Verwirrung um libyschen Hilfsfrachter
Über den Verbleib des Hilfsfrachters für den Gazastreifen herrschen widersprüchliche Angaben. Kairo vermeldet, dass er den ägyptischen Hafen Al-Arisch ansteuert. Libyen dementiert.

Das aus Libyen kommende Schiff sollte im ägyptischen Hafen Al-Arisch anlegen, teilten ägyptische Behörden am Dienstagabend mit. Dies wurde allerdings inzwischen von der Ghadhafi-Stiftung dementiert.
Die Ghadhafi-Stiftung machte am Dienstagabend in Tripolis deutlich, dass der von ihr gecharterte Frachter «Amalthea» die Richtung nicht ändern werde. Damit widersprach die Stiftung israelischen Angaben, wonach der Kapitän der «Amalthea» eingewilligt habe, nun doch den ägyptischen Hafen Al-Arisch anzulaufen. Die Hilfsgüter sollten von dort auf dem Landweg in den Gazastreifen gebracht werden.
Ägypten erwartet den Frachter
Ägyptische Behörden hatten bestätigt, dass eine Anfrage für das Anlegen des Frachters in Al-Arisch eingegangen und genehmigt worden sei. Allerdings gaben die Behörden keine Auskunft darüber, von wem die Anfrage kam.
Wie ein Vertreter der Ghadhafi-Stiftung an Bord der Nachrichtenagentur AFP per Satellitentelefon sagte, hatte Israel ein Ultimatum bis Dienstag Mitternacht gestellt, um den Kurs zu ändern. Ein israelischer Militärsprecher dementierte jedoch die Existenz eines Ultimatums. «Die Marine hat Vorbereitungen getroffen, um das Schiff zu stoppen, wenn es versucht, die Seeblockade zu durchbrechen», hatte ein israelischer Armeesprecher am Dienstag gesagt.
27 Personen an Bord
Die 12 Besatzungsmitglieder und 15 Aktivisten an Bord der «Amalthea» wollten rund 2000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen und so eine von Israel verhängte Seeblockade brechen. Das Schiff wird am Mittwoch in der Region vor Gaza erwartet. Am Dienstagnachmittag befand sich das Schiff rund 200 Kilometer westlich von Gaza in internationalen Gewässern. Nach Angaben der Crew begannen Boote der israelischen Küstenwache damit, den Frachter zu begleiten. Diese Angaben wies die Armee jedoch zurück.
Ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums bezeichnete es als absurd, dass das Schiff die Seeblockade brechen wolle. «Nahezu alle Restriktionen für Waren, die in den Gazastreifen gehen, sind aufgehoben worden.» Es gebe genügend Wege, um Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Israel befürchtet vor allem, dass Waffenlieferungen an radikale Palästinenser als Hilfen getarnt sein könnten.
Erinnerung an Eskalation Ende Mai
Ein israelisches Elitekommando hatte am 31. Mai sechs Schiffe der Gaza-Hilfsflotte in internationalen Gewässern gestoppt. Beim Kapern des türkischen Passagierschiffes «Mavi Marmara» mit über 500 Aktivisten an Bord wurden neun Türken getötet und 45 weitere Passagiere verletzt. Eine Untersuchungskommission der israelischen Armee hat den Einsatz von Schusswaffen bei der Übernahme inzwischen als gerechtfertigt bezeichnet.
In einem armeeinternen Bericht wurden die Soldaten von aller Schuld freigesprochen. Aus Sicht der Kommission gibt es keine andere Möglichkeit, ein Schiff zu stoppen, als an Bord zu gehen. Allerdings heisst es in dem am Montag in Auszügen veröffentlichten Bericht, dass «Fehler» bei der Planung und Ausführung der Militäroperation gemacht worden seien. Es habe beispielsweise keinen alternativen Plan für den Fall von Gegenwehr gegeben. Darüber hinaus sei die Gewaltbereitschaft der Aktivisten unterschätzt worden.
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