Barry Callebaut spürt nichts von der Krise in der Elfenbeinküste
Der Schweizer Schokoladenproduzent Barry Callebaut konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr deutlich steigern – trotz rekordhoher Kakaopreise.
Trotz des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste laufen die beiden dortigen Fabriken des Schokoladeherstellers Barry Callebaut weiter. Bisher seien seien die Mitarbeiter sicher, sagte Konzernchef Jürgen Steinemann am Freitagmorgen vor den Medien in Zürich.
«Ich extrem stolz auf unsere Leute, die unter diesen Bedingungen weiterarbeiten», erklärte Steinemann. Und die beiden Werke in den Hafenstädten Abidjan und San Pedro würden weiterarbeiten, solange es für die Leute sicher sei.
«Wir sind die Einzigen aus der ganzen Schokoladenindustrie, die dort noch produzieren.» Man habe Häuser und Hotels ganz in der Nähe der Fabriken gemietet, damit die Angestellten nicht durch die Stadt fahren müssten.
250 Angestellte in zwei Fabriken
In den beiden Fabriken seien 250 Menschen beschäftigt. Bisher habe man keine Probleme gehabt, Spannungen unter den Arbeitern zu vermeiden, die den verschieden politischen Lagern angehörten, sagte Finanzchef Victor Balli am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.
Ausserdem habe Barry Callebaut 200 weitere Mitarbeiter, die sich auf dem Lande um die Kakaobohnen kümmerten. Dort ruhe die Arbeit derzeit.
Auch 9 der 10 Europäer seien noch im Land. Man habe es ihnen freigestellt auszureisen, sagte Steinemann der SDA. Aber sie hätten ihre lokalen Angestellten nicht im Stich lassen wollen. Die Familien der Europäer seien allerdings ausgereist, sagte Balli.
Ausfuhrverbot
Wegen des Exportverbots, das der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo erlassen hatte, könne man aber keine Ware mehr ausführen. Kakaobohnen seien zum Glück ein bis eineinhalb Jahre haltbar. Die Kakaobutter lagere Barry Callebaut in gekühlten Containern, von denen noch genügend verfügbar seien, sagte Balli.
Um zu verhindern, dass die Ware in den Lagerhäusern gestohlen werde, stelle man Container vor die Eingangstore. Da brauche es schon schweres Gerät, um noch eindringen zu können, sagte Balli. Weniger gross als noch vor ein paar Wochen sehe er die Gefahr, dass die Regierung die Schokoladeindustrie verstaatliche und damit die Ware beschlagnahme.
Die Elfenbeinküste ist der weltgrösste Produzent von Kakaobohnen und liefert rund ein Drittel des Bedarfs. Glücklicherweise sei zum Zeitpunkt des Exportverbots im Januar bereits der grösste Teil der Ernte ausgeführt gewesen, sagte Balli. Barry Callebaut fehlten nur 25'000 Tonnen, die für Schokoladenfabriken ausserhalb der Elfenbeinküste bestimmt gewesen seien.
Produktion hochgefahren
Um die fehlende Kakaobutter, -flüssigkeit und -pulver aus der Elfenbeinküste auszugleichen, habe der Konzern die Produktion in seinen übrigen elf Schokoladefabriken auf der Welt hochgefahren, sagte Balli. Die liefen jetzt auf Volldampf. Zudem versuche man, Kakaobohnen in anderen Ländern einzukaufen. Barry Callebaut könne damit die Bedürfnisse der Kunden für dieses Jahr 2011 erfüllen.
Wenn das Chaos allerdings noch länger anhalte bis zur neuen Kakaobohnenernte im Oktober, habe die ganze Schokoladenindustrie weltweit ein Problem. Ein Drittel der Bohnen könne man nicht durch Zukäufe anderswoher ersetzen, sagte Balli.
SDA/mrs
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