«Basel ist die rollstuhlunfreundlichste Stadt der Schweiz»
Der Wahlberner Thomas Schneider zeigt auf, dass Basel in Sachen Gleichstellung nachbessern muss.

Ist Basel eine rollstuhlfreundliche Stadt? Will man den Worten des Ostermundiger Ehepaares Schneider Glauben schenken, dann lautet die Antwort: Nein. Thomas Schneider und seine gehbehinderte Ehefrau sind sowohl privat als auch beruflich oft in Basel unterwegs und kennen die Basler Tücken für Rollstuhlfahrer.
Auf seinem Blog «rollstuhlblog.ch» zeigt der studierte Jurist und Webdesigner seit bald zehn Jahren auf, welche Mängel der öffentliche Raum in der Schweiz in Sachen Benutzerfreundlichkeit für Gehbehinderte aufweist. Hier macht die Stadt Basel alles andere als eine gute Figur. Im Gegenteil: «Basel ist die rollstuhlunfreundlichste Stadt der Schweiz», schreibt Schneider. Allein seit Mai letzten Jahres hat er fünf Blogbeiträge veröffentlicht, die eindrücklich zeigen, wie schwierig es ist, sich als Person, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, in Basel fortzubewegen.
Ein Ding der Unmöglichkeit
Speziell die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) sind für das Paar Schneider in den letzten Monaten zu einem roten Tuch geworden. Fotos auf dem Blog zeigen: Das Ein- und Aussteigen bereitet insbesondere an den vielfrequentierten Haltestellen «Markthalle» und «Barfüsserplatz» Schwierigkeiten. Am Barfüsserplatz mache der riesige Abstand zwischen Tramtüre und Randstein Probleme. Noch schlimmer sei die Situation bei der Markthalle: Dort müsse man zur Strasse hin aussteigen und damit zunächst nicht nur eine für Rollstuhlfahrer riesige Höhendifferenz zum Strassenboden bewältigen – ein Trottoir ist nicht vorhanden –, sondern anschliessend auch noch den hohen Randstein zum Trottoir überwinden.
Schneiders Kritik löst auch bei der Regierung Reaktionen aus. Im September letzten Jahres schrieb der Vorsteher des Verkehrs- und Baudepartements Hans-Peter Wessels in einer Stellungnahme: «Die Situation bei der Markthalle ist generell schwierig. Ihre Fotos demonstrieren die Probleme eindrücklich.» Wessels erklärte in dem Schreiben, wie komplex die Situation sei und dass man mit Hochdruck an einer Lösung arbeite. Der SP-Regierungsrat hielt zudem fest: «Das Bau- und Verkehrsdepartement arbeitet mit Hochdruck daran, die Haltestellen bis Ende 2023 gemäss Vorgaben des BehiG (Behindertengleichstellungsgesetz) umzubauen.» Anzumerken ist hierbei, dass das Gesetz seit 2004 in Kraft ist.
Verständnislose WC-Betreiberin
Die Bemerkung der BVB, wonach «ein Handzeichen an den Tramfahrer genügt», lässt Schneider nicht gelten. Mehrere Male seien seine Frau und er von Tramfahrern ignoriert worden, obwohl sie sich den Fahrern deutlich bemerkbar gemacht hätten.
Auf weniger Verständnis stösst das Ehepaar bei der WC-Betreiberin McClean, die im Untergrund der Schalterhalle des Bahnhofs Basel SBB eine Anlage betreibt. Als sich das Ehepaar Ende Januar zum WC begibt, stellt es zunächst fest, dass die WC-Anlage für Inhaber des sogenannten Eurokey freundlicherweise gratis ist. Mit diesem Einheitsschlüssel können Behinderte kostenlos behindertengerechte sanitäre Anlagen benutzen. Schneider fällt aber auf, dass in diesem WC der zweite Schliesszylinder fehlt. «Dies bedeutet, dass sich eine weitere Person mit einem Eurokey jederzeit zum WC Zugang verschaffen kann – auch wenn dieses eigentlich geschlossen ist und gerade benutzt wird», erklärt er.
Damit nicht genug. Als er versucht, das WC abzuschliessen, geht plötzlich das Licht im Raum aus. Nachdem er die Türe mehrmals auf- und zugeschlossen hat, wird klar, dass Licht und Türe gekoppelt sind. Die Mitarbeiterin, die er zu Hilfe ruft, sagt dazu lediglich: «Lassen Sie die Türe offen.»
Auf Schneiders Kritik antwortet Markus Weisskopf, ein Geschäftsleitungsmitglied der McClean AG, in einer Mail wie folgt: «Machen Sie einfach keinen solchen Wind um nichts.» Und: «Je mehr ‹Wind› Sie machen, desto mehr leidet der Ruf und die Achtung vor Behinderten. Ich beschäftige auch in meinem Betrieb immer wieder Behinderte.» Schneider sagt dazu: «Wie ich Menschen mit einer Behinderung mit meinem Einsatz schade, ist für mich schleierhaft.» Auf Anfrage der Basler Zeitung nahm McClean keine Stellung und untersagte es, Fotos des erwähnten WCs zu machen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch