Baselbieter Schwinger tritt abAndreas Henzer: Jetzt ist definitiv Schluss!
Vor 25 Jahren hat der Schwinger aus Schönenbuch seinen ersten Kranz gewonnen. Nun beendet der 42-Jährige beim Baselstädtischen Schwingertag eine schillernde Karriere.

Aufhören, das hat Andreas Henzer schon mehrmals wollen. 2018 wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, beim Baselbieter Kantonalen in Schönenbuch. Dort, wo der heute 42-Jährige praktisch sein ganzes Leben verbracht hat. Dort, wo er zusammen mit Bruder Michael, der 2014 vom Schwingsport zurücktrat, in all den Jahren den Nationalsport populärer machte.
Doch dann kommt wenige Tage vor der Derniere der Beinbruch. Und das Saisonaus. Aufzuhören, ohne sich richtig zu verabschieden, das passt nicht in die Pläne des Turnerschwingers. Also kämpft er sich durch die Reha, steigt wieder in das Sägemehl. Doch es folgt der nächste Bremser: Corona. Wieder stellt sich der Metzger die Frage, ob er seinem Körper die Strapazen des Nationalsports noch antun soll. Denn: Der Rücken ist seit langem Henzers Problemzone. Auch in diesem Jahr begleiten ihn diese Schmerzen. Beim 1.-Mai-Schwinget in Oberdorf verstaucht er sich das Genick, «seither muss ich noch mehr beissen».

«Beissen», das hat Henzer in seiner Karriere immer müssen. Ja, es ist zu seinem Markenzeichen geworden. Kaum ein Zweiter beherrscht das Defensivschwingen so gut wie er. Am Sonntag beim Solothurner Kantonalfest in Nunningen gewinnt er einen Gang, die restlichen fünf «stellt» er, es gibt also keinen Sieger. Möchten die Einteilungsrichter einen guten Schwinger ausbremsen, stellen sie diesem den Baselbieter entgegen. Gegen den «Henzer in den besten Tagen» ist für die meisten nichts zu holen. Darauf ist Henzer stolz.
Die makellose Bilanz am Unspunnen und am Kilchberger
In den erfolgreichsten Saisons hat er «zwei, maximal drei» Gänge verloren. Im 2022 geht es für ihn darum, «sich als alter Herr gegen die Jungen keine Blösse zu geben». Dieser Kampfgeist ist tief drin bei Henzer. Noch heute schwärmt er von seinen zweimaligen Teilnahmen am Unspunnenfest und am Kilchberger Schwinget, an denen er kein einziges Duell verloren hat. Dazu kommen sechs Teilnahmen an Eidgenössischen Schwingfesten.
Nun aber ist an Auffahrt definitiv Schluss. Weil das «Baselstädter» zu seinen Lieblingsfesten zählt, hat er diesen Ort des Abschieds gewählt. Nochmals in Pratteln am Eidgenössischen anzutreten, ist für ihn keine Option, auch wenn es das Heimfest mit einer besonderen Note wäre. «Ich möchte den Jungen den Platz nicht wegnehmen, vielmehr möchte ich sie begleiten.» Das tut der Technische Leiter des Schwingclubs Binningen schon lange. Und er ist stolz darauf, dass nun etwa mit den Brüdern Odermatt wieder Talente nachrücken, «an denen wir viel Freude haben werden».
Eines ist sicher: In irgendeiner Form wird Henzer dem Schwingen verbunden bleiben. Dem Sport, der ihn in den letzten 30 Jahren so sehr geprägt hat. 70 Kränze sind es inzwischen, die er sammeln durfte. «Eine schöne Zahl», findet Henzer. Sein wichtigster Erfolg datiert aus dem Jahr 2007, da er in Wintersingen das Baselbieter Kantonale gewinnen kann. Am Eidgenössischen reicht es ihm aber nie in die Ränge, doch zählt für ihn anderes: Als Nicht-Eidgenosse stellt er gegen die Schwingerkönige Silvio Rüfenacht, Kilian Wenger und Matthias Sempach. Das liest sich gut in seinem Palmarès.
Vielleicht gelingt dem Baselbieter im Kleinbasel nochmals ein Exploit. Doch wichtiger ist für ihn, «gesund» aufzuhören. Viele Freunde und Bekannte werden am, so Henzer, «Banntag von Basel» vorbeikommen, um ihm ein letztes Mal nach einem geglückten Gang die Hand zu schütteln. Es sind Momente, die Andreas Henzer geniesst. Aber auch vermissen wird. «Die Traurigkeit des Aufhörens ist da», sagt Henzer. Doch dann besinnt er sich auf seine bald 43 Jahre und den Fakt, dass seine Widersacher seine Söhne sein könnten. Und dass er nach den Nordostschweizern Stefan Burkhalter (47) und Arnold Forrer (43) der drittälteste Aktive ist. «Unter normalen Umständen würde ich ja gar nicht mehr schwingen.»

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