Badminton: Ein Jahr vor Olympia 2024Axelsen und Popov: Das gleiche Ziel, aber unterschiedlich lange Wege
Der Däne Viktor Axelsen ist einer der Favoriten für die Olympischen Spiele 2024. Für den Franzosen Christo Popov wäre eine Teilnahme in Paris der grosse Traum.

Schon wieder nichts. Christo Popov steht im hinteren Teil der St.-Jakobs-Halle, noch immer ein bisschen ausser Atem, und kann sich nicht mal etwas vorwerfen lassen. Er hat alles versucht in seinem Viertelfinal gegen Viktor Axelsen. Er hat so gespielt, wie er sich das vorgenommen hat. Aber am Ende hat es mal wieder nicht gereicht, 12:21, 17:21. Auch das vierte Duell seiner Karriere verliert er gegen den Dänen.
«Was soll ich sagen? Er ist nicht umsonst der beste Spieler der Welt», sagt Popov nach seinem Aus an den Swiss Open in Basel, «er ist der grösste Badminton-Star, den es im Moment gibt. Seine Verteidigung war heute super. Aber ich bin überzeugt, dass ich ihn irgendwann schlage. Vielleicht ja nächstes Jahr, bei den Olympischen Spielen», sagt Popov. Es ist nicht ganz klar, wie ernst er das gemeint haben könnte.
Die diesjährige Austragung der Swiss Open steht bereits im olympischen Schatten. Qualifikationspunkte für die Spiele in Paris können die Spielerinnen und Spieler zwar erst ab Mai sammeln. Aber bis dahin ist es nicht mehr lange – und entsprechend viel Raum nimmt das olympische Turnier in Gedanken bereits ein. Auch bei Axelsen und Popov. Auch wenn die Voraussetzungen der beiden Spieler nicht unterschiedlicher sein könnten.

Der Däne Viktor Axelsen ist der grosse Star des Badmintons. Der 29-Jährige ist Olympiasieger, zweifacher Europameister, zweifacher Weltmeister. Seit über einem Jahr steht er in der Weltrangliste ununterbrochen oben. Wenn Axelsen in Basel die Halle betritt, ist der Applaus lauter als bei den meisten anderen. Er ist der grosse Favorit auf den Turniersieg, zwei Spiele fehlen ihm noch zum dritten Swiss-Open-Sieg. Aber auch in seinem Kopf ist Paris schon präsent. Natürlich ist es das.
Axelsen könnte in Paris seinen Titel verteidigen, wie Lin Dan, sein grosses Vorbild, dem das 2008 und 2012 in Peking und London gelungen ist. Vier Jahre nach seinem Erfolg in Tokio könnte Axelsen sich in Frankreich erneut zum Besten krönen. Es wäre ein später Höhepunkte seiner Karriere, Axelsen wäre dann 30, und er würde endgültig zu einem der ganz Grossen des Sports aufsteigen.
Sein Fokus hat sich in den letzten Jahren verschoben. Er hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, er ist jetzt zweifacher Vater, lebt in Dubai und hat viele Millionen mit seinem Sport verdient. Natürlich weiss er, dass er nicht mehr ewig spielen kann. Auch darum tut er alles dafür, um in Paris zu gewinnen.

So weit ist Christo Popov noch nicht. Natürlich hat auch er diesen Traum: die erste Olympiateilnahme, dazu noch im eigenen Land. «Diese Chance hast du nur einmal im Leben», sagt er. Doch der 21-Jährige ist weit entfernt vom Status eines Axelsens. Popov ist knapp zehn Jahre jünger als der Däne. Alles, was Axelsen schon erreicht hat, hofft Popov in seiner Karriere zu erreichen. Aber er steht noch am Anfang.
Geboren wurde er 2002 in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Erst später zog er mit seiner Familie dann nach Frankreich. Der Vater, Toma? Badminton-Spieler. Der Bruder, Toma Junior? Badminton-Spieler. Noch steht dieser in der Weltrangliste vor Christo, der auf Rang 40 klassiert ist. Aber beide haben durchaus berechtigte Hoffnungen, ihr Land in Paris zu vertreten.
«Wir werden alles dafür tun, dass wir in Paris dabei sind, im Doppel und im Einzel», sagt Christo Popov, «in den nächsten Monaten geht es darum, so viele Qualifikationspunkte wie möglich zu gewinnen.» Die Anlagen dazu hat er: 2019 wurde Popov Vizeweltmeister der Junioren. Er ist der jüngste Badminton-Meister Frankreichs geworden. Und es gibt nicht wenige, die ihm oder seinem Bruder die erste olympische Badminton-Medaille des Landes zutrauen. Wenn nicht in Paris, dann zu einem späteren Zeitpunkt. Vielleicht.
Der Weg dahin ist weit, er ist sogar sehr weit. Die Qualifikation beginnt in wenigen Wochen, aber das Ziel ist klar, für Viktor Axelsen, die Nummer 1 der Welt, und für Christo Popov, die Nummer 40 der Welt. Doch ihr Weg wird in den Wochen nach dem Swiss Open in Basel ein komplett anderer sein.
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