Vor den StadttorenBasel erhält ab Sommer einen Steinbruch-Park
Er ist 60-mal grösser als der Schützenmattpark und kommt zwischen St-Louis, Basel und Allschwil zu liegen: der Parc des Carrières. Mit der Pflanzung einer Traubeneiche gaben die Initianten am Donnerstag den Startschuss für diese grüne Lunge.

Die Internationale Bauausstellung (IBA Basel), die sich diesen Sommer nach elf Jahren Wirken definitiv auflöst, wird Basel und allen künftigen Generationen mit einem grossen Denkmal in Erinnerung bleiben: mit einem 300 Hektaren grossen Parc des Carrières, der auf den Äckern und in den Kiesgruben im Gebiet zwischen Basel, Allschwil, St-Louis und Hégenheim zu liegen kommt.
Zehn Jahre lang haben die Vertreter der IBA um das Projekt gerungen, Grundeigentümer wie die Kibag Kies Basel AG überzeugt und die Behörden an Bord geholt. Am Donnerstag, bei schönstem Frühlingswetter, war es so weit: Mit der Pflanzung einer Traubeneiche signalisierten die Allschwiler Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli, Vizepräsidentin des Vereins Parc des Carrières, und IBA-Geschäftsführerin Monica Linder-Guarnaccia den offiziellen Start für die erste Umsetzungsphase.
Wie präsentiert sich der Park?
Dort, wo heute Äcker liegen und Kiesgruben wie offene Wunden in der Landschaft klaffen, gibt es bis im Jahr 2028 weite Wiesen mit Bäumen, Wald, Naturkorridoren und Spielzonen. Verbunden sind sie durch ein Wander- und Wegnetz. Im Kerngebiet, das elf Hektaren umfasst, soll ein Treffpunkt mit Spielplatz entstehen. Im südlichen Teil, nahe Basel und Allschwil, werden drei von Äckern umrandete Naturkorridore für Amphibien angelegt. Endlich erhält Hégenheim zudem für Velofahrer eine direkte Verbindung quer durch den Park nach St-Louis. «Die Schüler mussten bislang immer den Umweg über Basel nehmen», sagte Jean-Marc Deichtmann, Präsident St-Louis Agglomération, der beim Startschuss davon sprach, dass «ein Traum nun Realität werde». Im nördlichen Teil, gegen die Burgfelden-Grenze hin, werden die ersten Kiesgruben mit sauberem Aushub gefüllt und zu Landschaftsgebieten mit «hohem ökologischen Wert» umgestaltet. Es ist eine Bepflanzung mit 700 verschiedenen einheimischen Gewächsen vorgesehen.
Zuletzt ist eine zentrale Wiesenfläche mit einem Rundweg als Symbol für die Begegnungen und den Zusammenhalt in der Region geplant. Unsicher ist, ob künftig ein Teil des Wassers aus dem Allschwiler Dorfbach ins Landschaftsgebiet abgeleitet wird.
Wie gelangt man in den Park?
Mehr als 40’000 Anwohner in den umliegenden Gemeinden werden den Park in fünf bis zehn Minuten Geh- oder Velo-Distanz erreichen. Der Hauptzugang muss noch geschaffen werden – beim Abzweiger, wo die Hegenheimerstrasse in ihrer Verlängerung auf französischem Boden zur Rue de Bâle wird. Autos können beim Parkplatz des Gartenbads Bachgraben abgestellt werden. Ein zweiter Zugang wird ab Tramhaltestelle Burgfelden Grenze ermöglicht. Zwischen diesen beiden Zugängen bilden rund tausend Familiengärten mit Stacheldraht und Videoüberwachung einen Sperrgürtel. Aber wie Hans-Peter Wessels, Noch-IBA-Präsident, sagt, sollen diese riesigen Areale durchgängig gemacht werden.

Wie ist man auf den Namen Parc des Carrières (Steinbruchpark) gekommen?
Kreuzweg, Im Lachen, Langhagweg – die Flurnamen erinnern daran, dass auf französischem Terrain Deutschsprachige das Sagen hatten – heute etwa das Bürgerspital Basel, oder die Kibag Kies Basel AG. Aber laut Initiant und Projektbegleiter Andreas Courvoisier, Geschäftsführer von Courvoisier Stadtentwicklung, seien solche Flurnamen sperrig und hölzern in der Aussprache. Schon früh, irgendwann zwischen 2011 und 2012 sei man zur Überzeugung gelangt, dass ein frankofoner Name für ein Gebiet auf französischem Boden angemessen sei. Wenn dereinst die bis 15 Meter tiefen Kiesgruben nivelliert werden, erinnert das Wort Carrière – Steinbruch – an die früheren Gruben.

Gab es Probleme bei der Umsetzung?
«Und ob», antwortet Monica Linder-Guarnaccia auf die Frage nach Problemen. Man habe an tausend Dinge denken müssen. Keine Selbstverständlichkeit sei die Haltung der Kibag Kies Basel AG, die ihre Pläne zur Bewirtschaftung der Gruben so geändert habe, dass Kiesabbau zwar weiterhin möglich ist, aber ein gefahrloses Aneinandervorbeikommen von Lastwagen und Fussgängern sichergestellt ist.
Wie ist der Park finanziert?
Einblick in den Finanzierungsschlüssel gab es am Donnerstag nicht. Andreas Courvoisier sagt, es gebe unter den Partnern keinen, der sich markant mehr als der andere am Projekt beteiligt habe. Es sei ein ausgeglichener und fairer Schlüssel. Soweit eine Übersicht über die Finanzierung des Parks besteht, an dem auch nach 2028 weitergebaut werden kann, belaufen sich die Gesamtkosten auf 2,11 Millionen Franken. Das Land gilt als geschenkt. Die erste Bauphase kostet inklusive Studien und Bauarbeiten 1,1 Millionen Franken. Die Arbeiten in der zweiten Phase werden auf 210’000 Euro und in der dritten Phase auf 800’000 Euro geschätzt. Privates Engagement – vornehmlich von Stiftungen – gab es ausschliesslich von Schweizer Seite. Diese Sponsoren unterstützten das Projekt mit 300’000 Franken.
Wird der Park dereinst zum Central Park von Basel?
Das Bachgraben-Gewerbegebiet drückt bis unmittelbar an die Landesgrenze zu Frankreich mit seinen Pharmabauten und dem Businesspark. Wer auf dem weiten Gelände steht und den geballten Wirtschaftsdruck aus der Schweiz physisch zu Gesicht bekommt, kann erahnen, dass sich die Häuser dereinst rund um den Parc des Carrières auftürmen werden fast wie die Wolkenkratzer um den Central Park in New York. Der Blick auf die andere Seite zeigt aber ländlich verschlafenes Frankreich. Die Landesgrenzen werden mit dem Park zwar durchlässig wie nie zuvor. Es werde aber sicher das 22. Jahrhundert eingeläutet, bis sich ein Häuserring um den Parc des Carrières schliesst, ist die einhellige Meinung.

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