Amokfahrer von der Polizei verhört
Einen Tag nach der tödlichen Amokfahrt in Graz wurde der 26-jährige Täter erstmals befragt. Dabei habe er Anzeichen einer Psychose gezeigt und sehr ausweichend geantwortet.
Unzählige Lichter säumen die Herrengasse in der Grazer Innenstadt. Die Stimmung ist bedrückt, gesprochen wird nur leise. Die meisten Teilnehmer stellten sich schweigend um Kerzen auf. Angehörige und Anwohner trauern um die Opfer der Bluttat vom Samstagmittag. Während fünf Minuten raste ein 26-Jähriger durch die Innenstadt, tötete drei Passanten und verletzte 34 Menschen. Mehrere Erwachsene schweben noch in Lebensgefahr. Zwei Kinder befanden sich am Sonntagnachmittag noch auf der Intensivstation, ihr Zustand sei aber stabil, hiess es seitens des Spitals.
Eines der ersten Opfer war der 28-jährige Adis D., der zusammen mit seiner frisch angetrauten Frau Adisa durch die Innenstadt spazierte – beide wurde überfahren. Adis starb noch auf der Unfallstelle, seine Frau liegt im Koma. «So endet das junge Glück», sagte eine der Angehörigen laut der österreichischen «Kleine Zeitung» zu Journalisten. Im örtlichen Spital kämpfen die Ärzte noch um das Leben von sechs der insgesamt 34 Verletzten. Eine von ihnen hatte am Samstag ihren 21. Geburtstag.
Täter antwortete ausweichend
Einen Tag nach der tödlichen Amokfahrt hat die österreichische Polizei den 26-jährigen Täter erstmals verhört. Der Mann habe dabei Symptome einer Psychose gezeigt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Kroschl. Er habe zudem ausweichend geantwortet. Der Mann werde in Gewahrsam bleiben und am Montag einem Richter vorgeführt werden. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, der Mann sei noch nicht vernehmungsfähig.
Der 26-Jährige arbeitet als LKW-Chauffeur und wohnt in der Nähe von Graz. Laut Polizeidirektor Josef Klamminger war er bereits zuvor «als gewaltbereit in Erscheinung getreten». Der Mann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er wurde von der Polizei am 28. Mai 2015 wegen häuslicher Gewalt von seinem Wohnsitz weggewiesen.
Der Amokfahrer scheint seine Opfer alle nicht gekannt zu haben. Nach Polizeiangaben wurden bisher politische, religiöse oder extremistische Motive aufgrund seiner Vorgeschichte ausgeschlossen. Es handelte sich um einen Einzeltäter, wobei nun ein psychologisches Gutachten eingeholt werde, sagte Klamminger. Es wird vermutet, dass die familiären Konflikte eine akute Psychose bei dem Mann auslösten. Seine Frau verliess nach der Wegweisung mit den Kindern das Land.
37 Opfer in fünf Minuten
Laut dem Grazer Polizeikommandanten Kurt Kemeter begann der 26-Jährige seine Amokfahrt um 12:15 Uhr. Er raste mit seinem grünen Geländewagen durch die halbe Innenstadt.«Der Fahrer beschleunigte bis zur einer Kreuzung, fuhr auf den Gehsteig und rammte zwei Personen, wobei eine davon getötet wurde.» Danach fuhr der Täter weiter und wollte auf Höhe einer Synagoge einen weiteren Passanten anfahren. Dieser konnte sich hinter einer Säule in Sicherheit bringen und wurde nur leicht verletzt.
Dann raste der Mann weiter, stoppte bei einer Grünanlage und attackierte mit einem Messer ein Pärchen, das gerade ein Geschäft verliess. Dabei wurde der Mann schwer, seine Freundin leicht verletzt. Nach weiteren Attacken lenkte der Amokläufer in die Herrengasse ein, fuhr «mit hohem Tempo» hindurch und tötete dort eine Velofahrerin und einen vierjährigen Jungen. Zudem krachte der Lenker in ein Restaurant, wo er acht Menschen verletzte. Laut Augenzeugen fuhr der Täter mit rund 100 km/h durch die Gasse.
Entgegen einiger Darstellungen vom Samstagnachmittag stellte sich der Mann nicht freiwillig der Polizei. Polizisten mussten ihn offenbar aus dem Wagen holen, worauf er sich aber dann widerstandslos festnehmen liess, wie am Sonntag bekannt wurde.
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