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Sind Spezialtruppen im Einsatz, steigt die Gefahr von Gräueltaten
Die USA setzen vermehrt auf unkonventionelle Kriegsführung: Sonderkräfte statt Panzer, «Kill Teams» statt Infanteriebrigaden.
Das amerikanische Militär weitet seinen globalen Einfluss aus: 2016 entsandte es seine Elitesoldaten in 70 Prozent aller Länder – auch in die Schweiz.
Werden immer wichtiger für das US-Militär: Special Forces, hier ein Elitesoldat in Afghanistan.
(Bild: Keystone Alex Brandon)
Von der «Ära der Kommandotruppen» sprach die «New York Times» vor einem Jahr. Sondereinsätze würden mittlerweile einen bedeutenden Teil der US-Militärstrategie ausmachen und die Rekrutierung dafür weiter zunehmen, so die Zeitung. Der gestern vorgestellte Bericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) bestätigt diese Einschätzung. Er kommt zum Schluss, dass es weltweit einen «gestiegenen Bedarf» an Militärkräften gibt, die darauf trainiert sind, abseits oder unterhalb von grossen Konflikten zu operieren.
«Wir sind im goldenen Zeitalter der Spezialoperationen.»William McRaven, damaliger Kommandant der US-Sondereinsätze, 2014
Auch der langjährige Kommandant des US Special Operations Command (Socom) sprach bei seinem Rücktritt 2014 vom «goldenen Zeitalter der Spezialoperationen». Seine Truppen seien rund um die Welt im Einsatz, um militante Gruppen zu bekämpfen und Konfliktgebiete zu stabilisieren, sagte William McRaven – und übertrieb damit keineswegs.
Laut dem neuesten IISS-Bericht operieren amerikanische Elitetruppen derzeit in über
Global aktiv: Das Einsatzgebiet der US-Spezialeinheiten im Jahr 2016. (Karte: Statista)
Die sogenannten «shadow wars» der USA in Afghanistan und im Irak gegen Terrorgruppierungen wie al-Quaida oder den IS sind ironischerweise die sichtbarsten Operationen. Das Socom schickt inoffiziell aber auch Elitesoldaten in Kriegsgebiete wie Somalia oder den Jemen, was in der Öffentlichkeit viel weniger wahrgenommen wird. Zudem stationierte oder entsandte es 2016 auch Truppen nach Europa, darunter in neutrale Länder wie die Schweiz. Bei einem Grossteil dieser Missionen handelte es sich um Trainingseinheiten mit lokalen Soldaten und Ausbildungseinsätze in Partnerstaaten.
Die Prioritäten des US-Militärs haben sich indes verschoben. Eine Mehrheit
Laut der «New York Times» nimmt gleichzeitig mit der Ausweitung der Aktivitäten auf mehr Länder auch die Zahl der Personen im US-Militär zu, die für Spezialeinsätze ausgebildet und eingesetzt werden. 2001 waren es noch 45’600, 2011 schon 61’400 und Anfang des vergangenen Jahres schon 70’000. Alleine 2015 suchte die Army 5000 neue Kandidaten für die Special Forces.
Ob diese Entwicklung unter dem neuen US-Präsidenten weitergeführt wird, ist ungewiss. Donald Trump hat das US-Militär zwar als «dezimiert» bezeichnet und eine Aufstockung von Army und Marines gefordert, bezüglich der künftigen Bedeutung der Special Forces aber bisher keine Angaben gemacht.
baz.ch/Newsnet
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