Unternehmen dürfen Anträge auf Kurzarbeit stellen
Auch am Samstag gab es aus Bern Informationen zur Corona-Krise. Der Bund äusserte sich zur Lage und kündigte eine neue Info-Offensive an.
Die Schweizer Behörden planen zumindest für die kommenden Tage keine neuen massiven Massnahmen wie Grenz- oder Schulschliessungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Nächster Schritt ist Anfang kommende Woche eine neue Informationsoffensive.
Es wird sich dabei um schriftliche Empfehlungen an die Bevölkerung handeln, was sie noch mehr tun kann, um sich vor einer Ansteckung oder Übertragung des Covid-19-Virus möglichst zu schützen, wie Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Samstag vor den Medien sagte.
Im übrigen solle sich die Bevölkerung über das Wochenende ruhig verhalten und nicht ihre ganze Lebensweise auf den Kopf stellen. Es gehe darum, die Ressourcen zu schonen und nicht die Notfälle in den Spitälern mit leichten Fällen zu überlasten.
Grenzschliessungen seien im Moment keine Option, weil sie nichts brächten und zudem viele Grenzgänger von der Arbeit in Spitälern und Arztpraxen abhalten würden, so Koch. Auch mache es keinen Sinn, die Schulen zu schliessen, da erwiesenermassen hauptsächlich Menschen über 60 Jahre am meisten gefährdet seien. Kinder seien nicht die Hauptträger des Virus.
Unternehmen dürfen Anträge auf Kurzarbeit stellen
Eine Journalistenfrage an das Seco lautete: «Wie werden Schweizer Frimen in der aktuellen Situation unterstützt?» Eric Scheidegger: «Unternehmen dürfen derzeit Anträge auf Kurzarbeit stellen. Ausserdem steht den Unternehmen ein Handbuch für Pandemien für KMUs zur Verfügung.»
Ein weiterer Journalist fragt, ob der Schweizer Franken unter der Corona-Kriese leiden werde. Die Antwort von Scheidegger lautete: «Wir werden sehen, wie sich die Situation in den nächsten Tagen entwickelt. Bisher waren keine konkreten Auswirkungen ersichtlich. Wir werden jedoch in den kommenden Tagen sehen, wie sich die Anleger positionieren.»
Lage in Italien «beunruhigend»
Die Lage in Italien sei jedoch «beunruhigend», angesichts der bisher 885 bestätigen Fälle und 21 Todesopfer müsse von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen werden. Dies bedeute für die Schweiz, dass sie kurz davor stehe, dass die Lage «ausser Kontrolle» gerate und die Ansteckungswege nicht mehr in jedem Fall zurückverfolgt werden könnten.
«Wir werden es nicht schaffen, über längere Zeit, jeden Fall, der hustet, vollständig zu testen und zu isolieren», so Koch. Man werde sich künftig auf die schweren Fälle konzentrieren müssen. Von den leichten Fällen sei deshalb sehr viel Selbstdisziplin und Selbstverantwortung verlangt. Es gehe auch darum, das Laborpersonal nicht schon an die Grenzen zu bringen, «bevor wir es nötig haben». Die Produkte für die Labor-Tests würden langsam knapp und dürften nicht mit leichten Fällen «verbraten» werden.
In der Schweiz lägen die Zahlen im Moment aber noch unverändert bei 12 bestätigten Fällen. Alle haben sich laut Koch in Italien angesteckt. Bei den 5 noch offenen Verdachtsfällen gebe es Hinweise darauf, dass sie sich indirekt angesteckt haben könnten.
Alle diese Personen hätten sich vor mindestens einer Woche angesteckt. Es gebe jedoch mit Sicherheit weiter Träger des Virus in der Schweiz, die die Krankheit entweder weitergeben würden, ohne Symptome zu zeigen, oder die selber noch krank werden. Sobald sich Ansteckungen in der Schweiz bestätigten, müssten die Verdachtskriterien laut Koch ausgeweitet werden.
Milder Verlauf in den meisten Fällen
Koch betonte mehrmals, die Krankheit nehme in den allermeisten Fällen einen milden Verlauf. Deutlich gefährlicher sei eine Ansteckung für die ältere Bevölkerung, wo das Virus vor allem zirkuliere. Deshalb sei es auch keine gute Idee, wenn Familien nun Grosseltern zur Betreuung von Kindern einsetzen würden, damit die Eltern weiter arbeiten könnten, falls sie kranke Kinder zuhause haben.
Koch präzisierte weiter, das Verbot für Veranstaltungen mit über 1000 Personen bedeute nicht, dass Anlässe mit 999 Personen und weniger grundsätzlich zulässig seien. Die Veranstalter seien in jedem Fall unter Einbezug der jeweiligen Kantone zu einer Risikoabwägung verpflichtet. Spätestens am Montag werde man diesbezüglich unter den Kantonen einen Abgleich machen.
Aus dem Ausland sind im Moment keine weiteren Repatriierungen nötig, wie Hans-Peter Lenz, Leiter des Krisenmanagementzentrums im Aussendepartement EDA ausführte. Reisende würden aus eigenem Ermessen entscheiden und hätten kein Anrecht auf eine organisierte Ausreise aus einem Krisengebiet. Die Schweizer Vertretungen würden aber Beistand, Beratung und Unterstützung anbieten.
SDA/red
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