Geldberater: Der Marktschrei(b)erAryztas neue Rezeptur geht auf
Partners Group überholt die CS +++ Tecan gehört zu den Corona-Gewinnern +++ Luxus-Krösus LVMH spielt in eigener Liga +++ BKW ist gut positioniert.

Aryzta: Kaufen
Freudentage bei den Aktionären von Aryzta: Die Titel des seit langem kriselnden Gipfelibäckers sind in den letzten Wochen stark gesucht. Sie gehören offiziell auch nicht mehr zum etwas verpönten Kreis der «Penny Stocks»-Aktien, die nur ein paar Rappen wert sind. Mein Zwischenfazit zum neuen Management um Urs Jordi ist durchwegs positiv. Es scheint das richtige Rezept und die passenden Zutaten für den Turnaround gefunden zu haben. Jüngste Beweise dafür sind das hohe Tempo beim Verkauf von Unternehmensteilen und operative Verbesserungen in Regionen, wo das Virus unter Kontrolle ist. Eine schlankere und effizientere Aryzta wird profitieren, wenn auch in Europa Restaurants und Hotels wieder öffnen können, um ihren Kunden Backwaren zu servieren. Wer wie die beiden neuen Aktionäre Peter Spuhler und Jacobs Holding eine langfristige Perspektive mitbringt, kann trotz des starken Kursanstiegs immer noch einsteigen. Nach vielen mageren Jahren sehe ich bei Aryzta weiterhin Potenzial. Kaufen
Partners Group: Kaufen
Die gut geölte Maschine Partners Group lässt sich trotz Corona nicht aus dem Takt bringen. Zwar hat der erfolgsverwöhnte Vermögensverwalter für nicht börsenkotierte Anlagen 2020 weniger investiert und schlussendlich unter dem Strich weniger verdient. Wichtiger als der Blick in den Rückspiegel sind für mich allerdings die zukünftigen Aussichten. Hier stimmt die Richtung: Die weiterhin niedrigen Zinsen spielen dem Zuger Unternehmen in die Hände. Die Kunden von Partners Group, hauptsächlich Pensionskassen, Staatsfonds und ultrareiche Privatkunden, wollen auch weiterhin in diese Anlageklassen investieren. Der Vorteil: Die Gelder sind typischerweise zwischen 5 und 12 Jahre gebunden, was die zukünftigen Erträge des Investmentspezialisten stabilisiert. Das alles hat jedoch seinen Preis. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 30 Milliarden Franken ist Partners Group an der Börse mittlerweile mehr wert als die Grossbank Credit Suisse. Die Titel sind stattlich bewertet. Angesichts des langfristig ausgerichteten Geschäftsmodells ist das für mich aber gerechtfertigt. Kaufen
Tecan: Kaufen
Es gibt klare Corona-Gewinner. Zu diesen gehört Tecan. Kurzarbeit ist für das Unternehmen ein Fremdwort. Der Ausrüster von medizinischen Labors wird mit Bestellungen von Virus-Testgeräten überhäuft. Der Auftragseingang nahm im zweiten Halbjahr 2020 etwa um die Hälfte zu. Das Geschäftsjahr brach alle Rekorde. Unter dem Strich stieg der Gewinn mehr als 40 Prozent. Nur mit der Dividende ist das Medizintechnikunternehmen knausrig. Sie wird nur 10 Rappen auf 2.30 Franken erhöht. Nicht viel mehr als ein Viertel des Gewinns wird ausgeschüttet, üblich ist mindestens ein Drittel. Doch das Unternehmen will das Pulver trocken halten für Übernahmen. Es könnte bis eine Milliarde lockermachen. Zumindest für dieses Jahr bleiben die Aussichten intakt. Das Management rechnet mit einem Umsatzwachstum von 5 bis 15 Prozent in Lokalwährung. Ich erwarte eher den oberen Wert. Zudem sollte es Tecan gelingen, die Betriebsgewinnmarge mindestens zu halten. Darüber hinaus wird das Unternehmen von einem Imagegewinn der Diagnostik profitieren. In vielen Ländern besteht Nachholbedarf. Kaufen
LVMH: Kaufen
Man muss es neidlos anerkennen: LVMH spielt im Luxusbereich in einer eigenen Liga. Nun hat der französische Gigant gar Nestlé als höchstbewertetes Unternehmen in Europa abgelöst. Daran dürfte sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Denn Marken wie Louis Vuitton, Christian Dior und Bulgari sind seit ein paar Jahren gefragter denn je, dazu kommt neu die Schmuckmarke Tiffany. Zwar hinterliess das Pandemiejahr auch bei den Franzosen Bremsspuren, diese waren aber vergleichsweise moderat. Der Umsatz verringerte sich um 17 Prozent, der Gewinn sank 35 Prozent. Bei den Schweizer Konkurrenten Swatch Group und Richemont fielen diese Rückschläge deutlich höher aus. Dank der breiten Abstützung im Luxusbereich von Lederwaren über Spirituosen bis zu Uhren und Schmuck ist LVMH für den Aufschwung gerüstet. Sobald die Touristen zurückkommen, werden auch Shops wie Sephora oder DFS wieder positive Zahlen schreiben. Zudem haben die LVMH-Aktien gemäss Bank of America in Phasen mit steigenden Zinsen stets besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Die Titel gehören als Langfristanlage ins Depot. Kaufen
BKW: Kaufen
Vor vier Jahren habe ich zum Kauf von Aktien der BKW geraten. Wers getan hat, konnte seine Investition seither mehr als verdoppeln. Auch 2020 ging es weiter aufwärts: Im Corona-Jahr steigerte der Berner Energiekonzern den Umsatz um 9 Prozent und den operativen Cashflow gar um 24 Prozent. Die Strategie von Chefin Suzanne Thoma zahlt sich aus. Seit 2013 hat sie den Stromversorger zum Energiekonzern umgebaut, in dem Dienstleistungen inzwischen fast die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Kritiker fragen: Ist nun der Zenit erreicht? Das Wachstum wurde mit zahlreichen Übernahmen erkauft. Damit erntet BKW von KMU aus der Region viel Kritik. Sie fordern die Abspaltung der Sparte Dienstleistungen vom staatlich getragenen klassischen Stromgeschäft. Der Kanton hat sich als Mehrheitsaktionär positioniert und schlägt vor, den gesetzlich vorgegebenen Anteil an BKW von 51 bis 60 Prozent auf 34 Prozent zu senken. Der Zeitpunkt zum Verkauf von ein paar Aktien scheint nicht schlecht. Und doch bin ich überzeugt: Es wird noch weiter aufwärtsgehen. Beim Umbau der Energieversorgung gibt es noch viel zu tun; BKW ist hierfür gut positioniert. Kaufen
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung.
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