Impftrödelei in BaselApotheker sind verärgert – Hausärzte drohen mit Boykott
Erst ab Mitte August dürfte das Monopol des Impfzentrums für Corona-Impfungen fallen. Apotheker kritisieren deshalb das Gesundheitsdepartement. Und Hausärzte verweigern das Impfen, falls sie finanziell ungenügend entschädigt werden.

M wie Meconex, M wie Monopol: Die Firma, die das Impfzentrum in der Messe Basel betreibt, darf noch immer als einzige Institution in der Stadt den Menschen Injektionen gegen das Coronavirus verpassen. Dies nervt viele Leute. Denn andere Kantone haben längst Apotheken und Hausärzte in ihre Impfstrategie eingebunden. In Solothurn gibt es sogar Drive-in-Impfzentren.
Dabei hatte das Gesundheitsdepartement am 3. März noch versprochen: «Ab voraussichtlich Mai dürfen Impfungen in Basel-Stadt auch in Hausarztpraxen und Apotheken möglich sein.» Vergangene Woche allerdings relativierte das Departement seine Ankündigung: «Wir sind mit der Medizinischen Gesellschaft und dem Apothekerverband im Gespräch, das Impfen mittelfristig in einen Regelbetrieb zu überführen», lautete die Antwort auf die Frage der «Basler Zeitung», wann endlich Schluss sei mit der Impftrödelei.
«Mittelfristig» – das bedeutet: Diesen Monat kann sich noch niemand in der Apotheke oder beim Hausarzt impfen lassen. Aber vielleicht im Juni? Lydia Isler-Christ, Präsidentin des Baselstädtischen Apothekerverbands, LDP-Grossrätin und Inhaberin der Sevogel-Apotheke, lässt jetzt auch diese Hoffnung zerplatzen wie einen Luftballon. «Wir werden frühestens nach den Sommerferien Impfungen in den Apotheken anbieten können», erklärt sie auf Anfrage der «Basler Zeitung». «Frühestens nach den Sommerferien» – das heisst: ab Mitte August. Die Medizinische Gesellschaft Basel geht ebenfalls davon aus, dass ihre Mitglieder erst dann Impfungen vornehmen dürfen.
«Warum ist das in Basel nicht möglich?»
Dabei wachse der Unmut der Kunden täglich, sagt Lydia Isler-Christ: «Viele fragen, ob sie in der Apotheke eine Impfung erhalten können, und reagieren frustriert, wenn wir sie abweisen müssen.»
Lydia Isler-Christ ärgert sich selber auch, dass der Impfstart immer weiter hinausgeschoben wird. «Es gibt aus meiner Sicht keinen stichhaltigen Grund, dass man sich noch nicht in den Apotheken impfen lassen kann», kritisiert sie das Gesundheitsdepartement. «Die Tiefkühlung ist kein Problem. Auch die Tatsache nicht, dass eine Ampulle Impfstoff für mehrere Injektionen enthält. Ist die Ampulle angebrochen, können Apotheker den gesamten Inhalt problemlos verbrauchen; sie sind in dieser Hinsicht bereits gut organisiert.»
Die Apothekerverbands-Präsidentin ist ebenso frustriert wie ihre Kunden. Das wird deutlich, wenn sie sagt: «Im Kanton Zürich rennen die Leute den Apotheken derzeit die Türen ein, um sich impfen zu lassen. Andere Kantone schaffen es also, die Apotheken in die Impfstrategie einzubinden. Warum das in Basel nicht möglich ist, bleibt für mich unerklärlich.»
Kritik am Impfzentrum
So weit, so schlecht. Aber es kommt noch dicker. Der Verband der Hausärzte beider Basel (VHBB) droht – obwohl seine Mitglieder noch keine Impfungen durchführen dürfen – bereits vorsorglich mit einem Impfboykott. «Der Vorstand des VHBB empfiehlt, in den Haus- und Kinderarztpraxen keine Impfungen durchzuführen, solange die Entschädigung nicht mindestens kostendeckend ist», heisst es in einer Stellungnahme, die der BaZ vorliegt. Der Bund will den Ärzten 24.50 Franken pro Impfung zahlen. Laut VHBB müsste eine Impfung aber mit 48 bis 60 Franken entschädigt werden.
Streit um die Ausweitung der Impfmöglichkeiten, Streit ums Geld – da scheinen die Verhältnisse im Impfzentrum fast schon eine Lappalie zu sein. Ein Leser, der seinen betagten Vater kürzlich ins Impfzentrum begleitete, schrieb der BaZ, das «Gehoppel von Wartestuhl zu Wartestuhl» sei «für die vielen gehbehinderten Menschen irgendwie entwürdigend» und auch aus infektiologischer Sicht fragwürdig. Der Leser bot Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger eine unentgeltliche Analyse der Abläufe im Impfzentrum mit Verbesserungsvorschlägen an. Engelbergs Assistentin lehnte das Angebot dankend ab.
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