Arno und seine drei Musketiere
Kolumne Kent Ruhnke Die Kloten Flyers wurden nicht zum Lazarus der Moderne. Sie hätten eine Auferstehung biblischen Ausmasses gebraucht, um den Final nach einem 0:3 noch zu gewinnen. Sie ist nicht passiert. Stattdessen entführten Reto von Arx und Co. den Pokal zum fünften Mal innert zehn Jahren in die Berge. Die Davoser Wandlung zum Meisterteam begann 2001, als Arno Del Curto die Nordamerika-Rückkehrer Reto von Arx und Michel Riesen sowie die Zuzüge Josef Marha, Benjamin Winkler und Björn Christen begrüsste. Innert einer Saison verwandelten sich die Bündner von einem mittelmässigen NLA-Team zu Champions. Eine alte Coaching-Weisheit besagt: «Nicht jeder Trainer kann mit guten Spielern gewinnen. Aber keiner kann es ohne sie tun.» Der HCD dieses Millenniums ist das perfekte Beispiel dafür. Seit ihrer Premiere laden die Davoser immer wieder nach und fahren fort mit dem Gewinnen. Aber natürlich ist das nicht so einfach, wie es tönt. Arno Del Curto hat seine grundlegende Strategie in 15 Jahren nie verändert. Er lässt ein konsequentes 2-3-System spielen, bei dem die Center immer gegen hinten absichern und die Flügel konsequenter forechecken und härter checken als bei jedem anderen NLA-Team.Arnos Center, die drei Musketiere mit Namen von Arx, Marha und Sandro Rizzi, erfüllen Jahr für Jahr dieselbe Rolle: Sie stehen zurück, putzen in der eigenen Zone aus und schlagen zu, wenn die stürmischen Flügel Lücken beim Gegner provoziert haben. Es ist meist ein undankbarer Job. Und ich glaube nicht, dass Starcenter wie Christian Dubé oder Josh Holden eine solch defensive Aufgabe so konsequent erfüllen würden. Sie würden sich vorkommen wie in einer Zwangsjacke. Die drei Davoser Musketiere aber tun es gerne – und werden damit belohnt, öfter als ihre Berufskollegen Champagner aus dem Pokal schlürfen zu dürfen. Der HCD hat eine ausgezeichnete Balance zwischen «Klempnern» und Künstlern. Ich weiss nicht, ob es beabsichtigt ist oder nicht, aber sie haben immer einen Rechtsschützen neben ihren Mittelstürmern. In Kanada stehen Rechtsschützen im Ruf, begnadetere Goalgetter zu sein. Es kann also kein Zufall sein, dass Flügel wie Peter Guggisberg, Jaroslav Bednar und Petr Sykora aus dem aktuellen Meisterteam oder Michel Riesen und Lonny Bohonos aus früheren, alle Rechtsschützen, für die Tore sorgten, die die starke defensive Organisation ideal ergänzten. Und wie wir gegen Kloten sahen, verpassen diese Spieler nicht viele Chancen.Die «special teams» waren in der Finalserie die Trumpfkarte des HCD. Und die Davoser Umstellungen im Powerplay in Spiel 6 führten uns vor, wie erfahren und beweglich dieses Team ist. Normalerweise spielen sie in Überzahl ein 1-3-1 mit einem Mann an der blauen Linie, drei in einer Reihe vor dem Tor und einem daneben. Doch Kloten hatte es in den Partien zuvor geschafft, den Weg zum Tor zu blockieren, einen «Stau» vor Ronnie Rüeger zu kreieren, sodass die Davoser nicht mehr zum Netz vordrangen.Deshalb stellte Del Curto um zu einer «Boxplus 1», bei der vier Spieler ein Rechteck bilden und nur noch einer (Guggisberg) vor dem Tor lauert. Dies zwang die Flyers im Boxplay dazu, sich wieder weiter weg vom Tor zu verteilen.Die Taktik der Davoser ging auf. Sie fanden so immer einen freien Mann zum Direktschuss – und Marha und zweimal Guggisberg trafen. Die Flyers hatten kein Rezept gegen diese Strategie und fanden keine Lösung beim eigenen Powerplay. Wie oft traf ein Schuss von der blauen Linie Leonardo Genoni am Bauchnabel, ohne dass ein Klotener vor ihm stand? Viel zu oft! Die Eindimensionalität im Überzahlspiel und die Unfähigkeit, sich auf die Davoser Veränderungen einzustellen, kosteten die Flyers die Chance auf den Titel.Das Niveau des Finals war nicht das höchste, aber er war unterhaltsam. Kloten hätte verdient, das zweite Spiel zu gewinnen. Wenn das Leben fair wäre, gäbe es heute ein siebtes Spiel in Davos. Doch die Bündner haben wieder einmal gezeigt, dass sie den besten Kern von Topspielern haben. Sie schauten allerdings etwas älter aus. Wir alle hatten das Gefühl, sie könnten noch besser spielen, sie feuerten nicht mehr aus allen Zylindern. Vielleicht müssen wir realisieren, dass die drei Musketiere schon Mitte 30 sind. Da funktionieren die Hände nicht mehr ganz so geschmeidig. Und bald merkt man auch, dass man nicht mehr so schnell von A nach B gelangt. Wie Michael Jordan einst sagte: «Wenn du ein Champion sein willst, musst du es von dir erwarten.» DieseErwartung lebt in Davos seit zehn Jahren immer weiter. Und man wird sie weiter hegen und pflegen. Man darf sich allerdings fragen, wie lange sich diese grossen Spieler wie Reto von Arx noch mit ihrem blanken Willen vorantreiben können. Sie sind grosse Champions, aber bald dürfte anderswo eine Generation von Spielern heranwachsen, die das auch werden will. Ihre Zeit wird kommen. Kent Ruhnke wurde mit Biel (1983), dem ZSC (2000) und Bern (2004) Meister. «Dies ist der Artikeltext. Er wiederholt sich jetzt mehrfach. Ein Weiterlesen ist nicht Die Umstellungen im Powerplay zeigten,wie erfahren und beweglich der HCD ist.
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