Fussball: Fast wie vor CoronaAuf- und absteigen in vier Wochen
In dieser Woche ist auf den regionalen Fussballplätzen der Spielbetrieb wieder aufgenommen worden. In wenigen Partien bis Anfang Juli fallen wichtige Entscheidungen.

Seit Montag können die Amateurfussballer wieder ohne Einschränkungen trainieren, einige haben bereits ihren ersten Ernstkampf seit Monaten hinter sich. Die Wiederaufnahme der Meisterschaft ist für die 10’000 Lizenzierten in der Region Nordwestschweiz ein erster Schritt zurück in die Fussball-Normalität. Die BaZ beantwortet nachfolgend die wichtigsten Fragen.
Weshalb wird der Meisterschaftsbetrieb nochmals aufgenommen?
Der Schweizerische Fussballverband hat seit dem Unterbruch Ende Oktober 2020 stets gegenüber den Vereinen kommuniziert, dass der Betrieb wieder aufgenommen wird, sobald dies möglich ist. SFV-Generalsekretär Robert Breiter sagt: «Es ist als Fussballverband unsere Aufgabe, den Spielbetrieb zu organisieren und durchzuführen, wenn dieser möglich ist, und nicht, ihn selber einzuschränken, wenn er erlaubt ist.»
Welche Ligen sind von der Wiederaufnahme betroffen?
Alle Aktivligen ab Stufe 1. Liga. Die Junioren waren in ihrem Trainingsbetrieb weniger eingeschränkt und haben die Meisterschaft deshalb bereits Mitte April wieder aufgenommen. Auch konnte der Nachwuchs seine Herbstrunden abschliessen und steht nun mitten in der Frühjahrsrunde.
Unterschiedlich sind die Modi, die nun zur Anwendung kommen: Während einige Ligen die verbleibenden Partien der Vorrunde noch austragen, danach abgerechnet und somit innert weniger Wochen über Auf- und Abstieg entschieden wird, haben die Spielklassen mit Halbjahres-Meisterschaften eine Einfachrunde vor sich. In der 5. Liga etwa heisst dies, dass in einer Fünfergruppe gespielt und das beste Team dieses Quintetts nach vier Partien in die 4. Liga promoviert wird.
Bis wann muss die Saison spätestens zu Ende gespielt sein?
Stichtag ist der 4. Juli. Bis dahin müssen alle Partien ausgetragen sein.
Was ist mit dem Basler Cup?
Vorgesehen ist, dass dieser regulär zu Ende gespielt wird. Der Wettbewerb ist bereits so weit fortgeschritten, dass man im Zeitplan liegt. Die Finalspiele, die vom SC Binningen auf dem Sportplatz Spiegelfeld organisiert werden, sind in der letzten Woche vor den Schulsommerferien angesetzt. Den Abschluss machen dabei die Finals der Aktiven und der Frauen am 2. Juli.
Was ist, wenn in einer Mannschaft ein positiver Corona-Fall eintritt?
Dann entscheidet der zuständige Kantonsarzt, wer alles in Quarantäne muss. Sind es mindestens sechs Spieler eines Teams, wird eine Partie verschoben. Wenn sie nicht mehr nachgeholt werden kann, gibt es eine Nullwertung.
Sind Zuschauer zu den Spielen zugelassen?
Ja, es gilt generell die Regelung von 300 Besuchern pro Spiel. Dabei darf die Hälfte der vorhandenen Sitzplätze besetzt werden. Bei Junioren gilt die Sitzpflicht nicht. Die Vereine stehen in der Pflicht, dies zu kontrollieren. Allerdings variieren die Regeln von Sportplatz zu Sportplatz: Mal gilt Sitzpflicht, mal generelle Maskenpflicht, mal ist das Tragen der Maske nur notwendig, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann. Immerhin: Eltern etwa dürfen wieder auf die Sportanlage, wenn ihr Nachwuchs Fussball spielt, und müssen nicht mehr von ausserhalb des Sportplatzes zuschauen. Auch Clublokale können unter Einhaltung der Gastrovorgaben geöffnet werden.
Ist für die Fussballer vor, während und nach dem Spiel alles so wie vor Corona?
Nein. Robert Breiter sagt: «Die Bundesverordnung schreibt in Innenräumen, also etwa in Garderoben, Abstand und Maske (ab 12 Jahren; die Red.) vor. Zudem sind die üblichen Hygieneregeln zu befolgen.» Auch weitere Umstände etwa seien anders, es gebe weiterhin keinen Handshake. Zumindest ist seit dieser Woche das Umziehen und Duschen auf der Anlage wieder überall erlaubt.
Gibt es Auf- und Absteiger?
Ja, da die Hinrunde komplett absolviert wurde respektive in den nächsten Wochen wird, kann die Spielzeit gewertet werden. Das ist aber nur deshalb der Fall, weil es mit der Wiederaufnahme umsetzbar ist, dass in allen relevanten Schweizer Ligen mindestens die Hälfte der Partien ausgetragen wird. Diese Regelung hat der Verband nach dem Abbruch im vergangenen Jahr im Wettspielreglement festgelegt. Das bedeutet, dass in den verbleibenden vier Wochen Auf- und Absteiger eruiert werden müssen – was heisst, dass die Gruppengrössen für die nächste Saison gleich bleiben können.
Wer sind die Gewinner dieser Wiederaufnahme?
Das dürften die grossen Vereine sein. Jene, die uneingeschränkt Spieler von der ersten in die zweite Mannschaft beordern dürfen, damit diese noch die notwendigen Punkte sammelt. Denn die übliche Regel, dass in den letzten fünf Saisonspielen Fussballer intern nur noch in ihrem Stammteam eingesetzt werden dürfen, entfällt in dieser besonderen Spielzeit. Und natürlich ist auch der ambitionierte FC Concordia ein Gewinner, der nun endlich aufsteigt und nicht nochmals eine Ehrenrunde in der 2. Liga regional drehen muss.
Wer sind die Verlierer dieser Wiederaufnahme?
Alle Mannschaften, die nicht gut in die Saison gestartet sind und sich nun plötzlich mitten im Abstiegskampf befinden. In der 2. Liga interregional sind dies etwa der FC Bubendorf oder der FC Allschwil. Letzterer trifft zum Auftakt auf den Leader aus Thun. Die Berner Oberländer reisen mit ihrer U-21-Mannschaft an, die – weil im Leistungssport angesiedelt – bereits viel länger trainiert als die Konkurrenz. Doch zu solchen Ungleichheiten wird es ohnehin kommen. Denn es wird auch spannend zu beobachten sein, wie sehr sich jene Mannschaften noch bemühen zu punkten, denen in der Rangliste weder gegen vorne noch nach hinten etwas passieren kann.
War die Zeit für die Vorbereitung auf den Restart nicht etwas gar kurz?
Die Spezialisten des SFV sagen Nein. Breiter führt aus: «Es war möglich, die erforderliche physische und technische Basis zu legen.» Seit März darf in 15er-Gruppen trainiert werden, auch wenn der Körperkontakt in den Trainings erst seit Montag erlaubt ist.
War ein erneuter Saisonabbruch eine Option?
Der SFV hat regelmässig betont, dass die Wertung der Saison Priorität habe. Die Fortsetzung der Pflichtspiele wurde also angestrebt. Doch Breiter sagt auch: «Wäre das ‹Fussballverbot› des Bundes aber über Ende Mai hinaus in Kraft geblieben, wäre die Saison in den betroffenen Kategorien abgebrochen worden.»
Wird die nächste Saison regulär gespielt?
Stand heute: Ja.
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