Wer hat Angst vor Donald Trump?
Für die TV-Debatte am Freitag benötige er keinerlei Vorbereitung, brüstet sich Republikaner Trump. Im Vorfeld teilt er kräftig aus. Nur für Putin findet er freundliche Worte.
Nach wochenlangem Drängeln stellen sich zehn Top-Republikaner im US-Vorwahlkampf einem Kreuzverhör. Während das Enfant Terrible Donald Trump austeilt, warnen einige schon vor der «Trumpokalypse». Wird der Milliardär bei der Debatte nun selbst durch den Fleischwolf gedreht?
Zur Vorbereitung auf die erste TV-Debatte im amerikanischen Vorwahlkampf ging Donald Trump erstmal golfen. Über Politik wollte er bei einem Besuch in Schottland eigentlich gar nicht sprechen, aber ein paar Kommentare konnte er sich am Ende dann doch nicht verkneifen.
Als US-Präsident werde er «die Welt vereinen», sagte Trump laut einem Bericht des britischen «Guardian». Mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin werde er «sehr gut auskommen». Diplomatie werde überbewertet und die USA seien trotz aller politischen Korrektheit weltweit unbeliebt. «Alle hassen uns.»
Trumps Bemerkungen geben einen kleinen Vorgeschmack auf das, was sich bei der ersten TV-Debatte der Republikaner am Donnerstag (3 Uhr MESZ am Freitag) abspielen könnte.
Medienliebling dank spitzer Zunge
Der milliardenschwere Unternehmer hat sich mit seinen reisserischen Bemerkungen nicht nur an die Spitze der Umfragen bei den republikanisch neigenden Wählern gesetzt, sondern ist dank seiner spitzen Zunge auch der neue Medienliebling. Kaum ein Tag vergeht ohne Trump-Titelzeile. Die Aufregung um Hillary Clintons E-Mails war gestern - Trump beherrscht die Schlagzeilen.
Ob der Marktschreier allerdings auch eine echte politische Diskussion überlebt, muss sich erst noch zeigen. Als Gewinner könne er in Cleveland dann vom Platz gehen, wenn er überzeugende Argumente liefert ohne zu feindselig zu klingen, meint die «New York Times».
Er müsse sich als seriöse Stimme gegen das Establishment der neun weiteren Kandidaten behaupten, die anders als der quer einsteigende New Yorker Investor früh Karrieren als Berufspolitiker begannen.
Jeb Bush tut sich schwer
Allen voran wäre da Jeb Bush, Ex-Gouverneur von Florida sowie Sohn und Bruder zweier ehemaliger Präsidenten. Trotz seines massiven Finanzierungsapparats - Bush kommt schon jetzt auf Spenden von mehr als 114 Millionen Dollar - hat er das Ruder bisher kaum an sich reissen können.
Ein Liebling alteingesessener Konservativer bleibt er trotzdem. Wenn die zehn nach Ergebnissen aus fünf nationalen Umfragen ausgewählten Top-Kandidaten sich in die rhetorische Kneifzange nehmen, dürfte vor allem spannend werden, wie das Duell zwischen Trump (20,8 Prozent Zustimmung) und Bush (12,2 Prozent) ausgeht.
Auch Wisconsins Gouverneur Scott Walker hat mit 13,7 Prozent Zustimmung der Wähler einen Platz in der zweistündigen Debatte sicher. Und auch er sollte sich auf Attacken Trumps gefasst machen. «Wisconsin ist ein Durcheinander», wetterte der Immobilienunternehmer kürzlich.
Floridas Senator Marco Rubio, Arkansas' Ex-Gouverneur Mike Huckabee und der äusserst konservative Tea-Party-Mann Ben Carson dürften es ebenfalls in die Top 10 schaffen. Auch die Senatoren Rand Paul und Ted Cruz gelten als sicher - New Jerseys Gouverneur Chris Christie muss dagegen noch um seinen Platz in der Debatte bangen.
Bislang ist Trump davongekommen
Allzu sehr kann Trump sich in den voraussichtlich weniger als zehn Redeminuten nicht in politischen Fachfragen verheddern. Dennoch werden die Moderatoren des Senders «Fox News» versuchen, ihn aus der Reserve zu locken. «Bislang ist er mit stürmischer Kritik und pauschalen Verallgemeinerungen davongekommen», sagt Wahlkampfberater Kevin Madden gegenüber der «New York Times».
Zwar brüstet sich der Mann mit der meistdiskutierten Frisur Amerikas damit, sich trotz der Hilfsangebote seiner Berater überhaupt nicht auf die Debatte vorzubereiten. Doch die «Fox«-Moderatoren dürften ihm mehr entlocken wollen als holzschnittartige Kritik am iranischen Atomabkommen oder der Aussenpolitik von Amtsinhaber Barack Obama. Oder wird er gar seinen heimlichen, angeblich «narrensicheren» Plan zum Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat erläutern müssen?
Dass ein echtes politisches Streitgespräch schnell zum Bremsklotz für die Trump'sche Tour de Force werden könnte, zeigten zuletzt seine verwirrenden Kommentare zum Umgang mit Migranten: Alle Einwanderer ohne Papiere sollten abgeschoben werden, sagte er im CNN-Interview.
Die «guten» sollten dann durch einen «beschleunigten Prozess» wieder ins Land gelassen werden und legal in den USA leben können - aber nicht als Bürger. «Ich will sie aussiedeln. Ich will sie wieder rein holen und sie legal bleiben lassen. Aber sie müssen legal hier sein.» Nicht wenige US-Kommentatoren kratzten sich am Kopf.
Gegenseitiges Zerfleischen
Mit Obama und der demokratischen Spitzenreiterin Hillary Clinton haben die 17 offiziell kandidierenden Republikaner zwar gemeinsame Zielscheiben. Zerfleischen dürften sich die zehn Top-Kandidaten trotzdem.
Und ihre Chance, die eigene Botschaft in die Welt zu setzen, dürfte in den wenigen Minuten Rampenlicht im Schlagabtausch mit Trump kommen. «Er ist von Natur aus sehr aggressiv und bereit, nahezu alles zu sagen», sagt Newt Gingrich, ehemaliger Vorsitzender des Abgeordnetenhauses. Seine Metapher für Trump: Nitroglycerin.
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