Australierin dreht Propagandafilm nach Kim Jong-ils Regeln
Zwei Jahre dauerte es, bis Anna Broinowski in Nordkorea filmen durfte. Sie erhielt Einblicke in die Filmindustrie des Landes, die als Propagandamaschinerie gilt.

Als erste westliche Dokumentarfilmerin durfte die Australierin Anna Broinowski die nordkoreanischen Filmstudios besuchen und dort filmen. Auf BBC.com berichtet sie von ihrer Reise.
Zwei Jahre hatte es gedauert, bis sie die Erlaubnis für ihr Projekt erhielt. Erst als sie angegeben hatte, sie wolle einen Propagandafilm im Stil des früheren Staatsoberhaupts Kim Jong-il – Vater von Kim Jong-un – drehen, durfte sie einreisen. Gestützt auf dessen Propagandamanifest «Kino und Regie» entstand schliesslich ihr Dokumentarfilm «Aim High in Creation!».
Kim Jong-il sei ein Kinoliebhaber gewesen, der heimlich für die Bond-Filme geschwärmt habe und ein Elizabeth-Taylor-Fan gewesen sei, erzählt Broinowski in einem Interview mit BBC.com. In einem geheimen Tresor in Pyongyang sollen 20'000 Filmklassiker aus dem Westen gelagert sein.
Propagandafilm-Marathon
Während dreier Wochen traf die Dokumentarfilmerin nordkoreanische Regisseure, Schauspieler, Musiker und Stuntmen. Untergebracht wurde sie im Yangakkdo-Hotel in Pyongyang – auf dem für Ausländer reservierten Stockwerk. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Zimmer verwanzt war», schreibt sie.
Die staatliche Agentur Korfilm stellte ihr eine Reihe von Propagandafilmen zur Verfügung. Als sie während des Filmmarathons eine Pause einlegen wollte, rief der ihr zugeteilte Überwacher in ihrem Hotelzimmer an. «Anna, bitte schauen Sie die Filme.»
Zu viele Soldaten zu sehen
Beim Filmen musste sie sich an bestimmte Regeln halten. Die Statuen der beiden Kims auf den Strassen Pyongyangs durfte sie nur von vorn aufnehmen – Touristen, die sich nicht daran hielten, würden nach China zurückgeschickt. Als eine Kolonne von Militärautos vorbeifuhr, schob ihr Aufpasser sofort seine Hand vor die Kameralinse.
Auch in den Filmstudios durfte sie drehen und selber eine kleine Rolle übernehmen. Dabei lernte sie, dass Versprecher in Nordkorea ein No-go sind, denn Schauspieler erhalten im Schnitt pro Szene nur eineinhalb Takes. Nicht filmen durfte sie die Filmtechnik – die Studio-Verantwortlichen befürchteten, dass die verwendeten 35-mm-Kameras im digitalen Westen als primitiv gelten würden.
Ein Zollbeamter, der das Filmmaterial später durchsah, beklagte sich, es seien zu viele Soldaten zu sehen. Er störte sich auch daran, dass einer der Regisseure zu positiv über den Hollywoodstreifen «Der Pate» sprach. Trotzdem durfte sie mit ihren Aufnahmen ausreisen.
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