Neuer Taliban-Chef ist umstritten
Nicht alle Taliban stehen hinter dem neu ernannten Mullah Mansur. Die Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung sind wegen des Machtvakuums blockiert.
Gegen den neu gewählten Anführer der Taliban Mullah Achtar Mansur regt sich Widerstand. Die Familie des verstorbenen Taliban-Chefs Mullah Omar hat seinem Nachfolger die Gefolgschaft verweigert. «Unsere Familie hat angesichts dieser Differenzen niemandem die Gefolgschaft erklärt», sagte Mullah Omars Bruder, Mullah Abdul Manan, in einer am Sonntag veröffentlichen Audiobotschaft. Die Familie wolle, dass die islamischen Geistlichen die Differenzen lösten, bevor sie jemandem die Treue schwören.
Mullah Achtar Mansur war am Freitag zum neuen Anführer der Taliban erklärt worden, nachdem die islamistische Bewegung verkündet hatte, dass ihr langjähriger Anführer Mullah Omar im Jahr 2013 verstorben sei. Die Ernennung Mansurs wurde aber von Teilen der Taliban nicht anerkannt. Hintergrund sind offenbar Differenzen wegen Mansurs Nähe zu Pakistan und seiner Befürwortung von Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung. Am Samstag rief Mansur in einer Audiobotschaft die Taliban zur Geschlossenheit auf.
Friedensgespräche blockiert
Nach dem Führungswechsel hat die afghanische Regierung klargestellt, dass sie den radikalen Islamisten keine Sonderrolle zugestehen will. Man werde die Taliban nicht anders behandeln als andere bewaffnete Oppositionsgruppen, erklärte Präsident Aschraf Ghani am Montag. Auch werde man keine «parallele politische Struktur» akzeptieren, die sich der Regierung widersetze.
Die Taliban, die Afghanistan von 1996 bis zur US-Invasion 2001 beherrschten, bezeichnen sich immer noch als «Islamisches Emirat von Afghanistan» - erheben also offiziell Machtansprüche. Seit Monaten weiten sie den bereits seit 14 Jahren laufenden Kampf gegen die Regierung aus. Angesichts wachsender Opferzahlen steht diese unter Druck, den Konflikt zu lösen. Anfang Juli hatte sie erstmals in Pakistan direkte Friedensgespräche mit den Taliban geführt. Mullah Achtar Mohammed Mansur ist intern offenbar so umstritten, dass es Zweifel gibt, ob und wie die Friedensgespräche fortgesetzt werden können.

Auch Mullah Omars Sohn Jakub verweigerte Mansur die Gefolgschaft. Wie ein Taliban-Mitglied der Nachrichtenagentur AFP sagte, verliess er mit anderen Familienmitgliedern das Treffen, bei dem Mansur gewählt wurde. Teile der Rebellen verlangten von Mansur und seinen Verbündeten eine Erklärung, warum sie ihnen zwei Jahre lang die Nachricht vom Tod Mullah Omars verschwiegen hatten, sagte das Taliban-Mitglied. «Täuschten sie uns, in dem sie falsche Erklärungen in seinem Namen herausgaben, um die eigenen Interessen zu fördern?», sagte er.
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