober habe das Management der Flugsicherungsdienste der Region Nordost den Gewerkschaften einen Plan zur Umstrukturierung dieses technischen Wartungsdienstes präsentiert, der seitens der Gewerkschaften einen massiven Protest ausgelöst und zur einstimmigen Ablehnung des Vorhabens geführt hat. «Am 20. Oktober beschloss die Geschäftsleitung, den sozialen Dialog zu beenden und diese Umstrukturierung mit Gewalt durchzusetzen», so die Mitteilung weiter.
Daraufhin hätten die Gewerkschaften Unsa und Usac-CGT alle Mitarbeiter des technischen Wartungsdienstes zu einem Streik am 26. Oktober aufgerufen. Die Streikrate lag an diesem ersten Streiktag bei 100 Prozent. «Allerdings waren nur die Elektrotechniker an dem Streik beteiligt», so die Mitteilung. «Da die Geschäftsleitung dem Unmut des Personals bislang kein Gehör schenkt, rufen die Gewerkschaften für Dienstag, den 8. November, zu einem weiteren Streiktag auf. Dieses Mal sollen auch die Fluglotsen an der Streikbewegung teilnehmen.»
Weiter sei die sichere Steuerung des Flugverkehrs immer schwieriger zu gewährleisten. «Die Fluglotsen schliessen sich dieser Streikbewegung an, da sie dieses Projekt als eine weitere Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen betrachten», teilen die Gewerkschaften mit. «So wie die Elektroingenieure fühlen sich auch die Fluglotsen in Basel-Mulhouse von ihren Vorgesetzten im Stich gelassen und schlecht behandelt, und das zu einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, den ständig wachsenden Flugverkehr mit immer weniger materiellen und personellen Mitteln über diesen Flughafen abzuwickeln.»
Zu wenig Personal, unsichere Wetterprognosen
Die während der Corona-Pandemie reduzierte Belegschaft sei nicht wieder ausreichend aufgestockt worden. Der Leidensdruck am Arbeitsplatz sowie Angstzustände im Kontrollzentrum würden «explosionsartig» zunehmen. «Vor allem im Sommer sind Fluglotsen gezwungen, Kontrollpositionen zusammenzulegen, sodass ein einziger Mitarbeiter die Arbeit von mehreren erledigt», prangern die Gewerkschaften an. «Weiterhin müssen sie Abflug- und Landezeiten von Flugzeugen verzögern, damit die Arbeitsbelastung auf einem erträglichen Niveau bleibt.»
Gleichzeitig habe sich auch die Qualität der Wettervorhersagen auf dem Flughafen verschlechtert, da es mittlerweile nur noch einen Meteorologen gibt, und nicht wie früher zwei. «Ausserdem sind die Vorhersagen weniger zuverlässig, da sie nicht mehr von Menschen, sondern von Sensoren und Computern durchgeführt werden», bemängeln die Gewerkschaften.
Fluglotsen müssen die Windstärke und Windrichtung sowie Gewitter, Nebel und Niederschläge so gut wie möglich vorhersehen, um die Sicherheit der Flüge zu gewährleisten. «Die Fluglotsen in Basel-Mulhouse befürchten, dass die geplante Umstrukturierung der Wartungsarbeiten, die ihr Management durchsetzen möchte, ein weiterer Punkt auf der bereits langen Liste von Problemen und Sorgen ist, zumal sie zu einer weiteren Verschlechterung ihrer Arbeitsmittel beitragen würde, was letztendlich zu noch mehr Verspätungen und einer Verringerung der Flugsicherheit führen könnte», so die Mitteilung abschliessend.
EAP will Auswirkungen gering halten
Der Euro-Airport bestätigt, dass der Flughafen am 8. November vom Streik betroffen ist. «Der französische Flugsicherungsdienst hat uns soeben bestätigt, dass bei Streiks in der nächsten Woche zu jeder Zeit der Mindestdienst zur Verfügung stehen wird», sagt die Kommunikationsverantwortliche Anne Legarde auf Anfrage. «Dies wird zu Regulierungen führen, aber a priori nicht zu Flugstreichungen.»
«Der Flughafen unternimmt stets alles, um die Auswirkungen auf den Flugbetrieb so gering wie möglich zu halten», so das Statement weiter. Zu den Vorwürfen der Gewerkschaften könne sich der Flughafen nicht äussern, da die betroffenen Mitarbeitenden von der Flugsicherung angestellt sind, nicht am Euro-Airport.
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