
Als Joe Biden im Januar ins Weisse Haus einzog, so berichtet das «Wall Street Journal», wollte er Angela Merkel damit ehren, dass er sie als erste ausländische Politikerin anrief. Nicht Macron, nicht Johnson, nicht Putin, nicht Xi Jinping. Doch Merkel liess ihm ausrichten, das komme ihr gar nicht gelegen: Der Termin wäre auf den Freitagnachmittag gefallen, und sie hatte vor, dann in ihrer Datsche in der Uckermark etwas zu gärtnern, vielleicht lag auch ein Spaziergang im Wald drin, aber sicher kein Telefonat mit dem nach wie vor einflussreichsten Mann der Welt. Also versuchte es Biden am Montag, nachdem er viele andere Politiker angerufen hatte, wovor Merkels Berater gewarnt hatten. Man vergab sich etwas, meinten sie. Doch Deutschlands aussenpolitisches Interesse wog leichter als die Freizeitgestaltung der Kanzlerin.
Kolumne von Markus Somm – Angela Merkels bescheidene Bilanz
Die deutsche Kanzlerin löste nichts und bewegte nichts – sie sass nur aus. Und sie überlässt der Nachwelt eine Zeitbombe, die irgendwann hochgehen dürfte.