Auf der Achterbahn wachgerüttelt
Für die Young Stars Zürich hat sich die Abstiegsgefahr in ihrer 51. NLA-Tischtennis-Saison verschärft. Sie kämpfen wie Unbeirrte, nach neuen Prinzipien und zuletzt immerhin wieder mit Erfolg.
Von Deborah Bucher Endlich. Das vierte Wochenende war für die Young Stars ertragreich. Mit drei Punkten, die sich summieren aus dem 6:4-Sieg über Kloten und dem 5:5-Remis gegen Wil bei der Heim-Doppelrunde, sogar unverhofft ertragreich. Denn aus den sechs vorangegangenen Anläufen war ein einziger Punkt die bescheidene Ausbeute gewesen. Nebst den Zürchern blieben am 4. Spieltag nur Lugano und Neuhausen unbezwungen. Im Fazit von Michael Christe schwingt Genugtuung mit, vor allem aber Erleichterung. Der Captain des NLA-Trios verweist darauf, dass «wir uns diesen Erfolg erdauern mussten und ihn uns mit einer fantastischen Teamleistung redlich verdient haben». Dies nach einem Auftakt in die Meisterschaft, der auf ernsthafte Nöte schliessen liess. Bereits in jede seiner letzten Saisons ist der Routinier mit dem Bewusstsein gestartet, dass für sein Team die Zeit in der obersten Spielklasse ablaufen könnte. Nach 51 Jahren fortwährender NLA-Zugehörigkeit. Die Konkurrenz scheint dem fünffachen Schweizer Meister (1978 bis 1982) immer weiter zu enteilen. Zudem dürften die Young Stars in der Vorsaison mit der Qualifikation für das Playoff (Top 6) über ihren Möglichkeiten gelebt haben. Ein Zugeständnis an den Trend Es kamen erschwerte Bedingungen dazu. Christe beurteilt das Niveau an der Spitze als unüblich herausragend. «So hoch wie noch nie in meiner Aktivzeit», betont der 29-Jährige, der seit seinem 16. Altersjahr NLA-Matches bestreitet. Parallel dazu beobachtet er eine zunehmende Ausgeglichenheit. Auffallend viele Partien seien hart umkämpft. Und einen «sicheren Punktelieferanten», wie es in der Regel der Aufsteiger gewesen war, gibt es nicht mehr. Lugano, das Veyrier ersetzt hatte, führt die Tabelle an. Diese Ausgangslage liess Peter Weibel, Betreuer in Wil und damit beim Playoff-Finalisten 2010/11, eine sonderbare Prognose machen: «Entweder kämpfen wir um den Meistertitel oder gegen den Abstieg.» So üppig ist die Bandbreite bei den Young Stars nicht, vielmehr ergibt sich eine Konsequenz daraus: Sie sind einem noch grösseren Druck ausgesetzt. Am Ursprung der Leistungssteigerung und des Zusammenschlusses steht, dass das Gros der acht NLA-Teams mächtig aufgerüstet und sich dabei vornehmlich auf dem ausländischen Markt bedient hat. In der Sommerpause überboten sich Neuhausen, Kloten, Lugano oder Meyrin gegenseitig mit Meldungen über smarte Transfers. Momentan bereichert eine Melange von Spielern aus Deutschland, Italien, Schweden, Rumänien und Frankreich die Liga, was durchaus in Christes Sinn nach mehr Professionalität ist. Aber diese Entwicklung zwingt zum Handeln. Auch die Young Stars, die lange hinterherhinkten, nach elf Jahren ohne Verstärkungen nun aber wieder einen Ausländer unter ihre Fittiche nahmen. Die Verpflichtung des früheren Jugendnationalspielers Anders Holm (29) aus Schweden war für den Verein ein Glücksfall und eine Option, nicht vor dem ersten Ballwechsel aller Chancen beraubt zu sein. Sie beisst sich allerdings mit der Philosophie, konsequent auf Eigengewächse zu setzen. «Ohne diese Konzession wäre es nicht gegangen, es stösst zu wenig nach», entgegnet Christe. Und es ist ein Kompromiss in doppelter Hinsicht: «Holm wird nur zu den Spielen eingeflogen. Die Idee, dass wir im Training von ihm als Sparringpartner profitieren könnten, ist nicht umsetzbar.» Nervenspiel an der Tischplatte Nach längerer Anlaufzeit war Holm am Wochenende die erwartete Teamstütze. Bislang belief sich seine Erfolgsquote auf mediokren 50 Prozent. Im Zürcher Duell fand die Nummer 1 keinen Bezwinger, holte etwa gegen Christian Ohlsson einen 0:2-Satzrückstand auf und wehrte Matchbälle ab. In der anderen Marathonbegegnung gegen Wil von ebenfalls über dreistündiger Dauer verpasste er nur gegen Christian Hotz den Punkt. «Auf ärgerliche Weise», wie er einräumte, denn er gab einen 2:0-Vorsprung preis. «Abgesehen davon konnte sich Anders in allen engen Partien beweisen. Diesen Killerinstinkt liess er in den ersten Runden noch vermissen», sagt Christe. Im Sog von Holm steigerte sich Basil Lörtscher von erst einem zu drei Einzelsiegen. Und Christe schrammte beim 2:3 gegen Hotz an einer Überraschung vorbei. Er haderte im Entscheidungsdurchgang mit der verspielten 10:7-Führung und brauchte einen Moment, um seine Gedanken sortieren zu können. Nach «diesem unglaublichen Wechselbad der Gefühle», streicht er aber die positiven Emotionen und den Aufwärtstrend hervor. Negativ daran ist nur, dass die Young Stars trotz der drei eroberten Punkte auf dem Abstiegsplatz verharren. Michael Christe beschreibt seine Gefühlswelt als gespalten. Foto: Nicola Pitaro
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