Joggen mit SehbehindertenAls Tandem sicher ins Ziel
Der Verein Blind-Jogging begleitet sehbehinderte Menschen beim Joggen. Was vor sechzehn Jahren klein angefangen hat, ist inzwischen eine nicht mehr wegzudenkende Institution.

Es ist ein nächster Meilenstein. Mario Kämpfen und Andreas Zimmermann haben die Strecke zwischen dem Simplonpass und dem Lago Maggiore erfolgreich zurückgelegt. Fünf Tage lang. Zu Fuss. 2000 Meter bergauf. 3800 Meter bergab.
Umso bemerkenswerter ist dieses Projekt, da das Duo stark sehbeeinträchtigt ist. Eine Netzhautdegeneration begleitet die passionierten Läufer und Berggänger. Ihr Sehfeld ist eingeschränkt. Was sie aber nicht davon abgehalten hat, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie wollen die Mitmenschen dafür sensibilisieren, dass man auch als Sehbehinderter Grosses leisten kann. Möglich gewesen ist diese Parforceleistung auch dank der Begleitung von Wanderleitern und Jogging-Guides.
Ebenfalls involviert in das Ganze gewesen ist Gabor Szirt. Jener Mann, den man im Basler Laufsport nicht mehr vorzustellen braucht. Szirt präsidiert den «Lauftreff beider Basel», aber er orchestriert auch das nationale Blind-Jogging.
Der Start in der Breite
Sechzehn Jahre ist es inzwischen her, da Szirt den gemeinnützigen Förderverein blinder und sehbehinderter Läufer ins Leben gerufen hat. Szirt sagt: «Es gab für mich keinen Auslöser, ich habe einfach gemacht.» Er, selbst passionierter Läufer, habe beobachtet, wie sehbehinderte Läufer an Volksläufen Hindernisse mit der Hand oder dem Fuss ertasten mussten. «Das geht sicher auch anders», dachte sich Szirt und sprach im Breite-Quartier bei der Sehbehindertenhilfe Basel vor.

Mit drei Läufern startete schliesslich das Projekt am Rheinknie. Inzwischen sind es achtzig Läufer und hundert Guides, die in der Region Basel, Zürich, St. Gallen, Luzern und Bern unterwegs sind. Gekennzeichnet in orangen Westen, joggen die Tandems jeweils durch die Städte und über Land. Wobei Szirt sagt: «Meistens wird die Stadt so rasch wie möglich hinter sich gelassen, weil es zu gefährlich ist.»
Szirt weiss, wovon er spricht. Weshalb es als Guide auch dann höchste Konzentration braucht, um den sehbehinderten Joggingpartner an der Hand zu führen, wenn alles rund um das Duo ruhig scheint und die Unterlage keine Tücken wie Bordsteine zu kennen scheint. «Man muss stets vorausschauend laufen, und ich habe gelernt, den Kopf beim Joggen weder nach links noch nach rechts zu drehen, das ist zu gefährlich.» Eine Sekunde unachtsam zu sein, könne genügen, um den Läufer in eine gefährliche Situation zu bringen.
In der Regel aber harmonieren die Duos gut. Ja, es entstehen gar Freundschaften. Und dass die sehbehinderten Läufer auch Grosses zu erreichen imstande sind, haben nicht nur Kämpfen und Zimmermann gezeigt. Zieleinläufe beim Jungfrau- oder Boston-Marathon sind andere Meilensteine in der Bewegung der sehbehinderten Läufer. Es sind dies Meldungen, die Gabor Szirt freuen. Vor allem deshalb, weil es zeigt, dass seine Idee, sehbehinderte Menschen beim Laufen zu unterstützen, eine geniale Idee gewesen ist.
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