Bombensichere BancomatenDeshalb gingen die Räuber in Münchenstein fast leer aus
Kürzlich wurden in der Baselbieter Gemeinde zwei Bancomaten gesprengt. Die Aktion war indes nicht von Erfolg gekrönt. Die Täter rüsten zwar auf – die Banken aber auch.

«Ich bin mitten in der Nacht von einem unbeschreiblichen Knall geweckt worden. Ich dachte zuerst, es handle sich um eine Gasexplosion», beschreibt Annemarie Mettauer die Ereignisse der Nacht von Donnerstag auf Freitag. «Nach dem Knall hatte ich derart grosse Angst, dass ich noch lange nicht einschlafen konnte», erzählt sie weiter. Mettauer wohnt in der Nähe des Einkaufszentrums Gartenstadt in Münchenstein. Dort also, wo eine unbekannte Täterschaft zwei Bancomaten sowie einen Münzzähler der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) gesprengt und einen Mann gefesselt hat.
Die Polizei hat laut eigenen Angaben um 2.10 Uhr die Meldung von der Sprengung erhalten. Zu der Täterschaft kann Adrian Gaugler von der Baselbieter Polizei momentan keine Angaben machen: «Wir sind daran, das Videomaterial auszuwerten und die Spuren zu sichern.» An den Bancomaten sowie an der Gebäudehülle sei grosser Sachschaden entstanden. Die motorisierte Täterschaft konnte in unbekannte Richtung fliehen. Weitere Informationen, zum Beispiel wie die Täter an solche Mengen von Sprengstoff gekommen sind, könne die Polizei im Moment nicht kommunizieren.
Farbpatronen gegen Sprengungen
Wie die BLKB am Tag nach dem Vorfall mitteilt, konnte sie sich offenbar auf ihre Sicherheitsmassnahmen verlassen: Durch die Einfärbung der Banknoten werden diese unbrauchbar gemacht. «Zudem sind die Tresore stärker verschlossen, was dazu führte, dass die Täterschaft auch nach mehrfacher Sprengung der Geräte den Tatort ohne nennenswerte Beute verlassen musste», so Mediensprecher Marius Maissen.
Die Sicherheitsmassnahmen der BLKB würden ebenfalls die Verteilung von Partikeln einer Smart-Water-Lösung im Umkreis der Detonation beinhalten. Dies könne laut Maissen den Strafverfolgungsbehörden behilflich sein, um eine Täterschaft, Tatmittel oder gefundenes Bargeld einem Tatort zuzuweisen. «Diese Sicherheitsmassnahmen gelten für alle Bankautomaten der BLKB», sagt Maissen.
Andere Banken handhaben dies ähnlich, wie eine Umfrage dieser Zeitung zeigt: «Raiffeisen Schweiz empfiehlt den Raiffeisenbanken, ihre Bancomaten mit einem Einfärbesystem auszurüsten», sagt Mediensprecher Jan Söntgerath. Zudem stehe Raiffeisen in regelmässigem Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Banken, der Polizei, des Fedpol und mit Bancomat-Lieferanten, um weitere Sicherheitsmassnahmen umzusetzen.
Bundesanwaltschaft ermittelt
Bei der Sprengung der Bancomaten in Münchenstein handelt es sich keinesfalls um einen Einzelfall. Immer wieder kommt es in der Schweiz zu ähnlichen Vorfällen, auch in der Region. Dies bestätigt die Bundesanwaltschaft, die die kantonalen Ermittlungsbehörden bei den Ermittlungen unterstützt: «Seit ungefähr zwei bis drei Jahren stellt die Bundesanwaltschaft anhand der Strafverfahren eine Zunahme von Fällen fest, bei welchen Bancomaten unter Verwendung von Sprengstoff aufgebrochen worden sind», sagt Mediensprecherin Linda von Burg. Die Bundesanwaltschaft führe in diesem Zusammenhang zurzeit mehrere Strafverfahren zu rund 50 Fällen.
Die Täterschaft handle zudem oft über die Kantons- und Landesgrenzen hinweg. Die Verfahrensführung gestalte sich entsprechend zeit- und ressourcenaufwendig. Dies auch, weil viele Ermittlungen auf dem Weg der internationalen Rechtshilfe erfolgen müssten, sagt von Burg weiter.
Trotz dieser Herausforderungen könne die Bundesanwaltschaft zusammen mit dem Fedpol und ihren weiteren Partnern im In- und Ausland immer wieder Fahndungserfolge erzielen und habe bereits mehrere erstinstanzliche Urteile vor Bundesstrafgericht erwirkt.
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