Als Überflieger in der Krise
Die bislang so unwiderstehliche Saison von Liverpool hat nach dem Aus in Cup und Champions League empfindliche Dämpfer erlitten. Das Ärgste könnte noch bevorstehen.
Das Aus kam mit Ansage. Liverpool, der Titelverteidiger, ist seit Mittwochabend raus aus der Champions League. Ein 2:3 im Rückspiel gegen Atletico Madrid, vor eigenem Publikum, vor in Fussballeuropa in diesen Corona-geprägten Tagen immer seltener vollen Rängen. Ein 2:3 nach 2:0-Führung auch, eine Niederlage, die beweist, dass aus dem als unerschütterlich geltenden Gefüge der Überflieger ein doch einigermassen verwundbares Team geworden ist.
Seit einigen Wochen tut sich Liverpool unerklärlich schwer. Die Niederlage im Hinspiel bei Atletico (0:1) schien wie ein kurzer Ausrutscher zur Halbzeit, nicht weiter schlimm. Zehn Tage später: die erste Niederlage in der Meisterschaft, 0:3 in Watford, der Nimbus war gebrochen und der Rekord von Arsenal, das die Saison 2003/04 unbesiegt beendete, ausser Reichweite. Aber eine Krise? Nein.
Die hat sich schleichend akzentuiert. Liverpool kassiert plötzlich Tore, kann das mit seiner unglaublichen Offensivkraft zwar oft ausgleichen, aber nicht immer. 0:2 bei Chelsea im bedeutsameren der beiden Pokal-Wettbewerbe, im FA-Cup. Zwei Siege in der Liga, ein 3:2 gegen West Ham, ein 2:1 gegen Brighton. Und dann das 2:3 gegen Atletico. Seit der Hinspielniederlage Mitte Februar blieben die «Reds» nie mehr ohne Gegentor, 12 waren es in sechs Partien, zwei pro Spiel im Schnitt. «Es lief bislang so gut für uns, weil wir hervorragend verteidigt haben», sagte Trainer Jürgen Klopp noch vor dem Aus in der Champions League.
Nach dem Einbruch seiner Mannschaft in der Nachspielzeit mit drei Gegentoren und einem empfindlichen Fehler von Keeper Adrian kritisierte Klopp die traditionell defensive Einstellung von Diego Simeones Atletico. «Ich verstehe einfach nicht, dass sie mit der Qualität, die sie haben, diesen Fussball spielen», sagte Klopp, auch wenn er anfügte, der Gewinner habe immer Recht. «Wenn ich Spieler wie Koke, Saul, Llorente sehe – sie könnten richtigen Fussball spielen.» Stattdessen stünden sie tief in der eigenen Hälfte und warteten auf Konter. Für Klopp war es die erste Niederlage in einem Champions-League-K.-o.-Vergleich in seiner Amtszeit als Liverpool-Coach.
Nicht ganz freiwillig also gilt bei Liverpool die Konzentration ab sofort der Meisterschaft. Sportlich ist diese so gut wie entschieden – bei neun ausstehenden Runden liegt Manchester City schon 25 Punkte zurück. Doch auch hier könnte die so märchenhaft gestartete Saison für Liverpool abrupt in einem Desaster enden und der erste Meistertitel seit 30 Jahren vertagt werden.
Wie lange wird noch gespielt?
In ganz Europa werden derzeit Ligen und Meisterschaften zwecks Eindämmung des Coronavirus unterbrochen oder abgesagt. Gemäss diversen Medienberichten spielt auch die Premier League schon am Wochenende vor leeren Rängen. Erste Länder spielen zudem mit dem Gedanken, Sportveranstaltungen komplett zu untersagen. Der Anflug einer sportlichen Krise würde für Liverpool dann doch ziemlich in den Hintergrund rücken.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch