Aussergewöhnliche Spa-AnwendungenBad im Wein, Cannabis auf der Haut
Wein ist nicht nur zum Trinken, Cannabis nicht nur zum Kiffen da. Genau wie Heu oder Molke eignen sich diese Naturprodukte auch für Spa-Anwendungen. Das lässt man sich mancherorts nicht zweimal sagen.

CBD-Spa in Zermatt
Als erstes Hotel in der Schweiz setzt das Schlosshotel, ein 4-Stern-Haus in Zermatt, in seinem Wellnessprogramm auf den Wirkstoff Cannabidiol. CBD, wie die Abkürzung dafür lautet, wird aus der Hanfpflanze gewonnen. «Aber es ist nicht psychoaktiv wie andere Hanfprodukte, zum Beispiel THC, und es ist in der Schweiz absolut legal», beteuert Claudia Bernsee, die Spa-Verantwortliche. Denn dem CBD werden schmerzlindernde, krampflösende, entzündungshemmende und beruhigende Wirkungen zugeschrieben.
Dass CBD ausgerechnet im Walliser Ferienort eingesetzt wird, findet die ausgebildete Physiotherapeutin, Masseurin und Yoga-Lehrerin Bernsee logisch: «In Zermatt finden besonders viele Outdoor-Aktivitäten statt. Das kann zu Muskelkater und anderen körperlichen Belastungen führen. Und da kann CBD helfen.»
«CBD ist nicht psychoaktiv wie andere Hanfprodukte.»
Im Schloss-Spa in Zermatt setzt man auf Produkte der Swiss Cannabis SA, die von Swissmedic zertifiziert sind. «Wir setzen CBD-Öl auf der Haut ein, CBD-Kräuter in der Sauna und CBD-Kräutertees oral», sagt Claudia Bernsee. «Ich habe es selbst schon ausprobiert und habe einen beruhigenden Effekt verspürt.»
Auch in der Medizin werden gewisse Cannabisprodukte eingesetzt, und die Forschung auf diesem Gebiet ist noch längst nicht abgeschlossen. Fachleute vermuten, dass im CBD grosses medizinisches Potenzial schlummert.
Molkebad in Engelberg
Anselm «Sälmi» Töngi ist «so etwas wie der Star unter den Engelberger Alpkäsern», heisst es auf Engelbergs Tourismus-Website.
Sälmi Töngi begann vor 47 Jahren, auf der Gerschnialp auf 1300 Metern am Fuss des Titlis Käse zu produzieren. Vor etwa 30 Jahren hatte der Mann, der inzwischen im AHV-Alter steht, eine brillante Idee: Er bietet seither Molkebäder in der freien Natur an, in kupfernen Käsekessi, die dafür ins Freie gebracht werden, oder in einem hölzernen Zuber. Ein «Marketinggag» sei das gewesen, sagt der Käser lachend, aber einer, der einschlug. In den Sommermonaten pilgern viele Gäste zu seiner Käserei hoch, um sich in der warmen Molke zu suhlen.

Molke ist die Flüssigkeit, die bei der Käseherstellung übrig bleibt, das heisst nach der Gerinnung der Milch zu Käse oder Quark. Heilkräfte sprach man ihr schon im Mittelalter zu, und im 18. und 19. Jahrhundert entstand ein eigentlicher Hype: Allein in der Schweiz gab es um 1890 fast 30 Molkenkurorte, doch schon um 1900 war der Boom vorbei. Sälmi Töngi gibt keine Heilsversprechen ab, sondern meint nur, dass ein Bad in der Molke «das Gemüt und die Nerven beruhigt und eine schöne Haut gibt».
Molke ist auch die Basis für die Herstellung von Ricotta und Ziger. Das wertvolle Naturprodukt wird auf der Gerschnialp nicht verschüttet: Was nicht für badende Touristen verwendet und auch nicht zu Ricotta verarbeitet wird, fressen die Schweine.
Auf Heu gebettet in Saas-Fee
Mit einem anderen Naturprodukt können sich Spa-Gäste im Fünfsternhotel Walliserhof im Ferienort Saas-Fee verwöhnen lassen: Sie werden auf Heu gebettet. Heu wird seit Urzeiten für die Fütterung von Nutztieren verwendet. Rohmilchkäse wie Greyerzer, Emmentaler und Sbrinz werden mit der Milch von Tieren hergestellt, die ausschliesslich Gras und Heu fressen.
Im Spa des Walliserhofs, eines Mitglieds von Relais & Châteaux, der internationalen Vereinigung hochstehender Hotels und Restaurants, hat das Heu eine andere Funktion: Der unnachahmliche Duft des getrockneten Grases, den man von gemähten Sommerwiesen kennt, soll besonders entspannend wirken.

Die Spa-Anwendung mit dem poetischen Namen «Bergblumenwiese» besteht darin, dass die auf Heu gebetteten Gäste «mit einer intensiven Nachtkerzenöl-Cremepackung umhüllt werden», erklärt man im Walliserhof. Das Öl aus den Samen der Nachtkerze ist unter indigenen Völkern Nordamerikas seit Jahrhunderten als Mittel gegen Hautprobleme bekannt. Es enthält unter anderem Vitamin E und Omega-6-Fettsäuren, ist «stark rückfettend und feuchtigkeitsspendend», heisst es im Walliserhof, «regeneriert und wirkt dem Alterungsprozess entgegen».
Weinbad in Ascona
Dass Wein nicht nur als Genussmittel, sondern auch für Therapien eingesetzt werden kann, ist seit der Antike bekannt. Die Vinotherapie, wie man sie heute kennt, ist etwa 400 Jahre alt und stammt aus Frankreich. Mit Tresterbädern behandelte man dort Ischias, Arthritis und verwandte Krankheiten.

Die VinoAqua-Therapie, wie sie im Spa des Tessiner Hotels Castello del Sole angeboten wird, besteht aus einem Peeling, einem vitalisierenden Chardonnay- oder einem beruhigenden Merlot-Bad, einer entschlackenden und entwässernden Packung und feuchtigkeitsspendender Körperpflege.
Mit den Wirkstoffen, Fettsäuren und Antioxidantien des dazu verwendeten kalt gepressten Traubenkernöls, so heisst es im Castello del Sole, kann der Zellalterung entgegengewirkt werden. Aggressive sogenannte freie Radikale, die durch Luftverschmutzung, UV-Strahlung, Nikotin- und Alkoholkonsum, Stress und Schlafmangel entstehen und die Haut strapazieren, werden bekämpft.
Alle Produkte für die VinoAqua-Therapie im Castello del Sole stammen aus den hoteleigenen Rebbergen Terreni alla Maggia. Auch die Weine selbst, die dort produziert werden, versprechen ein gesteigertes Lebensgefühl.
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