Dank Verein von StudentenAm Samstag können Armutsbetroffene gratis in Zolli
Geöffnet sein wird der Zoo Basel für alle Besucher. Bezahlen sollen aber nur diejenigen, die es sich leisten können.

Der Zoo Basel bietet diesen Samstag ein besonderes Angebot an: Alle Menschen, die sich das Eintrittsticket normalerweise nicht leisten können, dürfen gratis eintreten. Hinter dieser Aktion steckt eine Gruppe von jungen Leuten, mehrheitlich Studentinnen und Studenten, die aktiv etwas gegen die Armut in der Schweiz tun will. Dafür haben sie den Zollitag-Verein gegründet, der den Anlass organisiert.
Damit alles reibungslos verläuft, werden 78 Helferinnen und Helfer den Verein unterstützen. Sie arbeiten – wie das Organisationskomitee (OK) auch – ehrenamtlich. Trotzdem sei auch finanzielle Unterstützung nötig, sagt Luana Chanton vom OK. Diese komme von drei Hauptsponsoren sowie vielen weiteren Gönnern. Die Motivation sei, finanziell schlechter aufgestellten Menschen einen schönen Tag zu ermöglichen.
Für alle offen, aber nicht für alle gratis
Geöffnet sein wird der Zolli für alle Besucher. Bezahlen sollen aber nur diejenigen, die es sich leisten können. Dabei setzen die Organisatoren auf die Eigenverantwortung der Besucher: «Beim Eingang werden wir Flyer mit Fragen verteilen», sagt Chanton. Fragen wie: «Bestimmen Geldsorgen meine Freizeitplanung oder sogar meinen Alltag?»
«Ziel ist es, herauszufinden, ob sich die Person den Eintritt leisten kann oder nicht», erklärt Chanton. Es gebe keine fixe Grenze, und das Einkommen müsse auch nicht angegeben werden. Wer bei der Befragung angibt, sich den Eintritt nicht leisten zu können, profitiert von einem kostenlosen Zollitag-Ticket inklusive Gratisverpflegung auf dem Gelände.
Dass bei einem solchen System die Gefahr einer Ausnutzung besteht, weiss Chanton. Trotzdem sagt sie: «Ich habe grosse Hoffnung, dass das nicht passieren wird.» Dieser Optimismus beruht auf den guten Erfahrungen, die in einem ähnlichen Versuch im Hamburger Miniatur-Wunderland gemacht wurden: «Laut den Veranstaltern gab es dort finanziell keine Einbussen und kaum Ausnutzung», sagt sie.
Auch in der Schweiz gibt es Armut
Viel mehr als um die Risiken wolle sich der Verein sowieso um die positiven Aspekte der Aktion kümmern. Eine davon ist die Sensibilisierung: In der Schweiz, weltweit eines der reichsten Länder, werde das Thema Armut häufig unterschätzt. Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) liegt die Armutsgrenze bei 2259 Franken für Einzelpersonen und bei 3990 Franken für Familien mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern. Ein solcher Budgetplan lasse praktisch keine Ausgaben für Vorsorge, Freizeit oder Weiterbildungen zu. Daher sind Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, stark in ihrem Sozialleben eingeschränkt.
Davon betroffen sind in der Schweiz laut dem BFS 675’000 Menschen, was ungefähr acht Prozent der Bevölkerung entspricht. Um mehr Menschen auf den Anlass aufmerksam zu machen, wurden bereits einige Botschafter engagiert, die für den Zollitag Werbung machen. Darunter Fussballprofi Timm Klose (Norwich City), Samira Marti (SP-Nationalrätin) und Lukas Engelberger (Gesundheitsdirektor und Basler Regierungsrat).
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