Tramhüsli muss wegBarfüsserplatz soll zur Piazza werden
Basel-Stadt lanciert einen Ideenwettbewerb. Das Ziel: mehr Bäume, weniger Autos und Taxis, mehr Platz für die Beizen.

Der Barfüsserplatz ist das Herz Basels, und Herzoperationen sind bekanntlich heikel. Aber bisweilen nötig. Das findet jedenfalls die Basler Baudirektorin Esther Keller (GLP). Sie lud am Freitag zu einer Medienkonferenz auf dem Barfi, um den Ideenwettbewerb anzukündigen, für den sie beim Grossen Rat 1,4 Millionen Franken beantragen wird.
Das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) will den Platz von einem Durchgangs- zu einem Aufenthaltsort machen. Heute herrscht Chaos: Wer im Braunen Mutz oder in der Rio Bar ein Bier trinken will, der muss zuerst über die Strasse gehen, an Autos und Taxis vorbei, um die Tramhaltestelle herum und dann wieder über die Strasse. Die Idee ist daher, das Tramhüsli sowie die Fahrbahnschlaufe zu opfern, damit die Beizen mehr Platz für die Aussenbewirtung vorfinden. Das Tramhüsli sei nicht denkmalgeschützt, sagte Keller. Und die Taxis könnten künftig zwar weiterhin zufahren, müssten aber am Steinenberg halten statt am Barfi.
Mit ausschlaggebend für die Lancierung des Ideenwettbewerbs ist der Vorstoss von SVP-Grossrat Joël Thüring. Er nahm das von Herzog & de Meuron umgebaute Stadtcasino zum Anlass, eine Barfi-Neugestaltung zu fordern. Thüring stützte sich dabei auf Aussagen der berühmten Architekten, wonach der Erweiterungsbau des Stadtcasinos nur als erster Teil der Barfi-Verschönerung anzusehen sei. Der SVPler forderte deshalb gemeinsam mit Politikern aus verschiedenen Parteien einen «Masterplan» für den Barfüsserplatz.
Festivals und Markt sollen weiter stattfinden
Keller will den Architekten, die am Wettbewerb mitmachen, bewusst grossen Handlungsspielraum einräumen. «Es sollen auch die bekannten Architekturbüros mitmachen», sagt sie – denn auch ihr ist bewusst, welche Bedeutung der Barfi für die Basler Bevölkerung habe.
Gewisse Einschränkungen gibt es dennoch. So müssen die Architekten in ihren Plänen die Velostation mit einbeziehen, die voraussichtlich unterirdisch gebaut werden soll und eine Zufahrt braucht. Ebenfalls soll es künftig möglich sein, die heute stattfindenden Events wie den Markt oder Jugendkulturanlässe wie das Imagine-Festival durchzuführen. Die Treppe vor dem Historischen Museum, auf denen sich seit Jahrzehnten die Basler Jugend zum Biertrinken trifft, sei zwar ein toller Ort, meinte Keller. «Aber für Rollstuhlfahrer ist sie ein grosses Hindernis.» Genauso wie die Tramhaltestelle, die dank der Neugestaltung des Barfüsserplatzes behindertengerecht werden soll.
Keller kann sich Barfi ohne Trams vorstellen
Angedacht ist, dass nach dem Grossratsentscheid bis Ende 2025 ein Vorprojekt vorliegt. Das BVD schätzt die Projektkosten grob auf zwanzig Millionen Franken. Zum ganz grossen Wurf wird es dann noch nicht kommen. Esther Keller sagte am Rande der Pressekonferenz zwar, sie könne sich auch einen Barfüsserplatz ganz ohne Trams vorstellen. Dies, wenn das Herzstück in Betrieb genommen werde, am Marktplatz eine S-Bahn-Station eröffnet wird und die Trams über den Petersgraben fahren können, wie es das neue Tramnetz vorsieht.
So weit ist es aber noch nicht: Das Herzstück wird mehrere Jahrzehnte auf sich warten lassen – wenn es denn kommt. Bis dahin werden Trams über den Barfi fahren. Der Eingriff am Herzen Basels wird daher noch nicht ganz so tiefgreifend sein. «Aber ich bin mir sicher», sagte die Baudirektorin, «dass die Neugestaltung für ganz viel Diskussionsstoff sorgen wird.»
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