Fortschritt für KrebsforschungBasel Area zieht grossen Fisch an Land
Das amerikanisch-chinesische Biotechunternehmen Beigene eröffnet in Basel seinen Europa-Sitz.

Zwölf Jahre ist es her, dass der amerikanische Unternehmer John Oyler zusammen mit dem chinesischen Biochemiker Xiaodong Wang das Unternehmen Beigene mit Sitz in Peking gründete. Erklärtes Ziel war es, bezahlbare Krebsmedikamente zu entwickeln und den Zugang zu den Medikamenten für Patientinnen und Patienten weltweit zu verbessern. Dazu ging man Partnerschaften mit anderen Pharmaunternehmen ein, um die Entwicklung von Krebsmedikamenten zu übernehmen, die von diesen nicht weiterverfolgt wurden.
Heute führt Beigene weltweit klinische Studien mit Patienten aus über 45 Ländern durch. Zudem übernahm das Unternehmen die Vermarktung onkologischer Arzneimittel, die von Amgen, Bristol Myers Squibb oder EUSA Pharma lizenziert wurden. Das internationale Team von Beigene besteht heute aus 8000 Mitarbeitenden auf fünf Kontinenten, mehrheitlich in China.
«Wir glauben, dass Basel ein wichtiger Standort ist, um Krebs weltweit zu bekämpfen.»
Mit der Eröffnung ihrer europäischen Niederlassung im Baloise-Hochhaus in Basel erfolgte am Montag nun ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte. «Wir glauben, dass Basel ein wichtiger Standort ist, um Krebs weltweit zu bekämpfen», sagte John Oyler, Gründer und CEO von Beigene. In den letzten zehn Jahren seien enorme Fortschritte zur Bekämpfung von Krebs gemacht worden, doch noch immer sei man weit vom Ziel entfernt. Um Medikamente bezahlbar zu machen, müsse die Effizienz gesteigert werden, indem Studienzeiten verkürzt und sämtliche Forschungsstufen inhouse durchgeführt würden.
Von Basel aus werden zunächst 150 Mitarbeitende die Aktivitäten von Beigene in der Region steuern. «Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Mitarbeitenden in den nächsten ein bis zwei Jahren verdoppelt», sagt Nils Eckhardt, Leiter der Basler Niederlassung. Gemäss Oyler ist die Wahl des Standorts Basel in erster Linie auch ein strategischer Entscheid: «Wir schätzen die Unterstützung durch das ganze Netzwerk hier in Basel und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Forschungsunternehmen, Universitäten, Fachleuten und Spitälern.»
Begrüsst wurde das Team von Beigene von Deborah Strub, Mitglied der Geschäftsleitung der Handelskammer beider Basel, sowie Karin Sartorius, Grossrätin und Branchenverantwortliche Life-Sciences. «Mit Beigene sehen wir Chancen für interessante Synergien und Austauschmöglichkeiten», sagt Strub.
«Basel ist der Biotechhub für Kontinentaleuropa. Wir haben in den letzten Jahren darauf gesetzt, diese Botschaft hinauszutragen – in die USA und auch nach China», freut sich Christof Klöpper, CEO von Basel Area Business & Innovation, über die prominente Neuansiedlung. Die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung unterstützt Unternehmen, die sich für einen Standort in der Region Basel entscheiden, von der Suche nach passenden Räumlichkeiten und Fachkräften bis zur Begleitung bei Behördengängen. Mit Blick auf den Ausschluss aus dem europäischen Forschungsprogramm Horizon Europe hofft Klöpper, dass es bald zu einer Lösung mit der EU kommen wird. Wichtig sei, die Beziehungen zu den Universitäten in Europa nicht zu verlieren. «Es wäre von grossem Nachteil, wenn man sich all das mühsam wieder aufbauen müsste», so Klöpper.
Die Entwicklung von Beigene hat Klöpper von Anfang an verfolgt. Angesprochen auf die politischen Entwicklungen in China und die Gefahr, dass chinesische Unternehmen Gelder und Wissen für eigene Zwecke abschöpfen, reagiert er gelassen. «Wir sehen in China sehr viele Firmen, die im Forschungssektor gute Arbeit leisten und die daher auch eine gute Ergänzung sind für den Basler Cluster», sagt Klöpper. Er habe das Gefühl, dass die Firmen, die Basel Area bei der Ansiedlung unterstütze, auch sehr viel an Technologie in die Schweiz brächten. Zumindest für Basel und die Life-Sciences-Branche scheine ihm das nicht einseitig zu sein.
2021 ist Beigene eine Partnerschaft mit Novartis eingegangen. Dabei sicherte sich Novartis die Rechte zur gemeinsamen Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines von Beigene entwickelten Krebsmittels in Europa, Nordamerika und Japan. Beigene erhielt im Rahmen einer strategischen Handelsvereinbarung die Rechte für die Vermarktung von fünf zugelassenen Onkologie-Arzneimitteln in bestimmten Regionen Chinas.
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