Bandenkrieg in Genfer Gefängnis
Im Gefängnis Champ-Dollon brodelt es. Beinahe täglich kommt es zu Schlägereien. Wegen der Überbelegung genügt ein kleiner Funke, dass das Pulverfass hochgeht.

Das Genfer Gefängnis Champ-Dollon steht unter Hochspannung. Seit Sonntag kam es zu nicht weniger als fünf Massenschlägereien, in die jeweils ungefähr hundert Häftlinge verwickelt waren. Acht Häftlinge mussten ins Spital gebracht werden.
Bei den Schlägereien standen sich vor allem albanische Häftlinge und Nordafrikaner aus dem Maghreb gegenüber, wie Constantin Franziskakis, Direktor der Strafanstalt Champ-Dollon, am Dienstag vor den Medien in Genf sagte.
Bei den fünf Schlägereien wurden insgesamt 26 Häftlinge und 8 Wärter verletzt. Keiner der verletzten Wärter musste ins Spital. Die Ursache der Serie von Schlägereien konnte noch nicht ermittelt werden.
Zur ersten Auseinandersetzung kam es während des Spaziergangs am Sonntagnachmittag. Die letzte ereignete sich am Dienstagmorgen. Die Häftlinge waren zuweilen mit Rasierklingen und abgewetzten Zahnbürsten bewaffnet, die sie als Stichwaffen verwendeten.
Schlägern drohen Sanktionen
Die an den Schlägereien beteiligten Häftlinge würden bestraft, hielt Constantin Franziskakis fest. Sie werden in eine Sicherheitszelle gebracht und dürfen keine Besuche mehr empfangen.
Der Gefängnisdirektor will zudem Vertreter der albanischen und nordafrikanischen Gruppen vorladen, um ihnen die Regeln des Zusammenlebens in einem Gefängnis noch einmal zu erklären.
Die Staatsanwaltschaft eröffnete wegen des Aufruhrs ein Verfahren gegen unbekannt. Die Bestrafung der Rädelsführer stellt die chronisch überfüllte Strafanstalt Champ-Dollon vor Probleme. Normale Zellen sollen kurzfristig für die Einzelhaft umgebaut werden.
Kleiner Funke genügt
Damit die beiden verfeindeten Gruppen sich nicht mehr in die Quere kommen, wird vorerst auf gemeinsame Mahlzeiten verzichtet, bis sich die Lage beruhigt hat. Das Gefängnis Champ-Dollon steht seit geraumer Zeit wegen Überbelegung in der Kritik.
Die Antifolterkommission bezeichnete die Haftbedingungen Anfang 2013 als «ungenügend». Im April 2013 legten die Wärter eine Stunde ihre Arbeit nieder und protestierten damit gegen die Überbelegung. In dem für 370 Inhaftierte ausgelegten Gefängnis befinden sich derzeit über 850 Häftlinge.
Unter diesen Bedingungen könne ein kleiner Funke das Pulverfass hochgehen lassen, betonte Gefängnisdirektor Franziskakis. Für die Massenschlägereien der vergangenen Tage mussten zur Unterstützung der Wärter Polizei und Feuerwehr aufgeboten werden.
SDA/ldc
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