Am Gefrierpunkt der Erinnerung
Die russische Autorin Lidia Ginsburg erkundet den Menschen in der Leningrader Blockade – in analytischer Schärfe. Aus der Not wächst Erkenntnis, um die niemand gebeten hatte.

Am 8. September 1941 schloss die Heerestruppe Nord einen Belagerungsring um Leningrad. Die Belagerung dauerte fast 900 Tage an. «Eine Kapitulation ist nicht zu fordern», gab die Wehrmacht-Führung als Parole heraus. Leningrad wollte nicht erstürmt werden; die Wehrmacht-Soldaten hockten vielmehr um die Stadt, warteten und versorgten sie – mit deutscher Pünktlichkeit – mit Bomben.