Am Zehen nuckeln geht nicht
Keine Nippel, keine Penisse. Dennoch hat Youtube einen Erotikfilm der feministischen Pornoregisseurin Erika Lust gelöscht. Diese lässt das nicht auf sich sitzen.
Mitte Mai lud die Pornoregisseurin Erika Lust einen Kurzfilm auf Youtube. «Do You Find My Feet Suckable?» heisst das Stück. Es ist fünf Minuten lang, zusammengeschnitten aus einem längeren Clip. Ein Mann und eine Frau sitzen sich in einer Bibliothek gegenüber, die beiden flirten. Sie stellt ihm die titelgebende Frage, etwas später nuckelt er auch wirklich an ihren Zehen. Keine Nippel, kein Penis, kein expliziter Sex.
Somit sollte der Kurzfilm eigentlich den Auflagen von Youtube genügen. Tatsächlich blieb Lusts Clip gut vierzehn Tag auf dem Videoportal. Und wurde dann vor ein paar Tagen doch gelöscht. War das Am-Fuss-Nuckeln für Youtube plötzlich doch zu viel?
«Gewalt ist in Ordnung, Spielerisches nicht»
Das wollte die Regisseurin vom Portal wissen und wandte sich mit einem Video an Youtube. Darin prangert sie die Scheinheiligkeit des Videokanals gleich mit Beispielen an: Rap-Videos mit nackten Frauen? Ist okay. Werbevideos für Penispumpen? Ist okay. Getarnte Hardcore-Pornografie? Ist okay. Die Ironie der Geschichte: Nach wenigen Tagen löschte Youtube auch dieses Video; vermutlich weil Erika Lusts Material zur Beweisführung zu explizit war.
Für Lust ist klar, dass das Zensurverhalten von Youtube symptomatisch für eine Gesellschaft ist, die sich nicht wirklich ernsthaft mit Sexualität auseinandersetzen will: «Gewalt und Chauvinismus gehen in Ordnung, Spielerisches und Künstlerisches nicht.» Das Thema ist allgegenwärtig im Schaffen von Lust. Die Schwedin studierte Politikwissenschaften und begann vor zwölf Jahren, Erotikfilme zu drehen. Ihr Motto: In der Pornografie muss sich etwas ändern. «Die Pornos funktionieren immer nach demselben Muster. Männer sind die Protagonisten, Frauen sind die Fickhäschen», sagte sie zu «Vice Canada».
Erika Lust spricht in Wien darüber, was in der Pornografie falsch läuft.
Galionsfigur feministischer Pornografie
Deshalb produziert Lust Filme, die Sex als Erfahrung zweier gleichberechtigter Partner zeigen. Damit ist sie in den vergangenen Jahren zu einer der Galionsfiguren der feministischen Pornografie geworden. Und für ihre Serien «XConfessions» lässt sie sich von Erzählungen inspirieren, welche Menschen anonym auf ihrer Website erzählen. Diese Herangehensweise an Pornografie brachte der Schwedin schon zahlreiche Preise ein. Youtube scheint davon nicht beeindruckt zu sein. Erika Lusts Anfrage, weshalb ihr Kurzfilm gelöscht worden sei, beantwortete das Portal bisher nicht.
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